Ruth Linhart | Reisen


Reise nach Kampanien 2003

Anacapri

So canterò di te, verde Anacapri:
dirò di quel silenzio che ti chiude
come una veste, canteró la pace
che in te fluisce, come fosse un sangue
dolce e benigno, senza turbamento.
Diró della ginestra che incorona
La montagna, dell`elce e del carrubo
che hanno si grata l`ombra nel meriggio,
diró del fico d`india, che le palme
aperte offre alle stimmate del sole.

Ma ora è tardi: già declina il giorno
e l`ombre fanno azzurra la montagna.
Senti quel lieve pigolio d`uccelli,
quello sfrascare basso ira i cespugli?
S`è fatto tardi ormai: bisogna andare.
Ecco già su Tiberio un pò di luna,
una virgola appena; è luna nuova.
Un`altra volta ... Or io discenderò
per quella via tra la montagna e il mare
E una lucciola avrò per compagnia.
Alma Siracusa Vuotto

Anacapri

Ich werde über dich singen können, grünes Anacapri,
ich werde über jene Stille sprechen, die dich wie ein Kleid umschließt,
ich werde den Frieden besingen, der in dir fließt, als wäre er
Blut, süß und mild, ohne Störung.
Ich werde über den Ginster sprechen, der das Gebirge umkrönt,
über die Steineiche und den Johannisbrotbaum, denen man den Schatten des Mittags verdankt,
ich werde über den Feigenkaktus sprechen,
der die offenen Handflächen den Wundmalen der Sonne darbietet.

Aber nun ist es spät, schon neigt sich der Tag
und die Schatten färben das Gebirge blau.
Hörst du dieses leichte Gepiepse der Vögel,
dieses zornige Rauschen des Gebüsches?
Nun ist es spät geworden, Zeit zu gehen
Da, auf Tiberius, schon ein bißchen Mond,
ein Beistrich kaum, es ist Neumond.
Ein anderes Mal....Oder ich werde hinabsteigen auf
jenem Weg zwischen dem Gebirge und dem Meer
und ich werde ein Glühwürmchen als Begleiter haben.

Deutsche übersetzung von Odo & Anni Dobnig

1.Tag, Samstag, 28. Juni 2003

Wir flogen mit einer hübschen AUA-Maschine, über Kroatien, quer über die Appeninen-Halbinsel nach Neapel und über Sorrent – unser erstes Ziel. Der Pilot sagte, wir machten eine „Vulkantour“, denn wir sahen den Vesuv, dann die vulkanischen Inseln vor Sizilien, die Liparischen Inseln mit Stromboli, wir flogen rund um das ausladende Etna-Massiv (3323 m hoch!), der rauchte im Gegensatz zum Vesuv, und landeten vom Süden her in Catania.
Hier durften wir das Flugzeug nicht verlassen. Eine Horde braungebrannter Touristen stieg zu, die über Neapel nach Hause transportiert wurde. Es gab Wickel wegen der Sitzplätze. Die schon etwas echauffierten Flugbegleiterinnen gaben bekannt, dass die Sitzplatznummern der neuen Gäste erst von Neapel an Gültigkeit hätten. Ein älterer Herr regte sich lautstark auf und wollte partout sofort auf „seinen“ Sitz, der aber ebenso rechtmäßig noch von einer Neapelfliegerin besetzt war, diese wich der Lautstärke des Mannes.
Ich hatte den Eindruck, dass wahrscheinlich aus Spargründen zwei AUA-Flüge zusammengelegt worden waren und dass dies zum ersten Mal vor sich ging.
Schließlich kam es doch zum kurzen Flug retour nach Neapel, und wir hatten, ziemlich verschwitzt, diese ersten Hürde unseres Reisemarathons hinter uns.

Vom Flughafen in Neapel, der ziemlich nahe der Stadt liegt, wurden wir mit dem Bus nach Sorrent gebracht. Mir stiegen beim Anblick der steilen Felsenküste, des blauen Meeres und der üppig blühenden Oleanderbäume die ersten Rührungstränen in die Augen.

Albizia julibrissin
In einem der Vororte von Sorrent sehen wir im Vorbeifahren mit dem Bus einen Platz voll mit diesen schönen Bäumen, die mich an Griechenland und andere südliche Aufenthalte erinnern. Sie haben mimosenartige gefiederte Blätter und ihre Blüten schauen aus wie zarte rosa-weiße Staubwedel. Niemand von unserer Reisegruppe weiß, wie die Bäume heißen. Ich finde sie zuhause über das japanische Bäume-Lexikon. Im Internet steht viel darüber. Die Pflanzen heißen Albizia julibrissin oder Seidenbaum oder Schlafbaum . Deutsch Text und Fotos siehe Link
http://www.flora-toskana.de/Pflanzensortiment/albizia.htm
Temperaturminimum: -15·C überwinterungstemp: 5 (±5)·C
Familie: Mimosaceae Herkunft:
Asien (Iran bis Japan)
Zone:7-10
Albizia julibrissin Das Besondere am Seidenbaum sind nicht nur seine zart duftenden Blüten, die mit ihren langen Staubblättern wie rosafarbene Puderquasten aussehen, sondern auch seine filigranen Fiederblätter, die sich schon beim kleinsten Luftzug bewegen und auf Balkon & Terrasse, im Wintergarten und Garten für fröhliche Licht- und Schattenspiele sorgen. Nachts falten die Bäume ihre Blätter zusammen, was ihnen den Beinamen "Schlafbaum" eingetragen hat. Tagsüber erwachen sie aus dieser Schlafstellung und bieten sanften Schatten. Ihre Frosthärte stellen zwei, etwa 30 Jahre alte Exemplare im Frankfurter Palmengarten unter Beweis, die hier wunderschöne, schirmförmige Kronen entwickelt haben – ein Anreiz für alle, die etwas Besonderes für Ihren Garten suchen.

