Ruth Linhart | Japanologie | Biographieprojekt Imai Yasuko
Imai Yasuko wurde 1933 geboren, erlebte den Zweiten Weltkrieg als Schülerin und studierte in den Fünzigerjahren des 20. Jahrhunderts japanische Literatur. Schon als Kind entschied sie sich zur Opposition gegen das Erziehungsideal der "guten Ehefrau und weisen Mutter" (ryôsaikenbo). Konsequent kämpfte sie gegen den Druck zur Heirat und verwirklichte ihren Berufswunsch, Wissenschaftlerin zu werden. Ihre Biographie, die sich methodisch an der "oral history" orientiert, spiegelt die Zeitgeschichte und Veränderungen der japanischen Gesellschaft und der Frauensituation der vergangenen 70 Jahre. Ausführliche lebensgeschichtliche Interviews sind der Ausgangspunkt für vielfältige Fragestellungen.
1) Vor dem Tagesanbruch für Frauen
Ich danke für die Möglichkeit, mein Biographieprojekt in
diesem Kreis vorzustellen.
Imai Yasuko wurde 1933 geboren, ist also jetzt
71 Jahre alt, war bis zu ihrer Pensionierung Literaturprofessorin an der
Shizuoka-joshi-tankidaigaku (Frauen-Kurzuniversität der Präfektur
Shizuoka, später unbenannt in Shizuoka-kenritsu-daigaku-tankidaigakubu) in
Hamamatsu und ist vor allem als Expertin für den japanischen Dichter
Ishikawa Takuboku bekannt geworden. Nach einem einjährigen Aufenthalt in
Wien 1976/77 begann sie Gender studies zu betreiben. Später unterrichtete
sie neben japanischer Literatur auch "joseigaku" (Frauenforschung), und ihre
Abschlussvorlesung am 4. Februar 1999 hieß "Nihonjin ni joseigaku wa naze
hitsuyô ka" (Warum brauchen die Japanerinnen und Japaner
Frauenforschung?)
Diese Vorlesung sowie viele andere ihrer Texte über
die Frauen- und Geschlechterproblematik enthält das soeben erschienene
Buch von Imai Yasuko "Onnatachi
no yoake mae - watashi no josei-ronshû" (Frauen vor dem Tagesanbruch
- Sammlung meiner feministischen Schriften). Dieses Lesebuch ihrer Texte zur
Frauenproblematik liegt hier auf und kann auch gekauft werden.
Weiters habe
ich zur Ansicht mitgebracht: einige Bücher und Publikationen von Imai
Yasuko, ihre Biobibliographie, die aus Anlass ihrer Emeritierung
zusammengestellt wurde sowie einige Fotos, die alle aus einem Familienalbum
stammen, das Frau Imais Mutter angelegt hat.
2) Derzeitiger Stand der Arbeit an der Biographie
Bei dem Projekt handelt sich um keine fertige Biographie. Wenn ich in der Projektbeschreibung im Internet unter "methodische Vorgehensweise" sage: "Vom Einzelschicksal von Imai Yasuko ausgehend werden mittels Literaturrecherche soziale und historische Bezüge hergestellt.", so bin ich jetzt im wesentlichen beim "Einzelschicksal".
Im Folgenden möchte ich Ihnen als erstes einiges über dieses "Einzelschicksal" erzählen, damit das Ganze nicht zu abstrakt wird, und anschließend beschäftige ich mich mit der Gattung Biographie bzw. den Zielsetzungen, Fragestellungen und Problemen des Projekts.
3) Blick auf den Lebenslauf der Imai Yasuko
Imai Yasuko wurde am 25. April 1933 in Tokyo geboren. Sie war die zweite Tochter des Ehepaares Imai Genshiro und Imai Yae. Yumiko, die ältere Schwester, wurde im März 1932 geboren, die jüngere Schwester Kaneko kam 1938 auf die Welt, der Bruder Kotarô 1939. Die Eltern hatten 1930 in Tokyo geheiratet. Es gibt ein Bild des Brautpaares, das, wie Imai Yasuko sagt, im Teikoku Hotel in Tokyo aufgenommen wurde. Der Vater Genshiro war zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt (1896 geboren), die Mutter Yae 22 (1908 geboren). Die Heirat war eine miai-kekkon. Zum Zeitpunkt der Heirat war der Vater im Landwirtschaftsministerium angestellt. Obwohl in Tokyo geboren verbrachte Imai Yasuko die ersten 40 Lebensjahre vorwiegend in Sapporo in Hokkaido, wohin die Familie knapp nach Yasukos Geburt übersiedelte.
Vater
Der Vater war Tierarzt und stammte aus dem Dorf Kitatachibanamura im Gumma-ken. Imai san betont, dass es sich bei der Familie des Vaters um ein "altes Haus", eine reiche Grundbesitzerfamilie handelt. Das Haus gehe auf einen gewissen Imai Kanehira zurück, der im Heike-monogatari vorkomme (also um 1200). Imai san erzählt: "Ich bin im Heimathaus meines Vaters gewesen: Ein sehr großes Haus, im Garten des riesigen Herrensitzes fließt ein Bach, Mühlräder klappern rundherum. Die Familie Imai gehörte zur Klasse der Grundbesitzer, welche die ganze Gegend beherrschten. Das heißt, die Macht zu herrschen hatte sie wahrscheinlich nicht, aber sie gehörte sicher zu einer Schicht, die in der Gegend großen Einfluss ausübte." In der Nähe habe auch die Familie der Frau des jetzigen Tennô, Shoda Michiko, gewohnt. "Es war vielleicht eine Tante von Michiko-san, die in unsere Familie einheiratete. Mein Vater war der vierte Sohn von zehn Geschwistern, und die Frau des sechsten Sohnes kam aus der Familie Shoda."
Während der Tokugawa-Zeit führte die Familie auch eine
"terakoya", also eine Tempelschule, und wirkte dadurch, wie Imai san sagt, an
der systemkonformen Erziehung der Jugend mit. Da dieses Haus sehr
vermögend war und der Vater nicht der älteste Sohn war, konnte er
studieren. Er habe die berühmte chugakkô von Maebashi besucht.
Anschließend studierte er an der Hokkaido-Universität Viehzucht.
Mutter
Die Mutter Yae hieß vor der Ehe Shimazaki und von Geburt Zusho. Sie stammte aus einer Samurai-Familie aus Satsuma. Ein Vorfahre hatte eine hohe Funktion im Satsuma-Daimyat. Es handelt sich dabei um Zusho Shozaemon, der zirka in der Mitte des 19. Jahrhunderts Selbstmord machen musste, weil er mit dem Ausland Handel betrieben und für seinen Fürsten große Einnahmen hereingebracht hatte. Diese ermöglichten eine aktive militärische Rolle in der Antibakufu-Koalition. Shozaemon nahm die Schuld gegenüber dem Shogunat in Tokyo auf sich, und so standen auch seine Nachfahren in der Gunst des Daimyats, das dann bei der Meiji-Restauration eine große Rolle spielte. Zusho Hirotake, ein Sohn oder Enkel, zeichnete sich dabei aus, hatte in der Meiji-Zeit in Tokyo ein großes Haus ("ein richtiges buke yashiki") im heutigen Minato-ku (siehe Familienfoto). Dieser Zusho Hirotake wurde erster oder zweiter Gouverneur von Hokkaido und soll dort wesentlich an der Gestaltung des heutigen Sapporo mitgewirkt und in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts Dr. William S. Clark nach Hokkaido gerufen haben, der den berühmten Ausspruch tat "Boys be ambitious!". Alle diese Geschichten muss ich aber erst nachprüfen. Angeblich besitzt der Bruder von Frau Imai Dokumente aus jener Zeit. Zusho Hirotake wurde nach der Rückkehr aus Hokkaido danshaku, Baron. (Der Adel nach westlichem Vorbild wurde 1884 eingeführt).
