Ruth Linhart | Gedichte | Reisen


Apulische Haiku


Eidechse verharrt

Im Sand und grünes Wasser

Endlich ist Sommer

Eidechse


Zweiundreißig Grad

Schau am Horizont ein Schiff

Jemand ruft Mama

Horizont


Rüschen gelb und weiß

Die Sonnenschirme flattern

Auf der Treppe ein Mops

Sonnenschirme


Brösel um den Mund

Hinter Hans steil ein Leuchtturm

Türkises Milchmeer.

Eidechse


Scheckige Katze

Ein Auge nur im Gesicht

Nastro azzuro.

Oleander


Blaugelbschwarzgrau

Die Strandschuhe des Nachbarn

Schon vierzig Grad

Ciao


Gestern wie heute

Tamarisken im Himmel

Wer liegt morgen hier?

Oleander


Halbelf Uhr morgens

Ein Flieger aus Brindisi

Nato, Touristen?

Tamarisken


Friedrich der Staufer

Ihre Brüste schickt ihm zuletzt

Bianca die Schöne

Friedrich


Über der Fußdusche

duftet süß Oleander

L´aqua è splendida

Oleander


Strandneger sagt Hans

Schon lang heißen sie Schwarze

Blauäugiger Depp

Hans


Plötzlich weißer Schaum

Sonnenschirme entgleisen

Albanischer Wind

Ciao


Zwischen den Palmen

Der Mond, ein angeschlagenes Ei

Garagendach bebt

Ciao


Castel del Monte

Am seidenen Himmel fliegt

lautlos die Wolke

Ciao


Bei Hundertvierzig

Oleander am Straßenrand

Zehn Punkte Abstrich

Hundertvierzig


Wie heißt der Kellner?

Pier-Luigi, Marcello?

Buon compleanno

Pier-Luigi


Das Benzin ist aus

Einen Cafe per favore

Und due panini

Ciao


La Puglia ciao

Ist das Gepäck noch im Bus?

Chauffeur mit Pokerface

La Puglia Ciao


Spucken in Innsbruck

Hier fährt der Bus zu schnell

Welt ohne Disziplin

Ciao


Vom Bett aus Palmen

Und Frühstück mit Freundinnen

Ach Torre Canne

Ciao


Kühl rauscht der Wind heut

In den Götterbäumen im Hof

Blass Wiener Sommer

Ciao


Haiku: Ruth Linhart
Fotos: Hans Hauer
Die Haiku und Fotos basieren auf einer Apulienreise vom 3.-10. Juli 2004.

Ruth Linhart | Gedichte | Reisen Email: ruth.linhart(a)chello.at