Sorrent
Auf einem Felsplateau aus Tuffstein schwebt Sorrent über dem Wasser“ lese ich in dem DuMont-Reise-Taschenbuch „Neapel – Amalfiküste – Cilento“.
(Cilento ist die Gegend bei Paestum, noch vor der Abreise habe ich dieser mir bisher unbekannten Ortsangabe nachgespürt.) Auch Goethe war hier in Sorrent, glaube ich (oder doch nicht?), und unendlich viele andere begeisterte Italienreisende mit berühmten Namen. Geburtsort von Torquato Tasso und 17 000 Einwohner.
An der Küste gibt es viele Badestrände. Zwischen Neapel und Sorrent ist mir ein einziges häßliches Haus in Erinnerung. Ein Betonturm, direkt an der Küste klebend. „Das hätte eine Parkgarage werden sollen, wird jetzt aber ein Hotel“, verkündet Schnüppi (Es kann auch umgekehrt gewesen sein). „Und was glaubt ihr, wem das gehört? Ja, richtig, Berlusconi.“
„Schnüppi“, so wird unsere Reiseleiterin von ihren Freunden gerufen. Eigentlich heißt sie Irma, aber mit ihrem Wunsch, in Italien auch so genannt zu werden, dringt sie nicht durch.
Während der Fahrt nach Sorrent sehen wir auch die Circumvesuviana, eine Art Schnellbahn, die von Pozzuoli bis Sorrent führt. Schließlich fahren wir mit dem Bus steil einen Abhang hinunter, auf einer engen Straße einige Kurven, und halten vor unserem Hotel.
Es liegt fast auf Meereshöhe, zwischen Felsen und anderen Häusern eingekeilt. Hotel del Mare. Bald gibt es Abendessen in der „Felsenreitschule“, wie Hans den Speisesaal nennt, der in seine Architektur die steilen Tuffsteinfelsen einbezieht. Vorher, ja vorher gibt es noch den Begrüßungstrunk oben auf der Terrasse des Hotels. Zu meiner überraschung findet sich dort kein Schwimmbecken, wie wir es nach den Fotos im Internet vermuteten. Aber man sieht zum Meer.
Und dann gab es noch, und das war natürlich das beste, Schwimmen in diesem Meer. Der Vorteil des Hotels ist seine Lage. In drei Minuten war wir am „piccola marina“ und im Schwimmbad „St. Anna“, wo Schnüppi den graumelierten Beisitzer bezirzte oder seine großäugigen Söhne, sodass wir ohne Eintrittsgeld baden durften. Es war ja schon um sechs Uhr abends herum. Jedenfalls schlossen wir das Programm aller drei Tage in Sorrent mit einem Bad im Meer ab, und das genossen wir sehr.
Zu der hölzernen Badeterrasse mit Liegestühlen gelangte man über einen Steg, der in ein Lokal mündete. Durchschwitzt von sieben Stunden Flugreise bei über 30 Grad rissen wir unsere Kleider vo Leib und stürzten uns in das schöne Wasser. Später sahen Gruppenmitglieder schmutzige Windeln und ähnliches im Wasser treiben, aber mir kam dergleichen nicht unter die Augen, und ich spüre noch immer, wie mich das salziger Meerwasser voll und üppig aufnimmt, wenn ich mich von der Leiter hineinplumsen lasse. Das Meerwasser ist schon ein Zaubersaft. Nach zwei, drei Tagen täglicher eine halbe Stunde baden wird die Haut seidenglatt.
Der Blick von diesem Strandbad war fabelhaft. Die sorrentinische Küste, weit gegenüber Neapel und vor allem der Vesuv mit seinen langestreckten Ausläufern. Blau in verschiedensten Schattierungen, Himmel und Wasser und Berge und Küste. Und weiße Flecken die Häuser und bunte die Blumenpracht. Oleander in allen Farbschattierungen und Bougainviellea und noch viele andere, deren Namen ich nicht weiß. Das tägliche Schwimmen endete jeweils aus mit einem Drink auf der Holzterrasse, ein Glas Campari oder Prosecco.
Das Abendessen bot gute Vorspeisen. Wir saßen mit Liesl und Odo an einem Tisch und mussten für den Wein nichts zahlen, weil sie ein Zimmer im Keller hatten.
Schnüppi versteht es sehr gut, eine angenehme Atmosphäre mit dem diversen Personal zu schaffen, was für eine Reiseleiterin eine hervorragende Eigenschaft ist. Obwohl der Wirt verstimmt war, da es bei der Zimmerverteilung Probleme gegeben hatte – an denen ich leider nicht unbeteiligt gewesen war - und anscheinend keine Gruppen mehr nehmen will, weil er an ihnen nichts verdient, verliefen die drei Tage in dem Hotel zwischen Staßenkurve und Felswand recht nett.

Am ersten Abend spazierten wir nach dem Essen zum Strand, diesen entlang und dann über Stufen hinauf zum Ort und in Sorrent herum. Die Dämmerstunde mit dem durchscheinenden blauen Licht, das immer intensiver wird, bis der Himmel ganz dunkelblau und schließlich schwarz wird, die warme Luft, das völlige Fehlen jeder Gefahr eines zu kühlen Lufthauchs – außer natürlich im Speisesaal oder im Bus, wo die Klimaanlagen wehten. Diese süße südliche Atmosphäre. Diese Entfernung von allem und jedem zu Hause. Wir sind hier, in Sorrento, eingehüllt in die sichere Entfernung vom Alltag und schwerelos im Urlaubsaugenblick.
Offene Fenster entlang der Stufen, in die wir neugierig hineinschauen. Einheimische vor den Fernsehern. Die Mopeds, die herumsausen und brausen. Prächtige distinguierte Hotelterrassen. Eine davon mit einem atemberaubenden Blick. Und enge Gasserln voller Lichter, Leute und Geschäfte. Hans kauft sich einen Sonnenhut und ich mir eine Spieluhr „Torno all Surriento“. Leider wiederholen sich ständig nur die ersten Takte des Liedes, und ich bin ganz süchtig danach, endlich die Fortsetzung zu hören. Am Deckel des Kistchens befindet sich in Einlegearbeit die blaue Bucht von Sorrent.
Ein langer Tag. Noch ein Gute Nacht-Drink am Strand in Form von Mineralwasser mit Zitrone. Dann Rückzug ins stickig heiße Hotelzimmer, dessen Klimaanlage zwar viel Lärm, aber wenig Kühle bringt, sodass wir sie ausschalten und das Fenster öffnen. Das Toben des Stromgenerators im Lichthof dringt durch mein Ohropax.