Die Mutter Imai Yasukos, Yae, blieb aber nicht lange in dieser Familie, sondern wurde mit drei Jahren in das "ie" der Familie Shimazaki gegeben. Die Ehegattin dort war eine Schwester ihrer wirklichen Mutter und konnte keine Kinder kriegen. Als älterer Bruder von Yae kam Yasumasa aus der Familie des Ehemannes, des Adoptivgroßvaters, in das Shimazaki-kôseki. Sie hatte aber auch einen jüngeren Bruder in ihrer Herkunftsfamilie, Goro, mit dem sie, wie Fotos zeigen, auch als Erwachsene im Kontakt war.
Tenkoku ni musubu koi
Dieser Bruder war Protestant und lernte in der Kirche Yûyama Yaeko kennen, ein schönes tuberkulosekrankes Mädchen, das mit dem Pfarrer verlobt war. Daraus wurde eine berühmte Liebesaffäre, die unter dem Titel "Tenkoku ni musubu koi" zweimal in Japan verfilmt wurde, und die Filmmusik von 1932 - das Jahr vor der Geburt Yasukos - wurde ein berühmter Schlager. Die beiden Liebenden begingen am Amagipass auf der Izu-Halbinsel Selbstmord, und wurden im Nachhinein noch vermählt. Diese romantische Geschichte sei in der Familie ein großer Skandal gewesen. Die Mutter verbot Yasuko später den Kirchenbesuch aus Sorge vor ähnlichen Verwicklungen.
Großvater
Die Mutter Yae habe ihren Adoptivvater sehr geliebt, erzählt Imai Yasuko. Dieser Mann war Eisenbahningenieur, kam als solcher weit in der Welt herum und habe einen großen Horizont gehabt. Imai san beschreibt immer wieder ausführlich die Schulbildung, die ihre Mutter in einer französischen Missionsschule namens Shirayuri jogakkô in Kochimachi- eine Nachfahrin gibt es heute noch in Tokyo - erhielt. Eine ausgezeichnete westliche Bildung, das Beste an Bildung, was damals für ein Mädchen erreichbar war, sei das gewesen. Sie habe aber die Mutter nicht davon abgehalten, ihre Kinder streng nach traditionellen japanischen Vorstellungen zu erziehen.
Dieser Großvater, Shimazaki Naoya, war seinerseits auch ein yôshi gewesen war, sei aus seiner Familie geflohen und habe sich mit "arubaito" den Besuch der Tokyo-Universität finanziert, wo er Elektrotechnik belegt hatte. Genauere Fakten über diesen interessanten Großvater stehen mir noch nicht zur Verfügung. Er beeindruckte mit seinen Mitbringseln und Erzählungen aus Europa und Amerika jedenfalls offensichtlich seine Tochter Yae tief und weckte in ihr große Bewunderung für diese fernen fortgeschrittenen Länder, in denen schöne Musik, Kunst und Kultur zu Hause sind, und Frauen und Männer ganz anders miteinander verkehren als in Japan. Diese Bewunderung und Sehnsucht nach dem fernen Westen übertrug sich oder sie schon sehr früh auf Yasuko, für die "der Westen" sehr lange, in gewisser Weise bis heute, die Rolle des gelobten Landes innehatte.
Laut Imai san habe die Mutter eine Verachtung für alle japanischen Bräuche an den Tag gelegt, und die Kinder im Bewußtsein erzogen, etwas Besseres als die Umgebung zu sein, was im von der Verwandtschaft fernen Sapporo eine ziemliche gesellschaftliche Isoliertheit mit sich brachte.
Die Mutter lernte bei den Missionsschwestern französisch und Klavierspielen und westlich kochen und nähen. Einiges davon konnte sie als Ehefrau und Mutter von vier Kindern umsetzen. Sie lehrte Yasuko zum Beispiel von klein auf Klavier und war wesentlich an deren zeitweisen Berufswunsch Pianistin beteiligt.
Traditionelle Erziehung
In den Interviews mit Imai Yasuko ist ihre Unterdrückung als Kind durch die strenge traditionell japanische Erziehung ein Hauptthema. Das passierte in den Dreißiger und Vierzigerjahren, als auch bei uns ein rigider Erziehungsstil gang und gebe war. Yasuko war ein schwieriges Kind, ein "komatta ko", wie sie selbst sagt. Die Eltern bemühten sich offenbar redlich, die anscheinend oft widerspenstige kleine Yasuko zu einer zukünftigen fügsamen yamato nadeshiko zu machen, das auch mit sehr drastischen Erziehungsmethoden, aber sie schlugen trotzdem fehl.
Yasuko wurde zwar einerseits eine Dame mit besten Manieren, die bis heute in schönster Höflichkeitssprache spricht und sich in ihrem Auftreten nicht von anderen Frauen der oberen Mittelschicht unterscheidet. Aber bereits in der zweiten Klasse shôgakkô, also Grundschule, entschloss sie sich, sagt sie, sich niemals wie ihre Mutter dem Willen eines mediokren Mannes zu beugen und so einem Menschen für den Lebensunterhalt dankbar sein zu müssen. Das heißt, sie beschloss schon als kleines Mädchen, nicht zu heiraten. Die logische Folge war, dass sie über zukünftige Berufe nachzudenken begann, mit deren Hilfe sie sich ernähren wollte. Diese Berufswünsche reichten während ihrer Schulzeit von Malerin über Schauspielerin und Pianistin bis zur Schriftstellerin. Wissenschaftlerin wollte sie erst werden, als sie an der Universität merkte, welche Freude ihr analytisches Arbeiten mit Texten machte.
Vorbild Tatjana
Maßgeblich beteiligt an ihrem kindlichen Entschluss zu einem unangepassten Lebens sei die Lektüre des "Eugen Onegin" von Puschkin gewesen. Tatjana, die weibliche Protagonistin, weist am Schluss dieses Buches den wankelmütigen Onegin zurück, der sie früher abblitzen ließ, jetzt aber, wo sie verheiratet ist, möchte, dass sie die Seine wird. Als Frau einem Mann zu widersprechen und den Mut zu einem eigenen Entschluss zu fassen und diesen durchzuziehen, das schien der kleinen Yasuko angesichts der Demut der japanischen Frauen, die sie umgaben, wie ein Wunder. Sie wollte ebenso mutig ein Leben nach eigenen Bedürfnissen führen wie diese westliche Frau. Das nahm sie sich vor und hielt sich auch später mit großer Willenskraft an diesen Vorsatz. Denn natürlich wurde sie, einmal im Heiratsalter angekommen, von ihrer Familie und Umwelt, auch von den Kollegen an der Uni und sogar von den linken Kollegen der Studentenbewegung zur Heirat gedrängt.
Kriegserinnerungen
Die Kriegsereignisse der Dreißiger- und ersten Hälfte der Vierzigerjahre scheinen sie wenig beeindruckt zu haben. Zu meinem Erstaunen sperrte sie sich richtig gegen Erinnerungen daran, obwohl sie zu Kriegsende zwölf Jahre alt war, also mit keiner Verantwortung belegt werden kann. Da ich nicht locker ließ, fiel ihr nach und nach doch einiges ein. Dass sie aus einem Liederbuch für Kinder Kriegslieder laut vorgesungen habe. Dafür sei sie gelobt worden, was ihr wohlgetan habe. Dass sie in der Schule Briefe (imonbun) an die Soldaten schreiben mussten.
Einmal schrieb sie tröstend: "Der japanisch-chinesische Krieg hat zwei Jahre gedauert und der japanisch-russische Krieg hat zwei Jahre gedauert. Weil dieser Krieg jetzt auch schon zwei Jahre dauert, darum wird er bald aus sein. Halten Sie bis dahin noch durch!" Der Lehrer sagte, sie müsse den Brief vor dem Absenden der Mutter zeigen, diese war ganz entsetzt, und Yasuko musste ihren schönen Brief mit einer häßlichen Korrektur versehen, ohne dass ihr jemand erklärt hätte, warum. Das sei typisch für ihre Erziehung gewesen. Es gab keine Antwort auf Fragen. Zu fragen selbst war schon ungehörig.
Andere Erinnerungen an die Kriegszeit: Junge Lehrer mussten in den Krieg oder Soldaten kamen als Lehrer in die Schule. Es gab Luftschutzübungen und Bombenalarm, und die Mädchen mussten mit naginata üben, potentielle amerikanische Eroberer zum Fall zu bringen. Aber anscheinend wurde im Elternhaus kein Wort über den Krieg verloren. Es gab keine Soldaten in der Familie, daher auch keine toten oder verwundeten Verwandten und auch keine wirklichen Bombenangriffe mit ihrem Schrecken. Die Auswirkungen des Kriegs drangen so nicht in Yasukos Vorstellungswelt, sie blieben rein äußerlich. Nur der Hunger machte ihr einen nachhaltigen Eindruck.
Kriegsende
Umso stärker wirkte sich das Kriegsende auf sie aus. Am 15. August 1945 hörte auch Yasuko zu Hause die Stimme des Tennô aus dem Radio, der das Kriegsende verkündete. "Und danach änderte sich die Atmosphäre sofort total." Alles wurde viel freier.
Die Kinder mussten gleich in den ersten Tagen nach der Niederlage in der Schule auf Befehl der Schulbehörde in Tokyo verfängliche Stellen in den Texten der Schulbücher mit Tusche übermalen.
Die Lehrer und Eltern waren offensichtlich in ihrem Selbstbewußtsein total getroffen, sie hörten auf, tradtionelle Erziehungsregeln durchsetzen zu wollen, und die Kinder - Yasuko war wie gesagt 12 zu diesem Zeitpunkt - hatten plötzlich ein großes Maß an Freiheit, sowohl in der Schule wie auch in ihrer Freizeitgestaltung.
Mit Vorliebe erzählt Imai Yasuko, wie sie und ihre Freundinnen in den Weihnachtsferien bei der Polizei um "arubaito" vorsprachen. Da diese sie nicht brauchen konnte, kamen sie bei der Buchhandlung Maruzen unter, und genossen hier den Kontakt mit anderen Leuten und das Flirten mit Mitschülern, die sie unter dem Vorwand, Bücher kaufen zu wollen, "besichtigen" kamen. Dazu muss man noch sagen, dass die Mutter vorher ihren Kindern den Kontakt mit anderen Kindern nur äußerst eingeschränkt erlaubte.
Koedukation und politisches Bewußtsein
Dass Yasuko "die Augen geöffnet wurden", dass sie sich als soziales Wesen in Bezug zur Gesellschaft wahrnahm und dass sie ein politisches Bewußtsein entwickelte, hat mit der Koedukation (kyôgaku) zu tun. Die Koedukation, wurde von der amerikanischen Besatzung gleich nach dem Krieg eingeführt, in Sapporo aber erst 1950 umgesetzt, als Yasuko bereits die Oberschule besuchte. Der intellektuelle Wettbewerb mit Burschen in unmittelbarer Umgebung und die Freundschaften mit politisch aktiven Mitschülern und Studienkollegen waren für ihre Entwicklung von entscheidender Bedeutung.
In ihrer Kindheit wurde Imai Yasuko anscheinend sehr von der Kränkung geprägt, die sie durch ihre Familie erfuhr, die sie als "komatta ko" (schwieriges Kind) und später als "henna onna" (komische Frau) in ein Außenseitertum drängte. Aus dieser Enge eröffnete sich ihr im Anschluss an die politisierten linken jungen Männer ein Ausweg zur sozialen Anerkennung.
"Die Mädchen waren sich dessen nicht bewußt, aber die Burschen diskutierten solche Sachen". "Solche Sachen" war unter anderem die Tatsache des Krieges, der, wie sie nun als junge Frau im Rückblick zu begreifen begann, die Menschen und die Umwelt auf eine schreckliche Weise verändert und "den es nie mehr geben darf". Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb das Thema Krieg für die jungen Leute brandaktuell. Imai Yasuko schloss ihre Schulzeit 1950 ab, da herrschte bereits Kalter Krieg und der Koreakrieg hatte begonnen. Im Lauf der Fünfzigerjahre kam das Vietnam-Engagement der USA dazu.
Selbstverwirklichung auf intellektuellem Gebiet
"Wenn ich sagen soll, was in der Geschichte gut war, dann, dass Japan den Krieg verloren hat", sagt Imai Yasuko. Und das meint sie direkt im Bezug auf ihr eigenes Leben. Denn die radikale Umkrempelung der japanischen Politik und Gesellschaft unter der amerikanischen Besatzung eröffnete für sie die Möglichkeit, den Vorsatz zu verwirklichen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Bis zum Kriegsende hätte der Vater als Familienoberhaupt sie zur Heirat zwingen können.
Das Streben nach einem selbstbestimmten Leben und die Möglichkeit zum Selbstausdruck (jikohyôgen) in ihrer beruflichen Tätigkeit scheinen für Imai Yasuko lebenslang im Vordergrund gestanden zu sein.