2.Tag, Sonntag 29. Juni

Fahrt die Küste entlang nach Pompeij. Ein strahlender Tag. Sonntag und enormer Gegenverkehr, Neapolitaner strömen an die Strände der Halbinsel. Vor den Strandbändern Carabinieri.
In Pompeij erwartet uns unsere „einheimische Reiseführerin“, Ester. Eine Schweizerin, die seit 20 Jahren oder so hier lebt. Eine kleine Frau mit blonden Haaren und auffällig blauen Augen, die uns in dem großen Areal der verschütteten Stadt kreuz und quer schleppt. Es hat über 30 Grad, und wir haben wenig konkurrierende Besichtigungsgruppen. Anscheinend wimmelt es im Mai und Juni von Menschen hier. Schön sind die großen Oleanderbüsche, die in allen Schattierungen zwischen tief purpurrot und weiß blühend, Farbtupfer in die Ruinen sprühen.
Am besten war der Augenblick, als wir zwischen den Führungen in Pompeij und in Herculaneum in den klimatisierten Speisesaal des Hotel Victoria (?) eintraten. Das Menu dort war köstlich, besonder gut schmeckte die Minestrone. Die Kellner marschierten herum mit Riesenplatten, und man hatte gerade zu tun, dass einem die Teller nicht ständig neu aufgefüllt wurden.
Herculaneum oder itanienisch Ercolano zwischen dem 1282 m hohen Vesuv und dem Meeresstrand gefiel mir irgendwie besser als Pompeij. Hier gab es auch gut erhaltene Mosaike. Aber insgesamt haben mir die Einzelheiten keinen speziellen Eindruck hinterlassen, obwohl es natürlich ganz speziell ist, in Gassen und Häusern herumzuspazieren, die vor 2000 Jahren von Vulkanasche verschüttet wurden. Es ist unglaublich, was alles wie gut erhalten geblieben ist, hölzerne Türstöcke sogar, die wunderschönen Mosaiks, und dann in Neapel im Museum all die vielen Gegenstände, und die fein gezeichneten Fresken und die detailreichen Tier- und Menschendarstellungen auf den Mosaiks. Nur, ich war ziemlich matsch und war am frohesten, auch in Herculaneum, auch im Museum, wenn ich irgendwo ein Platzerl zum Ausrasten fand.
Nach dem beiden Besichtigungen fuhren wir zurück. Wir hatten außer am ersten Tag immer einen großen klimatisierten Bus. Deshalb mussten wir zur Straße und von der Straße zum Hotel zu Fuß gehen, aber dieser kleine Spaziergang störte uns nicht. Im Bus hatten wir genug Platz und mussten nicht schwitzen. Schnüppi legte oft Musik auf, süditalienische Ohrwürmer oder italienische Lieder von Dean Martin, und ich genoß diese Autosbusfahrten sehr.
Der Busfahrer war, wie alle Männer, die uns dort unterkamen, ein dunkelbraun gebrannter Bursch mit schwarzen Haaren, der so richtig dem Klischeebild des Süditalieners entsprach. Er lenkte den großen Bus butterweich. Auch bei dieser sonntäglichen Rückfahrt durch die kleinen Orte, die an der sorrentinischen Küste picken, hielt er kein einziges Mal heftig an. Obwohl die Mopedfahrer, die in Massen vom Badetag zurück in die große Stadt brausten, lebensmüde zu sein schienen. Sie überholten die Autos, indem sie einfach auf die Gegenfahrbahn auswichen, ohne den Verkehr dort zu berücksichtigen.
Auch an diesem Abend waren wir vor dem Essen im Meerwasser schwimmen, tranken Prosecco, aßen, und nachher gingen Hansi und ich allein los und setzten uns auf die vornehme Terasse eines sicher immens teuren Hotels. Der Blick über die nächliche Bucht von Neapel war traumhaft. Bald winkten wir Liesl und Odo, die draußen vorbeikamen, und die beiden samt Lisa, Susi und Monika gesellten sich zu uns. Die Drinks waren fabelhaft teuer, Bier und Fernet je 7 Euro, das, was manche andere tranken sogar 11 Euro!

3.Tag, Montag 30. Juni

Es ging ins Cilento, obwohl dieser Begriff nie fiel. Oder ist Cilento erst die bergige Gegend südlich von Paestum? Es war jedenfalls verglichen mit dem archäologischen Wanderungen vom Sonntag alles sehr gemütlich. Herrliche Busfahrt mit Dean Martin, schöne grüne Landschaften, hübsche Orten, prächtige Blumen und wunderschöne Meerblicken bis Salerno. Auf dem Foto Liesl und Odo vergnügt und umarmt an der Meerespromenade. Hansi mild lächelnd auf einer Bank unter Palmen. Dort warteten wir auf den Bus. Wir mussten immer sehr pünktlich sein, denn die Busse durften an den Schauplätzen der Sehenswürdigkeiten eigentlich gar nicht anhalten. Während wir unsere Besichtigungen absolvierten, fuhren sie irgendwo herum.
Salerno, eine große Stadt, bevor die bis dorthin bergige Küste ganz eben und gerade wird. Der Busfahrer hielt an einem Fleck, an dem man zwar nicht mehr die atemberaubende Küstenschönheit voll bewundern konnte, dafür den Containerhafen, was Hans entzückte. Laut Baedeker hat Salerno 156 000 Einwohner, zirka vergleichbar mit Innsbruck. DuMont: „Selbstbewußt spielt Salerno seine wiederentdeckte Rolle: Hafenmetropole, Tor zur Costiera (?) und Tor zum Cilento.“ Universitäts- und Provinzhauptstadt. Um den Beginn der 90ger Jahre kam eine Wende zum Guten, von „neuem Charme“ und „neuen wirtschaftlichen Impulsen“ ist die Rede. Aha: „ Der Hafen expandiert und hat mittlerweile den neapolitanischen Containerverkehr überholt“.
Wir besuchten den Dom, errichtet im 11. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert aber umgebaut. Das Kirchenschiff war ziemlich uneinheitlich, obwohl ich im Reiseführer vom „prachtvollen dreischiffigen Inneren“ lese. Nur die Krypta, vom Boden bis zur Decke in Marormosaike eingekleidet, gefiel mir wirklich. Wir spazierten durch das Gassengewirr der Altstadt hinauf und hinunter und lagerten uns dann in einem Cafe bei einer Musikschule.
Ein gestrandeter Tanker liegt am südlichen Ende des Hafens. „Man bringt ihn nicht mehr weg und überlegt, hier ein Restaurant zu machen“, sagte uns - wahrscheinlich - Schnüppi. Nun Fahrt entlang einer plötzlich gänzlich flachen Küste mit Sandstränden und Campingplätzen und vielen Weiden oder/und Pappeln, die Straße von Meeresufer trennten.

Schließlich Paestum.
Zuerst Büffelmozarello in einem Biobetrieb inmitten einer flachen, heißen Landschaft. Die kleinen Büffel mit ihren riesigen schwarzen Kulleraugen, die sich an den Zaun drängen, sind direkt herzig. Büffel werden hier statt Rindern gezüchtet, weil sie immun gegen Moskitos sind.
Ein schöner Laden mit italienischen Köstlichkeiten. Ob wir die Mozarella-Herstellung anschauen wollten? Ja, natürlich! Mit den Straßenschuhen trampeln wir in die keimfreien Räume mit Aluwannen voll weißer Flüssigkeit und werden von den von Kopf bis Fuß weiß verhüllten Angestellten entsetzt zurückbeordert. Unter gelben Sonnenschirmen, umgeben von Palmen, Agaven und Oleander speisen wir dann den Büffelmozarella, diverse Sorten, Tomaten, Wasser, Wein. Ich bin sehr begeistert von der entspannten Atmosphäre, die sich auch bei den griechischen Tempeln und im Museo Archeologico Nazionale fortsetzt.
Dort gibt es die „Tomba del Tuffatore“, das Grab des Tauchers von 475 vor Christus! Auf der Deckenplatte des Grabes, das 1968 entdeckt wurde, springt ein Taucher von einem Sprungbrett in die Tiefe, in ein blaues Meer. Es ist der Abschied vom Leben, der Sprung vom Diesseits ins Jenseits. Auf eine berührende und schöne Weise tritt der Tod hier an uns heran. Die einfachen geradlinigen Formen der griechischen Tempel, drei an der Zahl, die auch so alt sind wie das Grabmal, der heutige leuchtend blaue Himmel, die trockene Graslandschaft mit blühenden Disteln und anderen bunten kargen Blümchen, der Schatten der Kiefern, in die sich unser Führer Nunzio Daniele zurückzieht – nein, es ist keine Kiefer, sondern ein immergrüner Baum, dessen Namen ich nicht weiß. Dieser schöne bunte heiße gegenwartsüppige Reisetag erhält durch den Todestaucher und die jahrtausende alten Tempel eine tiefe zeitliche Dimension.
Die Oberfläche mit Grillen und Zikaden und schwankenden Blättern und rinnendem Schweiß. Und unter dieser Oberfläche der Abgrund der Jahrtausende, in denen hunderte Generationen von Menschen wie wir nicht nur sommerliche Augenblicke genossen haben, sondern geboren wurden und gestorben sind und dazwischen all die Unzähligkeiten erlebt haben, die ein menschliches Leben ausmachen. Vielleicht gibt es die Zeit wirklich gar nicht oder Gegenwart? Vergangenheit und Zukunft sind gleichzeitig, und wir spüren aus unserer begrenzten Erlebnisfähigkeit immer nur eine Dimension? Dort in Paestum jedenfalls ahnte ich alle. Und unser Führer, dessen gepflegtes Deutsch von philosophischen Bemerkungen geradezu triefte, verstärkte diese Ahnung.

War dort die erste Hochzeit, die wir sahen? Die weiße Braut vor den roten Oleanderbüschen und ihr frisch angetrauter Gatte, ein Carabinieri in Paradeuniform mit äußerst beeindruckendem roten Wedel auf seinem Helm.
Wir kauften brav das Buch unseres Reiseführers. Ein kleiner Mann Anfang sechzig, der ein doppelter Doktor ist und auf Deutsch folgendes Buch im Eigenverlag herausgegeben hatte „Repetita ... juvant! Biographie, Gedanken und philosophische Abschweifungen eines süditalienischen Fremdenführers mit einer psychologischen Analyse über die deutschen Besucher und ihre Emotionen vor den Kunstschätzen.“
Mehr als ein paar Blicke wollte ich bisher diesem Buch nicht gönnen: „Die deutschen Frauen, zumindest die, die nach Paestum kommen, sind nicht eitel, tragen schlichte Kleidung und vor allem ist es ihnen auch nicht peinlich, ihr genaues Alter anzugeben, im Unterschied zu den Franzosen, die es vorziehen, einen höheren Eintrittspreis zu bezahlen, nur damit niemand weiß, dass sie die 60 bereits überschritten haben“.
In Paestum kaufte ich bunte Wollmützen für meine Jugend als Mitbringsel. Unsere Reisekollegin Susi hatte sich eine solche als Sonnenschutz gekauft, und sie gefiel mir so gut. Allerdings gibt es dieselben Mützen auch am Naschmarkt in Wien.
Heimfahrt. Vorabendliches Baden ging sich gerade noch aus. Diesen Abend gingen wir nach dem Essen allein spazieren und gelangten unter anderem zu der Kläranlage, was Hans wiederum sehr erfreute.