Interessant ist, dass, obwohl sie aus keiner Intellektuellenfamilie kommt, intellektuelle Befähigung und intellektueller Wettbewerb in ihren lebensgeschichtlichen Erzählungen den höchsten Stellenwert einnehmen. Yasuko scheint ein unglückliches introvertiertes kleines Kind gewesen zu sein. Alice Miller spricht im "Das Drama des begabten Kindes" davon, dass es "das ureigenste Bedürfnis des Kindes zu sein scheint, als das, was es jeweils ist und als Zentrum der eigenen Aktivität beachtet und ernstgenommen zu werden (Miller 21)." Das war bei Imai Yasuko nicht der Falll. Es könnte sein, dass sie die Zuwendung und Anerkennung, nach der sie sich sehnte, unbewußt schon in einem sehr frühen Alter auf einem Sektor zu suchen begann, der erfolgversprechend schien, also auf dem intellektuellen. Imai san war immer ehrgeizig, betont, dass sie von klein auf immer die besten Schulen bsucht habe, und sie strengte sich immer wieder sehr an, um als Schülerin, als Studentin und im Berufsleben für Mädchen oder Frauen ungewöhnliche Ziele zu erreichen. Dieser Fokus auf dem Intellektuellen besteht auch bei der Beurteilung der Mitmenschen, erstaunlicherweise sogar dann, wenn sie über ihre "renai", ihre "Liebespartner, spricht. Dass diese "atama ga ii" waren, scheint wichtiger als alles andere gewesen zu sein (zumindest aus heutiger Sicht).
Studium an der Hokudai
Aufgrund der neuen Schulgesetze wurden in Sapporo im Jahr 1950 die Buben- und die Mädchenschulen zusammengelegt. Imai Yasuko kommt in die Sapporo Nishi kotôgakkô, anscheinend eine sehr fortschrittliche Oberschule mit hohem Leistungsniveau. Sie besteht die Aufnahmsprüfung an die Hokkaido Universität, damals für ein Mädchen ein äußerst ehrgeiziges Unterfangen, und belegt dort Japanische Literatur (kokubungaku). Bald wendet sie sich dem Meiji-Dichter Ishikawa Takuboku zu und erkennt ihre Freude am wissenschaftlichen Arbeiten. Sie beginnt sich politisch zu engagieren und wird Vorsitzende der Hokkaido-daigaku joshi gakusei no kai, die für die Interessen der winzigen Gruppe der weiblichen Studierenden an der Hokudai eintritt.
Studentenbewegung
Angeregt von ihren Freunden nimmt sie teil an den Aktivitäten der linken Studentenbewegung Zengakuren. Nach einem Zwischenspiel in der kommunistischen Partei verläßt sie diese und schließt sich den antikommunistischem "Bund" an, der 1958 gegründet wird.
Das Jahr 1960 verbringt sie in Tokyo. Offiziell besucht sie Seminare an der Tokyo-Universität und Tokyo Kyoiku daigaku im Rahmen des Doktorkurses. Inoffiziell nimmt sie an den Aktivitäten gegen die Verlängerung des Sicherheitsvertrages mit den USA teil. Die Teilnahme an der Studentenbewegung ist einer der Höhepunkte ihres Lebens und sie erzählt gerne davon.
Der "1960 anpo, the biggest national crisis in postwar Japan" (Hasegawa, 92) brach nach seinem Höhepunkt im Mai und Juni 1960 und nach der neuerlichen Ratifizierung des Sicherheitsvertrages mit Amerika aber wie eine Luftblase in sich zusammen. Imai Yasuko, die in Tokyo im Büro des "Bund" mitgearbeitet und bei den heftigen Demonstrationen mitgesungen hatte (unlängst sang sie mir am Telefon die alten Kampflieder inklusive Internationale vor), warf sich nun völlig auf ihr Studium bzw. ihre wissenschaftlichen Arbeiten über Takuboku. Sie gewann bald Anerkennung dafür, jedoch war es für sie als Frau damals noch schwerer als heute, in der fest in Männerhand befindlichen akademischen Welt eine Stelle zu finden.
Berufsleben
Zwei Jahre ist sie Oberschullehrerin an einer Abendschule in Tokyo, sie denkt an Selbstmord und wird schwer krank. Aus dieser Krise holt sie 1966 der Ruf an die Hokkaigakuen-daigaku in Sapporo. Dort wird sie Assistenzprofessorin am kyôyô-bu (Fakultät für allgemeine Bildung). "Schließlich war das mit vollendetem 33. Lebensjahr ein neuer Anfang".
1970 übersiedelt sie an die Shizuoka-joshi-tanki-daigaku nach Hamamatsu. Nach außen, um nahe den Eltern zu sein, die in der Zwischenzeit in Mishima am Fuße des Fuji san wohnten. In Wirklichkeit aber erhofft sie in der ruhigen Atmosphäre einer Frauenuniversität mehr Zeit für wissenschaftliches Arbeiten. Auch ist sie froh, von den Auseinandersetzungen mit den Studenten der nunmehrigen Studentenbewegungsgeneration wegzukommen.
Das Jahr in Wien
Nach der Teilnahme am gakusei undô war ein weiterer Höhepunkt ihres Lebens das Jahr in Wien 1976-77. Mit ihrem zweiten Buch über Ishikawa Takuboku, das in der Serie "Nihon kindai sakka" 1974 erschien, hatte sie soviel Geld verdient, dass sie sich ihren Jugendtraum verwirklichen und einen ausgedehnten Aufenthalt im Westen leisten konnte.
Sie war nun Mitte vierzig. In Wien fühlte sie sich so frei und glücklich wie nie zuvor. Nie hatte sie das Gefühl, als "henna onna" betrachtet zu werden, weil sie ledig und berufstätig war. Sie kam in Kontakt mit den selbstbewußten Frauen der Wiener Frauenbewegung und schloss daraus, dass die österreichischen Frauen zu beneiden seien. Hätte sie in Österreich gelebt, so meint sie, hätte sie vielleicht sogar heiraten wollen. Bei den Interviews über diese Lebensphase fiel es mir schwer, die notwendige neutrale Distanz zu halten, da Imai san nicht verstehen konnte, warum bei uns Frauen noch um irgendetwas kämpfen mußten oder müssen.
Hier bietet sich ein Anknüpfungspunkt zu der Thematik "transkulturelle Mißverständnisse". Während Imai san entsetzt war, als wie "arm" in Wien japanische Frauen angesehen werden (ein Schlüsselerlebnis war für sie der Besuch der Oper "Madama Butterfly"), festigte sich in ihr das Bild von den starken und selbstbestimmten beneidenswerten westlichen Frauen. Sie nahm die Überzeugung mit nach Japan, dass bei uns - und das vor 30 Jahren - Männer sich die Haushaltsarbeit mit den Frauen teilen und Frauen generell berufstätig sind. Sie wollte von nun an dazu beitragen, dass es irgendwann einmal auch in Japan so weit kommen würde.
Frauenstudien
Nach ihrer Rückkehr nach Japan trennt sie sich von ihrem langjährigen Freund. Er war ebenso wie die zwei Freunde vorher drei Jahre jünger als sie, ein "kohai" von der Sapporo Nishi kotôgakkô, mit dem sie die Vergangenheit in der Studentenbewegung verband.