4.Tag, Dienstag, 1. Juli

Positano, die Amalfiküste und die Fahrt nach Capri, Übersiedlung ins Hotel San Michele.
Positano, Amalfiküste. Die „Costiera Amalfitana“ , die Küstenstrecke wird seit 1998 von der UNESCO zum Welterbe gezählt. Und Schnüppi sagte, das Besondere an dieser Küste sei im Gegensatz zu anderen schönen Küstenstreifen, etwa in Spanien oder Portugal, dass es keine „Bausünden“ gebe. Und das stimmt wohl. Die Orte Positano oder Amalfi verschönern diese romantische Küstenlandschaft noch, in dem sie in die strenge, fast Schrecken erregende steile Felsküste freundliche menschliche Akzente setzen.
Positano kommt bei jeder Kurve, die der Bus umrundet, ein bißchen mehr zum Vorschein. Aufsteigend von der dunkelblauen Bucht und umrahmt von den grauen Felshängen mit karger grüner Vegetation ist Positano eine Pyramide aus weißen und bunten Flecken vor dem Hintergrund der Berge. Die weißen Flecken sind die Häuschen, die bunten das südliche Grün und die Blumen. Violette Farbflecken leuchten heraus, das sind die flachdachigen Villen, die mit Bougainvillea überwachsen sind.

An diesem Tag mussten wir vor der Abreise Koffer packen. Das Hotel kümmerte sich um deren Transport zum Bus oben an der breiteren Straße. Ich weiß nur mehr, dass wir wieder angenehm Platz hatten, dass der Bus klimatisiert war, es dürfte wieder Dean Martin gesungen haben, und derselbe braungebrannte Machotyp chauffierte, der den großen Bus so höflich lenkte.
Von Sorrento überquerten wir die Halbinsel. Während auf der Sorrenter Seite die Orte auf einer Art Plateau schätzungsweise fünfzig bis hundert Meter oberhalb der Linie der schroffen Felsenküste liegen, ziehen sich die Felsenabhänge auf der Amalfi-Seite der Halbinsel bis zum Meer, und die Orte klettern direkt vom Meerespiegel über die Abhänge hinauf.
Ahs und Ohs, als sich vor uns die Aussicht auf die Positano-Seite der Halbinsel auszubreiten beginnt. Wie die kleinen Inseln heißen, die der Küste vorgelagert liegen, weiß ich nicht. Jedenfalls sah man sie auch von Capris Monte Solaro und den Faraglioni-Inseln aus. Schnüppi erzählte uns, dass das weiße Haus auf einer der Inseln dem Tänzer Nurejew gehört habe. überhaupt haben zahlreiche TrägerInnen weltberühmter Namen hier Häuser oder Häuser gehabt. Zum Beispiel gehörte eine der weißen Villen an der Küste Sophia Loren. Später fahren wir mit dem Schiffchen an einer Bucht vorbei, in der es eine Disco gibt, unter deren gläsernen Fußboden man das Meer sieht. Hier, so erfahren wir, verkehren die Reichen und Schönen.
In Positano werden wir ausgeladen. „Von innen“ besteht der Ort aus an- und absteigenden schmalen Sträßchen mit vielen vielen Kleidergeschäften. Hans vermutet, dass die Touristen auf zwei, drei Sträßchen zum Hafen kanalisiert werden und die Positano-erInnen auf diese Weise in der übrigen Stadt ihr intimes Ortsleben erhalten.
Schnüppi führte uns als erstes in eine Kirche. Das Foto mit den drei plaudernden älteren Herren auf einer Marmorbank dürfte ich dort aufgenommen haben. Sehr deutlich in Erinnnerung sind mir die vielen Boutiquen, in die wir uns stürzten. Es war sicher 35 Grade heiß, jeder Stoff klebte am Leib, aber wir probierten trotzdem. Im DuMont lese ich, dass: „sich eine kleine Tourismusindustrie an der gesamten Costiera“ entwickelt hat. In Positano spezialisierten sich die Frauen auf die Moda di Positano, Leinenkleider mit viel Häkelspitze, denn seit Jahrhunderten schon hatten sie gewebt, gehäkelt und genäht.“ Ich erstand ein blaues Jeanskleid, weit und luftig. Obwohl ich mir fest vorgenommen habe, auch eine Bluse oder ein Kleid aus Leinen mit schönen Spitzenbesätzen zu kaufen, kam es nicht dazu!
Danach saßen wir in einem Cafe am Hafen, aßen ein bißchen etwas. Die meisten anderen der Gruppe kamen auch dorthin, und eine Blaskapelle überraschte die Gäste mit einem Ständchen.
Später gab es Böllerschüsse auf der Festung oberhalb von Positano. Das war, als wir schon auf dem Schiffchen in Richtung Amalfi zogen. Weiße Rauchwolken stiegen in die darüber liegenden grauen Gewitterwolken auf. „Hagelschießen“ vermutete ein Mitglied der Gruppe. Schnüppi hingegen meinte, diese Schüsse stünden in Zusammenhang mit einem Fest am nächsten Tag.
Am Sonntag, als wir in Pompeij und Herculaneum schwitzten, bereitete sich „das Volk“ übrigens auf die abendlichen Festivitäten anläßlich des Peter-und Paul-Festes vor, das dort groß gefeiert wird. Sahen wir nicht auch in der Ferne ein Feuerwerk, von der prächtigen Hotelterrasse aus, auf die uns dann Liesl und Co folgten?
Das Boot, das uns von Positano nach Amalfi bringen sollte, nahm nur unsere Gruppe auf, es gab einen braungebrannten und breitschultrigen Kapitän und eine ebenfalls braungebrannte weiß gekleidete „flotte Biene“ (so würde Hans sagen), die das Lenkrad steuerte und auch die Tätigkeiten bei Abfahrt und Anlegen durchführte. In die „Grotta Esmeralda“ gingen wir nicht mit, weil ich ein bißchen klaustrophobisch bin. Dann schaukelten wir die schöne Küste entlang weiter nach Amalfi. Ansiedlungen und Hotels – unter anderem eines im „Sarazenen-Look“ - fast unsichtbar in die Küstenfelsen integriert!

Amalfi in Sicht. Das breitet sich viel raumgreifender am Meresufer aus als Positano. Wie wir hören, war Amalfi ebenso wie Genua und Venezia im Mittelalter ein bedeutender Stadtstaat und hatte damals viel viel mehr Einwohner als jetzt.
An Land. Hinauf zum Dom von Amalfi. Fast unerträgliche Hitze. Die Luft diesig und gewitterschwanger. über dem Küstenstrich dräuende schwarze Wolken. Eine schöne Kirche samt hübschem weißen Kreuzgang. Wir finden kein kühles Plätzchen, aber doch zu Füßen der breiten Dom-Stiege ein relativ billiges Beisl, wo wir Pizza oder so etwas ähnliches aßen und etwas tranken.
Zurück durften wir die herrliche Küste nun mit dem Bus fahren und von oben bestaunen. Ich war nicht traurig, Abschied zu nehmen, denn hierher komme ich sicher wieder!
Wieder in Sorrent eine etwas skurrile Kofferaktion. Private Busse dürfen nicht zum Hafen in der Marina grande fahren!? Unser Chauffeur lud uns samt Gepäck auf einem großen Parkplatz aus, und zwei, drei Männer hießen uns, getrennt vom Gepäck, in einem fast ebenso großen, aber viel häßlicheren Autobus Platz zu nehmen. Ein zweiter Bus fuhr mit dem Gepäck, bewacht von Schnüppi und Lisa sowie Manfred, der meinte: „Die Mädels allein kann man da nicht schicken!“
Dann Fahrt mit einem weißen Schiff, nur unsere Gruppe, Richtung Capri. Wir waren allein, denn die Touristen kamen um fünf Uhr am Nachmittag gerade nach Sorrent zurück. Blaues Meer, die sorrentinische Halbinsel, der Golf von Neapel und der Vesuv. Und auf der anderen Seite tauchte langsam Capri aus dem Dunst auf, das dieser Halbinsel ja nur knapp vorgelagert ist.

In Capri wurden wir in einen kleinen Bus verfrachtet Dort dürfen nur „Anrainer“ mit dem Auto fahren, außerdem bieten sich Taxis an, Cabriolets mit einem gerade geschnittenen Sonnendach über den Sitzen. Und orange öffentliche Busse. Es gibt nur wenige Straßen, und alle zeichnen halsbrecherische Kurven in die Küstenfelsen. Das einzige gerade Stückchen war von unserem Hotel San Michele vielleicht einen Kilometer bis zum Ort Anacapri. Unser Hotel liegt am Abbruch ins Meer, in unmittelbarer Nähe des „Hauses von San Michele“, das mir durch einen Film aus den Fünzigerjahren mit O.W. Fischer als Axel Munthe immer schon ein Begriff war.
Was Schönheit anlangt, so war Capri und besonders die Lage unseres Hotels und der Blick von dort zweifelsfrei der absolute Höhepunkt dieses Sommers. Wahrscheinlich überhaupt ein Höhepunkt in meinem Leben. „Verde Anacapri“.

DuMont äußert sich kühl über Capri als Insel der Touristen und Reichen. Aber in dem „guide bleu“ lese ich Zeilen von einem gleichermaßen Begeisterten:
„... In den blauen Fluten des Golfs von Neapel gelegen, ist Capri nach wie vor, wie schon zu Zeiten der Romantiker, der Inbegriff von Ferienseligkeit, Sonne und Meer ...
Hier hat man den Eindruck, daß Wasser und Erde sich stillschweigend aufeinander abgestimmt haben: sanfte, geneigte Hänge und, wie aus dem Märchen, die Kulisse des Meeres – blaue Grotte, rote Grotte, weiße Grotte, grüne Grotte; ockergelb der Sand; smaragdgrün, türkisblau das Wasser; dunkel die Felsen. Daneben die fast tropisch üppige Vegetation, und das Ganze getaucht in das magische mediterrane Licht.“
Unser Hotel verkauft sich im Internet nicht übertrieben:
http://www.sanmichele-capri.com/
„The Hotel is situated in a large mature garden with breathtaking views of the island, the bay of Naples, the Sorrento peninsular and the Amalfi coast. Close to the centre of Anacapri and to the chairlift that will transport you to the highest point of the island on Monte Solaro. Also a short walking distance to Axel Munthe’s famous Villa San Michele. The hotel was constructed in neo-classical style in 1870’s, and opened in 1904 under the name of “Hotel Molaro”. In a short while it became frequented by famous artists, writers and noble families. The elegant lounges furnished in the style of Louis XVI, provide a welcoming atmosphere that takes one back to the time when the queen of Sweden and the Kaiser and other friends of the doctor Axel Munthe frequently visited the hotel.“

Zu unserem Glück ist die noble Zeit Vergangenheit. Die Spiegel werden immer grünstichiger je weiter nach hinten man im Hotel kommt. Die Zimmer, zumindest die, welche wir hatten, sind alt eingerichtet. Aber sie waren im Unterschied zum frisch renovierten Hotel del Mare in Sorrent blitzsauber. Wenn wir wieder hinfahren, werden wir uns in einem Zimmer mit Meerblick einmieten.