Zwei, drei Jahre dauert die "Rückkehrneurose", in die sie nach ihrer Heimkehr fällt. Aus dieser holt sie sich mit einer neuen Mission. "Mir war vorher nicht bewusst, dass es nötig sei, die Situation der Frauen zu verändern"" sagt sie. Jetzt ist sie überzeugt, dass das nötig sei, und sie will dazu beitragen. Sie beginnt selbst ein "zweites Studium", Frauengeschichte, Literatur von Frauen, feministische Literatur, angefangen von Hiratsuka Raichô (die schon 1913 "defended women who chose not to marry, stressed the importance of women´s economic independence, attacked the existing family system, and declared proudly that she was a new woman", Mackie S. 48) bis zu Kate Milletts "Sexus und Herrschaft". Die neuen Einsichten gibt sie an ihre Studentinnen weiter.
Bis heute hat sie das Gefühl, dass sie sich bei den Frauen ihrer Generation nicht wirklich verständlich machen konnte mit ihrer Kritik. Kernpunkt davon ist, dass sie nicht nur der Gesellschaft an sich Schuld am im internationalen Vergleich niedrigen Status der japanischen Frauen gibt - sie sieht ihn extrem niedrig - , sondern den japanischen Frauen selbst. Diese seien nicht bereit, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und fänden die Situation bequem und ganz in Ordnung. Sie wollte nun wenigstens die Vertreterinnen der nachwachsenden Generation, mit denen sie zu tun hatte, die Studentinnen der joshi-tanki-daigaku, an der sie unterrichtete, davon überzeugen, dass nicht die Heirat, sondern vor allem die Berufstätigkeit die Basis eines selbstbestimmten und glücklichen Lebens ist.
Fraueninitiativen
Sie wirkte aber auch beim Aufbau von Fraueninitiativen für Frauen ihres Alters mit. Ende der Siebzigerjahre bildeten sich wie bei uns auch in Japan viele Frauennetzwerke, deren Ziel "fujin no jiritsu" (Unabhängigkeit der Frauen) war. In Hamamatsu wurde Imai san Mittelpunkt eines Freundinnenkreises etwas jüngerer Frauen, die vor Ehe und Kindern berufstätig gewesen waren und nun um die 40 wieder gesellschaftlich agieren wollten, und dies in der Folge auch erfolgreich taten.
Die "Hamamatsu fujin konwa kai", aus dem u.a. ein Beratungszentrum für Frauen hervorging, war eine Initiative, bei der Imai Yasuko dabei war. Ein Thema, für das sich Imai Yasuko und ihr Freundeskreis engagierte, war auch die Eliminierung noch immer bestehender Diskriminierungen von Mädchen im Schulwesen. Erstaunlicherweise erinnert sie sich heute nur wenig und eher widerwillig an die Frauenaktivitäten in Hamamatsu. Dieses wichtige Kapitel ihres Lebens muss ich also auf Basis ihrer Briefe und Texte und in Gesprächen mit ihren ehemaligen Mitstreiterinnen zu rekonstruieren versuchen.
Verbesserungen für die Frauen
Imai Yasuko ist auch heute noch unzufrieden mit den Bewußtseinslage der Japanerinnen. Sie sei immer radikaler in ihren Forderungen gewesen als alle um sie herum und darum auch einsam, sagt sie. Aber sie gibt schon zu, dass sich in ihrer Lebenszeit viel gebessert hat. In dem besten Oberschulen von Hamamatsu, in denen vor einigen Jahrzehnten kaum Mädchen waren, sind die Mädchen heute in der Überzahl. Die Zahl der berufstätigen Frauen hat zugenommen. Die Männer haben begonnen, im Haushalt mitzuarbeiten und sich um die Kinder zu kümmern. "Und Frauen, die etwas machen, werden nicht mehr ausgelacht. Ich bin keine 'henna onna', keine besonders auffalllende Person mehr". Ihr Vater habe ihr eingetrichtert, dass sie ein unglückliches Leben führen würde. Aber seine Prophezeiung sei nicht eingetreten.
Krankheiten
Nicht auslassen kann man wohl die vielen Krankheiten, die Imai Yasuko besonders nach ihrer Rückkehr aus Europa plagten und zunehmend in ihren Aktionen hemmten. Heute ist diese willensstarke Frau, für die es so wichtig war und ist, selbständig und selbstbestimmt zu leben, an den Rollstuhl gefesselt. Sie lebt in einer Betreuungsstation und kann nichts mehr allein machen. Es drängt sich geradezu auf, diesen sehr traurigen Aspekt ihres Lebens psychologisch zu betrachten. Sie hat sich jedenfalls ihr ganzes Leben lang äußerst angestrengt, um dem Druck zur Anpassung, der in der japanischen Gesellschaft so groß ist, nicht zu unterliegen. Sie ist Siegerin geblieben, aber um welchen Preis? Diese Frage stellt sich, wenn man ihr heute gegenübersitzt. Aber sie sieht es nicht so. Sie ist keineswegs bereit, sich als unterlegen oder unglücklich betrachten zu lassen.
Sie hat erreicht, was sie wollte, resümiert sie: Sie hat selbständig gelebt, sie wurde Universitätsprofessorin, sie ist in ihrem Bereich eine anerkannte Expertin. Und der gesellschaftliche Strom, gegen den sie ankämpfte, hat sich, wie sie es sieht, ab den Achzigerjahren in ihre Richtung gewendet. Anne Garrigue spricht in ihrem Buch "Japonaises, la révolution douce" von "La montée de certaines formes d´ individualisme (Garrigue 11), von "l´ évolution profonde de l´ organisation familiale et sociale japonaise", von "la montée d´ individu comme unité de base de la societé" (Garrigue 339) und von der "vague montante des Japonais qui mettent en priorité leur propre identité par rapport au groupe" (Garrigue 340).
Dieser Aufstieg des Individuums als Basiseinheit der Gesellschaft und eine grundlegende Veränderung der familiären und sozialen Organisation in Richtung Individualismus haben es mit sich gebracht, dass sich Imai Yasuko auch in Japan nicht mehr als "henna onna" sehen muss. Und sie rechnet sich selbst einen kleinen Teil des Verdienstes an, dass es so weit gekommen ist. "Zumindest in meinem Umfeld habe ich dazu getan, was in meinen Kräften stand."
4) Warum eine Biographie über diese Persönlichkeit?
Warum habe ich gerade diese Frau, Imai Yasuko, zum Thema meiner Arbeit gewählt?
Es gibt mehrere Gründe:
Weitere persönliche Gründe für die Wahl des Themas: Jahrzehnte lange Bekanntschaft, Vertrauensverhältnis herrscht, es handelt sich um ein "kleines" Projekt, das ich als Private durchführen kann.
5) Warum eine Biographie?
Es handelt sich bei dem Projekt um die Erstellung einer Biographie. Warum eine Biographie? Kurz den Inhalt der folgenden Überlegungen vorweg zusammengefasst: Weil eine Biographie zwei Ziele gleichzeitig erreichen kann: Sie erzählt über ein Individuum, erreicht im Idealfall Einfühlung bis Identifikation, und sie hat dank dieser emotionalen Aufbereitung die Möglichkeit, mit dem Einzelschicksal verknüpfte "allgemeine" Phänomene, geschichtliche, soziale, künstlerische Epochen und Entwicklungen in geographischer Nähe oder Ferne oft sehr nachhaltig näher zu bringen. Indem wir eine oder mehrere Personen "näher" kennenlernen und in diese hineinversetzt werden, wird unsere "Betroffenheit" verstärkt, es ist fast so, als würden wir dies oder jenes mitlerleben.
Gelungene Biographien
Biographien, die mich beeindruckt haben:
Drei Bücher für viele Biographien, denen es hervorragend gelungen ist, ein Einzelschicksal und seine Verquickung mit geschichtlichen und sozialen Entwicklungen darzustellen.
Die erste und bleibendste Einführung in die Geschichte der französischen Revolution war die genannte Biographie Marie Antoinettes von Stefan Zweig.
Ulla Lachauer hat mir mit dem Buch über Lena Grigoleit, eine "preußische Litauerin", eine Bäurin aus einem kleinen Dorf an der Memel, den Blick auf ein Stück Geschichte und auf eine Region eröffnet, die im 20. Jahrhundert zu Deutschland, zu Litauen, dann wieder zu Deutschland, nach dem Krieg zur Sowjetunion und jetzt wieder zu Litauen gehört.
Brigtte Hamann bewundere ich, weil sie es zustande bringt, trotz "wissenschaftlicher" Schreibweise, Persönlichkeiten und Zeitgeschichte so spannend zu schildern, dass man nicht zu lesen aufhören kann.
Ich möchte noch ein paar Biographien und auch Autobiographien - wobei es auch interessant wäre, auf die Unterschiede und Spezifizitäten dieser beiden lebensgeschichtlichen Darstellungsweisen einzugehen - nennen, die mir entscheidende, differenzierte und intensive Einblicke in geschichtliche, politische, soziale, und künsterische Vorgänge und Ereignisse vermittelt haben. Ich unterscheide dabei nicht in diverse Kategorien, wie "Wissenschaftliche Biographie" oder "Lebensroman" und reihe sie chronologisch nach erstem Erscheinungsdatum in der Originalsprache bzw. der Ausgabe, die ich besitze, aneinander:
Japanische Biographien in westlichen Sprachen
Nur zwei dieser Bücher beziehen sich auf Japan, die "Tochter der Samurai" von Etsu Inagaki Sugimoto (1928) und "Showa" von Tessa Morris Suzuki (1984). Die autobiographische Erzählung von Sugimoto ist das erste Buch überhaupt über Japan und japanische Frauen, das ich gelesen habe, noch als Kind. Die Darstellung der Shôwazeit "as seen from within, through the eyes of the `Shôwa-generation´" von Morris-Suzuki ist mir immer als eine Art Vorbild vor Augen geschwebt, wenn ich an meine geplante Biographie dachte, da sie es eindrucksvoll verstanden hat, historische Abläufe und die Lebensläufe dreier Einzelpersönlichkeiten in Zusammenhang zu bringen.
Noch ein paar rezente japanische Biographien in westlichen Sprachen seien erwähnt, wobei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird:
Biographie und Wissenschaft
Als ich studierte, in den Sechzigerjahren, war die Biographie wissenschaftlich nicht sehr hoffähig. Das scheint sich geändert zu haben. Die wissenschaftliche Literatur über die biographische Annäherungsweise an historische, soziale und psychologische Phänomene ist sehr groß. Mit einigen wenigen Zitaten möchte ich mein Projekt quasi wissenschaftlich rechtfertigen.
Japanologie
Ich beginne aus japanologischer Sicht. "It may sound oversimplified, but the study of man which has been split up into many fields for a long time seems to have become integrated again within the biographical approach in recent years", schreibt Sepp Linhart (Linhart S. 13). Diese Annäherungsweise verbinde Methoden der Anthropologie, Soziologie, Geschichte und Psychologie (Linhart S. 17). In dem Band "Japanese Biographies: Life Histories, Life Cycles, Life Stages", aus dem das Zitat stammt, wird die Biographie also als legitime Methode behandelt, japanologische Erkenntnisse zu vermitteln.
Soziologie
Von der Seite der Soziologie wird "die biographische Methode in der Zwischenzeit u.a. als Konglomerat unterschiedlichster anwendbarer Techniken, die sowohl in der Sozialforschung wie auch in der Geschichtsforschung angewendet werden" beschrieben. J. Mayr, O. Mixner, M. Waidacher gehen in einem "Vergleich der Methoden der Soziologie und der Geschichte" u.a. auch auf die verschiedenen Arten des qualitativen Interviews ein.
Geschichte
Der Historiker Thomas Winkelbauer beschreibt in seinem Aufsatz 2000 über "Konturen und Konjunkturen der historischen Biographie", dass in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten das Ansehen der Biographie als "historiographisches Genre" wieder angestiegen sei, allerdings unter dem Blickwinkel, dass die Darstellung eines individuellen Lebens das Wissen über allgemeine gesellschaftliche und geschichtliche Ereignisse oder Abläufe vergrößert.
Er zitiert u.a. Robert Bartlett, der 1982 die "Orientierungen der neuen historischen Biographie" so formulierte: (Winkelbauer 44): "Natürlich besteht das Hauptziel einer biographischen Studie darin, ein Individuum zu vergegenwärtigen, doch dies läßt sich nur dadurch erreichen, dass man immer wieder von jener Welt spricht, in der dieses Individuum lebte. Bei einer solchen Studie kommt es ganz vorrangig darauf an zu untersuchen, wodurch dieser Mann, diese Frau geformt wurden und in welche Beziehung er bzw. sie zu dieser Welt standen; doch wird man im Verlauf der Untersuchung zwangsläufig darauf hinarbeiten, zu allgemeingültigeren Aussagen zu kommen".
Geschichte von unten
Bis nach dem Zeiten Weltkrieg verlangte die historische Biographie, dass das beschriebene Individuum eine Persönlichkeit sei, die in der "Welt etwas Bedeutendes geleistet und deutliche Spuren hinterlassen habe" (Winkelbauer 38). Das änderte sich aber vor allem seit den Siebzigerjahren. Zunehmend wendete man das Interesse im Bemühen, kollektiven Phänomenen nachzuspüren und das für eine Zeit Typische, Repräsentative herauszuarbeiten, nun auch der durchschnittlichen Persönlichkeit zu (Winkelbauer 39). Die sogenannten "kleinen Leuten" wurden die Protagonisten der "Geschichte von unten". Die "oral history" wurde geboren und entwickelte sich bis zum heutigen Tag.
Winkelbauer erwähnt eine Biographie von Carlo Ginzburg über einen friulianischen Müller, der im Jahr 1600 als Ketzer verbrannt wurde. Carlo Ginzburg weist darauf hin, dass "bei einem Durchschnittsindividuum, das für sich selbst genommen ohne jede Relevanz und gerade deswegen repräsentativ ist, die Charakteristika einer ganzen sozialen Schicht in einer bestimmten historischen Periode wie in einem Mikrokosmos untersucht werden können". Winkelbauer merkt dazu an, dass dieser beschriebene Müller alles andere als ein Durchschnittsmensch und typischer Dorfbewohner seiner Zeit war, dass er aber mit seinen unorthodoxen Gedanken dennoch tief in einer gemeinsamen bäuerlichen Kultur wurzelte (T.W. 39).