Vom Hafen hinauf nach Anacapri ist es vielleicht 250 Meter. Der Bus fuhr flott die steilen Kehren und ich öffnete nur immer kurz die Augen, machte sie aber gleich wieder zu, denn senkrecht unter uns breitete sich der Hafen aus. Später genossen wir diese traumhafte Anhöhe von der Terrasse beim Eingang, gesäumt mit prächtigen Hortensien. Von der Terrasse am Dach. Von der Straße. Vom Speisesaal. Von der Bar.
Zum Abendessen zog ich gleich mein neues blaues Kleidchen an. Liesl hat ihres zumindest auf der Reise nie probiert. Der Speisesaal war so, wie es einem Dreistern-Hotel entspricht, nicht ganz so ausufernd in Louis XVI-Sesseln und Spiegeln, wie die Rezeption. Die Kellner waren nett. Vor allem gab es einen älteren Kellner, der alles schupfte und uns am zweiten Tag sogar händisch mit Obstsalat fütterte!
„Morgen ist freier Tag“ verkündete Schnüppi beim Abendessen.
Nachher spazierten Hans und ich noch in den Ort, die schnurgerade Autostraße hinauf. Um ½ 10 Uhr abends war Anacapri schon „ausgestorben“.
Gegenüber unserem Hotel lag noch ein anderen Hotel mit spektakulärem Blick. Dessen Schwimmbad, jetzt im Finstern beleuchtet, grenzte direkt an den Abhang. Und darüber, über Palmen, Hortensien, und dem dunkel werdenden Meer, hing ein ganz dünner silberner Mond.

5.Tag, Mittwoch, 2. Juli

Ein freier Tag in Anacapri! Gibt es etwas Schöneres? Unter den Voraussetzungen, unter denen wir auf Capri waren, kaum. „Das Frühstück ist von halb acht bis zehn Uhr,“ sagte Schnüppi. Wir konnten aufstehen, wann wir wollten!
Ich sauste sofort nach dem Aufwachen hinüber ins Schwimmbad. Das große Becken (25 m lang?) und der dazu gehörige Garten samt kleinem Lokal war hinter einer hohen Mauer versteckt. Als ich durch das Tor ging, schreckte ich zurück. Denn statt der morgendlichen Einsamkeit, die ich erwartete - es war immerhin noch nicht einmal acht Uhr - bewegten sich bereits Massen von Menschen vor mir. In dem Becken tummelte sich eine Menge jüngerer Leute, Frauen und auch Männer, die neu Hinzukommenden nahmen sich von einem Stapel am Beckenrand Gymnastikgeräte aus buntem Plastik mit ins Wasser. Alle lachten und riefen ducheinander. Ich schaute eine Weile eher verwirrt auf dieses Bild, bevor ich mich entschloss, auf mein Morgenschwimmen zu verzichten. Liesl erzählte mir später, sie habe erfahren, dass das Bad erst um 9 Uhr für die Gäste öffne. Den ganzen Vormittag wechselten sich diverse Schwimmkurse ab. Na ja, der Hotelbesitzer, oder wem auch immer das Bad gehört, muss sicher stark wirtschaftlich denken!
Meine Sorge war ein Bankomat. Die dunkelhaarige schlanke Rezeptionistin im eleganten Kostüm, die uns am Abend vorher streng gemustert hatte, lächelte heute fast und schickte uns zum „Piazza Victoria“ . „Due minuti!“ Diese Piazza stellte sich als der Platz heraus, an dem wir gestern nacht schon waren. Heute waren wir auf einem hübschen schmalen Weg durch die Villen hingelangt, und der Platz war voller Touristen und offener Geschäfte. Hans versuchte mit allen Mitteln, mich zu einer Sesselliftfahrt auf den fast 600 m hoch gelegenen Monte Solaro zu bewegen. In Liesl und Odo, die ebenfalls hier auftauchten, erhoffte Hans eine Unterstützung. Aber Liesl war vorderhand eher an einer Armani-Jacke interessiert. Wenig später schaukelten wir trotzdem auf den Monte. Soviel strahlend blaue Meeresblicke wie auf dieser Reise habe ich schon lange nicht konsumiert. Und dabei ist das Wort „Meeresblick“ ja völlig unzureichend. Ein traumhaftes Panorama. Die weißen Punkte der Häuser von Anacapri im Grün des Hochplateaus, und dann tiefblau das Meer und in der Ferne diverse Küstenstriche und Inseln.
Später spazierten wir durch Anacapri. Viele Leute waren nur an dem Ankunftsplatz. Tauchte man 100 m in die „Hauptstraße“ ein, so verloren sich die Fremden schon. Und noch besser war es am Nachmittag, als wir nach fünf Uhr zum Einkaufen in diese „City“ gingen. Goldenes Licht. Das schmale Gässchen mit seinen Geschäften, Cafes und Piazzas. Nur Einheimische oder jedenfalls italienisch sprechende Menschen! Wir kauften dies und das, Süßigkeiten in schönen Schachteln, die sich beim Auspacken zu Hause sich als ziemliche Mogelpackungen erwiesen. Und jausneten ein bißchen am Straßenrand. Ich habe vergessen zu sagen, dass es dort natürlich keine Autos gibt, dafür blühenden Oleander, leuchtende Pelargonien, üppige Bougainvilleas und strahlende Trichterwinden (Asagao oder Morningglory).
Drei Meter jenseits unserer Kaffeehaustischchens quasi auf der anderen Straßenseite befand sich ein Schuhgeschäft. Alle Geschäfte sind hier zur Straße hin völlig offen. Ein Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, probierte auf einem Kaffeehaussessel sitzend Sandalen mit Glitzersteinen. Dieses geschäftige Mäderl mit den blonden Zöpfen stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit seiner Mama und der Schuhgeschäftbesitzerin. Beide herzten es immer wieder, und nachdem es seine ursprünglichen Schuhe wieder ausgezogen hatte und viele Male zwischen Cafe und Schugeschäft hin- und hergelaufen war, konzentrierte es sich für ein Weilchen auf einen großen Eisbecher. Ich glaube, die glitzernden Sandalen wollte es letztendlich nicht haben, und auch der Eisbecher blieb halbvoll zurück.
Auf einem Plätzchen am Ende einer Seitengasse lockten blaue Wellen. Aber keine echten, sondern ein Bühnenbild. Hier gab es eine Probe. Von Sesseln unterhalb der Bühne aus riefen einige Leute Anweisungen auf die Bühne. Wir warteten ein bißchen, bis die Darsteller irgendeine Tarantella zu singen und sich im Takt zu wiegen begannen. Es wurde aber nichts Aufregendes daraus und wir gingen weiter.
Nachher spazierten wir den schmalen Weg zurück. Vormittags war er von offenen Geschäften gesäumt gewesen. Jetzt war er still, und nur einige Katzen und zwei Männer, deren Hände eine größere Menge Geldscheine austauschten, befanden sich in der Gasse.
Wir kamen zu einem prächtigen weißen Haus, aus dem Klaviermusik ertönte. Das war wohl das Haus von Axel Munthe, dem schwedischen Arzt und Philantropen, der über seine Liebe zu Capri und sein gesamtes Leben „Das Buch von San Michele“ geschrieben hat. Wir gingen den Weg weiter bis zur Kurve und wieder ein neuer vielleicht noch überwältigenderer Blick - falls das überhaupt möglich ist – auf die blaue Traumlandschaft, auf den Riesenhorizont mit Capri steil unter uns und der weiten Bucht von Neapel samt Sorrent-Halbinsel und Vesuv vor uns.
Die Stunden zwischen den Spaziergängen verbrachten wir am Pool, Hans mit seinem Wolf-Haas-Krimi. Ich glaube, ich las kaum auf diesem Urlaub. Ich schrieb auch nichts. Irgendwann aßen wir Caprese – Tomaten mit Mozarella – und tranken ein Glas Wein.
Abends war die Sensation, dass uns der Kellner die Apfelstückchen des Obstsalates, den wir nicht essen wollten, mit dem Löffel in den Mund zwang. Schnüppi, Hansi und ich waren die dafür Auserwählten! Das wurde mit viel Gelächter und Fotoklicken begleitet. Wir spazierten nochmals zum Axel-Munthe-Haus und dazu gehörigem Blick. Der Weg dorthin, der schmale, mit den geschlossenen Geschäften, war vorbildlich beleuchtet. Wir waren auch nicht ganz allein. Einige Liebespaare drückten sich herum. Liesl und Odo kamen aus der Dunkelheit. Wieder spielte jemand Klavier, es klang, als ob ein Pianist übte.