Imai Yasuko als "wissenschaftliches Objekt"
Und hier möchte ich wieder zu Imai Yasuko zurückkommen. Sie ist ein "Mittelding" zwischen dem Objekt der traditionellen historischen Biographie und jenem der "Geschichte von unten", die "durchschnittlichen kleinen Leute". Sie ist weder eine große historische Persönlichkeit noch eine berühmte Schriftstellerin noch ein sonstiges Idol der Massenmedien noch eine einfache Frau aus der sozialen Unterschicht. Man könnte sie aber vielleicht mit dem erwähnten ketzerischen Müller vergleichen. Denn sie ist ebenfalls keineswegs ein Durchschnittsindividuum und geradezu atypisch für die Frauen ihrer Alterskohorte.
Siehe dazu Margaret Lock: Die heute (1984) Fünzigjährigen seien die letzte Generation von Frauen, die unaufdringlich, aber sparsam und effizient einen Haushalt führen, in denen ihr Ehegatte die zentrale Rolle spielt. Sie seien die letzte Kohorte von Frauen, von denen weitaus die meisten gelehrt wurden, eine "gute Ehefrau und weise Mutter" zu sein (Lock, 214/215).
Und, setzt Margaret Lock fort: "This generation is pivotal, they are Janus-faced, sitting on the crisp of tradition and modernity".
Auch Imai Yasuko, 1933 geboren, sitzt "am Schnittpunkt zwischen Tradition und Moderne". Sie hat sich jedoch anders als die Mehrheit der Altersgenossinnen gegen die traditionelle Ehe und Familie und gegen das für Frauen bestimmte Schicksal selbst zur Wehr gesetzt und in der zweiten Lebenshälfte begonnen, dagegen zu publizieren und zu referieren. Vielleicht wäre sie in früheren Zeiten als Ketzerin verbrannt worden. Aber wie jener italienische Müller mit seinen unorthodoxen Gedanken tief in der gemeinsamen bäuerlichen Kultur wurzelte, so wurzelt Imai Yasuko in vielen Bereichen tief in der japanischen Tradition. Sowohl in ihrer Anpassung wie auch in ihrem Widerstand und Außenseitertum reagiert sie darauf.
Ich bin natürlich noch nicht zu einer endgültigen Deutung ihres Lebens gelangt, aber es ist wahrscheinlich, dass in Imais Handeln und Denken zwar äußerlich westliche oder moderne Werte wie Individualismus und Selbstverwirklichung eine große Rolle spielen, dass aber "das Beharrungsvermögen der Sozialstruktur", die der japanischen Gesellschaft "inhärente fundamentale Wertorientierung" (Nakane 10) auch ihr Leben stark mitgeformt und beeinflusst haben, und zwar sowohl von außen in der Begegnung mit der Umwelt wie auch von innen, also aus ihrer Persönlichkeit heraus.
In diesem Zusammenhang kommt es mir auch interessant vor, dass Imai san über den Arbeitstitel "Ein Leben gegen den Strom" bzw. "Nagare ni sakaratte iru shôgai" nicht erfreut schien. Eine Japanerin hat mir geraten, ihn in "Nagare ni saosasu shôgai" umzuwandeln. Aber mir ist nicht ganz klar, ob dieses Wort "saosasu" noch das "Widerständige" beinhaltet. Ich versicherte Frau Imai jedenfalls, dass "Ein Leben gegen den Strom" bei uns im Westen Stärke und Pionierhaftigkeit ausdrückt. Aber für Imai san scheint das "gegen den Strom schwimmen" mit unangenehmen Assoziationen behaftet und sie an das Attribut "henna onna" zu erinnern.
Methodische Vorgehensweise
Was die methodische Vorgangsweise meiner biographischen Untersuchung betrifft, so ist Ausgangspunkt und Basis die Lebensgeschichte Imai Yasukos bzw. ihre eigene Darstellung derselben in Interviews, Briefen und Publikationen. Ich besitze eine vierstündige autobiographische Darstellung ihres Lebens, die sie selbst ohne Fragen meinerseits im Jahr 2000 auf Tonband sprach. Dazu kommt Tonmaterial aus Interviews, die ich im Herbst 2003 durchführte (http://www.ruthlinhart.com/japan_14.htm).
Zukünftige Arbeiten
Es handelt sich also um die Erstellung einer Biographie, die vom erzählten Leben der betreffenden Person ausgeht. Dazu kommen sollen Interviews mit Personen aus ihrem Umfeld: Geschwister, Freunde, Freundinnen, KollegInnen und andere Bekannte, Schülerinnen etc.
An schriftlichen Quellen liegen Briefe von Imai san an mich vor, aus fast 40 Jahren. Leider konnte ich, zumindest bisher, von ihr kein weiteres schriftliches Material bekommen. Sie sagt, Briefe und Tagebücher hätte sie bei der Übersiedlung von ihrer Dienstwohnung ins Altersheim vernichtet. Dokumente hätte sie auch keine. Ihre Publikationen geben vor allem Aufschluss über ihre berufliche Tätigkeit, die meisten beschäftigen sich mit Ishikawa Takuboku, aber es liegen auch etliche Aufsätze zu Frauenfragen und der Gender-Problematik vor und erzählen über ihre Frauenaktivitäten, die Persönlichkeiten, die sie beeinflussten sowie über Details aus ihrem Leben, ihre Persönlichkeit und ihren Charakter.
Ein weiterer Schritt soll - entsprechend den oben genannten Forderungen an die wissenschaftliche Biographie - sein, dieses erzählte Leben (in Interviews, Briefen und Aufsätzen) in Beziehung zu setzen mit sozialen und geschichtlichen Abläufen und Ereignissen. Fokussiert werden dabei auf der Makro-Ebene - also Geschichte, Gesellschaft - jene Abläufe und Ereignisse, die auf der Mikroebene des Individuums - im Leben der Imai Yasuko - eine besondere Rolle spielen. Das sind die Begegnung mit dem Westen, der Krieg, die amerikanische Besatzungspolitik, Studentenbewegung, Frauenpolitik und Frauenaktivitäten, Altenproblematik .
Subjektiv von der Erzählerin dargestelltes und von der Bearbeiterin teilweise mitlerlebtes Leben soll dabei bestmöglich nach wissenschaftlichen Kriterien (Objektivität, Überprüfbarkeit etc.) mit bereits in Literatur vorhandenen gesicherten Erkenntnissen über historische und gesellschaftliche Tatbestände sowie eventuell auch mit psychologischen Erkenntnissen und Theorien in Beziehung gesetzt werden.
6) Allgemeine Fragestellungen des Projekts
Im Folgenden möchte ich einige der ins Allgemeine führenden Fragestellungen nennen, die sich aus dem "Einzelschicksal" der Imai Yasuko ergeben.
Die grundlegende Frage der Arbeit ist also: Wie wirken Persönlichkeit und politische und soziale Ereignisse zusammen? Eindeutig läßt sich an Imai Yasuko nachweisen, dass politische Ereignisse und soziale Entwicklungen sich stark auf Individuen auswirken.
Ich stelle mir aber auch die umgekehrte Frage: Wie weit kann ein Individuum politische und soziale Entwicklungen beeinflussen?
Diese Frage ist zum Beispiel bei Bush oder Gorbatschow leicht zu beantworten, bei einer Person wie Imai Yasuko ist das schwieriger. In ihrem Fall handelt es sich hier in erster Linie um ihre Aktivitäten in bezug auf Frauen.
Eine Fragestellung, die sich generell aus der Arbeit mit ZeitzeugInnen ergibt, lautet: Können die subjektiven und durch die Zeit gefilterten Erinnerungen einer Einzelperson das Wissen über historische Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen anreichern? Ich glaube "Ja". Es ist wie beim Zoomen mit einer Kamera: Bestimmte Ausschnitte der Geschichte können in Großaufnahme herangezogen werden. Details werden sichtbar. Jedenfalls gewinnen historische und soziale Phänomene durch die persönlichen Erinnerungen von ZeitzeugInnen mehr Glaubwürdigkeit, sie werden plastischer, die persönliche Betroffenheit der ErzählerInnen überträgt sich. Sie bleiben besser im Gedächtnis haften.
Eine andere Frage ist die Bedeutung des Westens für Imai Yasuko, die Sehnsucht nach dem Westen und transkulturelle Missverständnisse. Und ins Allgemeine ausgeweitet: Können die Beobachtungen an dieser Einzelperson bzw. ihrer Familie als Ergänzung zu einem "typisch japanischen Phänomen" betrachtet werden?
Wieder ein anderer Fagenkomplex: Inwiefern wurzelt Imai Yasuko in der japanischen Tradition, inwiefern steht sie im Gegensatz zu ihr, inwiefern ist sie Pionierin einer Entwicklung, die heute die gesamte japanische Gesellschaft ergriffen hat? Und ist ihr Fall anknüpfbar an sozialanthopologische Theorien über Japan, wie z.B. von Nakane Chie?
Verlockend finde ich auch den tiefenpsychologischen Frageansatz, zum Beispiel anhand von Erkenntnissen von Alice Miller: Wie weit hat die frühe Erziehung der Imai Yasuko ihre Aktivitäten und Reaktionen auf soziale und geschichtliche Ereignisse beeinflusst und kann man ihr Beispiel mit Aussagen über die japanische Gesellschaft an sich verknüpfen?
7) Probleme
Die Probleme, die sich bei der Durchführung des Projekts stellen, haben aber wenig mit diesen allgemeinen Fragestellungen zu tun. Ich sehe ihre Beantwortung eher als intellektuelle Belohnung für den enormen Zeitaufwand und die Knochenarbeit, die vorausgehen muss, nämlich die Schaffung von gesichertem Quellenmaterial.
Sprachliches Problem
Als erstes besteht einmal ein sehr großes sprachliches Problem. Die Interviews liegen auf japanisch vor. Die interviewte Person kann nicht deutsch. Die gesamte Arbeit samt (hoffentlicher) Publikation wird aber auf deutsch durchgeführt. Es ist also nicht möglich, einen wichtigen methodischen Schritt einzuhalten: Die ErzählerIinnen können den Text nicht gegenlesen, überprüfen, korrigieren wie zum Beispiel Rebecca Jones in ihrem Artikel über die "Umwandlung von oral history Interviews in eine Geschichte" beschreibt (Rebecca Jones, S. 34 ff). Ich hatte dieses Problem natürlich auch bei früheren Arbeiten und konnte es damals auch nicht lösen (z. B. bei den Interviews für "Onna da kara"). Gibt es eine Methode, um die Sprachbarrieren irgendwie zu überlisten und Korrekturen zu ermöglichen und Fehler zu vermeiden?
Menschliches Problem
Ein weiteres schwieriges Problem ist die Tatsache, dass die Person, auf der ich das ganze Projekt aufbaue, in einem engen Vertrauensverhältnis zu mir steht. Sonst würde sie mir ja vieles gar nicht erzählen. Ihr Leben wird jetzt zu meinem Rohmaterial. Ich stelle mich außerhalb unserer Beziehung, um diverse Fragestellungen u. U. auch nicht im Sinne meiner Protagonistin zu beantworten. Es entsteht ein Loyalitätskonflikt.
Hermeneutisches Problem
Ist es überhaupt möglich, sich in die Psyche einer anderen Person hineinzuversetzen, die einem anderen Kulturkreis und einer anderen Generation angehört? Ist das nicht von vorneherein ein aus wissenschaftlicher Sicht ungehöriges Unterfangen? Siehe dazu auch David Plath, der über das "hermeneutic problem of construing the conciousness held by another person" schreibt (Plath 28).
Weitere Probleme sind Rechercheprobleme und damit eng zusammenhängend finanzielle Probleme. Ich weiß noch nicht, ob ich diese lösen kann.
Ein Beispiel: Um die wissenschaftlichen und anderen Arbeiten von Imai Yasuko vollständig auflisten zu können und lesen zu können, ist aufwendige Recherchierarbeit nötig, in Hamamatsu, in Tokyo, in Sapporo. Für Interviews mit Personen aus ihrem Umfeld gilt dasselbe. Für den Besuch der Schauplätze ihres Lebens ebenso. Für die Recherche und Absicherung aller historischen und sozialen Bezüge ihrer Erzählungen ebenso.
Es hängt also weitgehend davon ab, ob sich irgendwo eine finanzielle Quelle auftut, inwieweit ich das Ziel der Arbeit erreichen kann.
Ziel der Arbeit
Damit bzw. mit einer kurzen nochmaligen Zusammenfassung dieses Ziels, will ich Schluss machen. Mein Ziel ist also eine Biographie über Imai Yasuko zusammenzustellen, eine Frau, die in vielem das Gegenteil einer "typischen Japanerin" ist. Diese Biographie soll sprachlich ansprechend und faktenmäßig abgesichert sein und möglichst viel nicht nur über ihr Leben erzählen, sondern auch über die Gesellschaft rund um sie herum und vor allem über die Veränderungen für die japanischen Frauen im letzten Jahrhundert. Mein Ehrgeiz ist es nicht, neue Erkenntnisse für die Geschichtsschreibung zu liefern, sondern einem deutschsprachigen Publikum ein Stück japanischer Geschichte und gesellschaftlicher Entwicklung näher zu bringen und dabei das Bild über die japanischen Frauen, das bei uns noch immer relativ entstellt ist, ein bißchen realistischer zu machen.
Literatur
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Winkelbauer, Thomas: Plutarch, Sueton und die Folgen, Konturen und Konjunkturen der historischen Biographie, in: Thomas Winkelbauer (Hg.), Vom Lebenslauf zur Biographie, Geschichte, Quellen und Probleme der historischen Biographik und Autobiographik, Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes 40, Horn-Waidhofen/Thaya, 2000, S. 9-46
Zweig, Stefan, Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters. Biographie, Fischer Taschenbuch Verlag 2220, Frankfurt am Main, 1980, 576 S.
Vortrag im Rahmen des Ostasienforum am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien, 9. Juni 2004
Ruth Linhart | Japanologie | Biographieprojekt Imai Yasuko | Email: ruth.linhart@chello.at |