6.Tag, Donnerstag, 3. Juli

Angeblich kommen in der Saison täglich 5000 bis 10 000 Touristen in mindestens siebzig Schiffsladungen nach Capri. So der DuMont. Und das sei für die 10 km2 große Insel mit 12 000 Einwohnern kaum noch zu verkraften. Tatsächlich sahen wir immer dann, wenn wir von unseren diversen Aussichtsplätzen, zum Beispiel vor dem Hotel-Eingang, Richtung Neapel schauten, einige weiße Schiffe durch das blaue Wasser ziehen. Nur, wir begegneten diese Touristenmengen während unseres dreitägigen Aufenthaltes nicht. Schnüppi hat das wohl sehr gut eingefädelt!
Wir besuchten auch die berühmte Blaue Grotte nicht.
„Wer will in die Blaue Grotte?“ fragte zwar Schnüppi, um am freien Tag diesen Besuch zu organisieren. Aber der Wellengang war sowieso zu hoch. Während unserer Anwesenheit blieb sie gesperrt. Diese Grotte war 1822 entdeckt worden und seit 1826 weltberühmt. Am Anfang habe der Besuch der Grotte noch viel mehr gekostet als eine übernachtung in den mittlerweile anscheinend unerschwinglich teuren Hotels, lese ich. Die Preise unseres Hotels werden hingegen im DuMont als „moderat“ bezeichnet, und gegen 4000 Schilling pro Nacht oder ähnliches in den Luxusherbergen in Zentralcapri sind sie laut Internet und Prospekt wirklich auch für einen Privataufenthalt erschwinglich.
Die Griechen hatten die Insel Wildschweininsel genannt und die Römer Ziegeninsel. Jedenfalls könnte das Wort „Capri“ von diesen beiden Wurzeln herkommen. Römische Kaiser liebten Capri auch. Tiberius regierte von dort, angeblich, weil er glaubte, sich auf diesem überschaubaren Inselchen vor Feinden besser schützen zu können. Heute gibt es vom Hafen zur 142 m höher gelegenen Piazetta von Capri eine Standseilbahn, aber die nahmen wir gar nicht zur Kenntnis. Unser Besichtigungstag wurde gewürzt durch etliche aufregende Busfahrten auf den halsbrecherischen Straßen mit in die Vagina einfahrenden Blicken. Nur Inselbewohner dürfen mit ihren Autos hier fahren. Erstaunlich wieder die gegenseitige Höflichkeit der Lenker.
Piazetta und Spaziergang an edlen Geschäften und teuren Hotels vorbei zu den „Giardini di Augusto“ und zur Villa Krupp.
Wir haben doch in Capri auch eine Kirche besichtigt, aber ich finde sie in den Reiseführern nicht erwähnt. Dort war die Hochzeit angeschlagen - zweier junger Leute, die sich nach langem Zögern endlich zur Heirat entschlossen hätten. Das Hochzeitsessen würde in unserem Hotel stattfinden! Aha, deshalb hatten die Kellner nach dem Frühstück alle Sessel aus dem Speisesaal geschleppt!
Im guide bleu finde ich die Kirche S. Constanzo aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Wie ich sehe, gibt es noch eine Menge Sehenswürdigkeiten in Capri für den nächsten Besuch, und die verlockenden Spazierwege haben wir noch kaum kennengelernt.
Mit dem Bus nach Anacapri, wo uns Schnüppi wieder die Kirche nahebringen wollte. Aber ihre Schützlinge verliefen sich irgendwo zwischen Pizza und Armani.
Doch halt, zuvor besuchten wir die Villa von Axel Munthe, hörten ein bißchen über seine Geschichte und sahen einige wenige der in 40 oder so Sprachen übesetzten Ausgaben seines Buches. Wir streichelten den glatten Hintern einer marmornen Sphinx, die von der Brüstung eines Balkons in die Bucht von Neapel schaut. Ich glaube, das soll unsere Wiederkehr oder sogar unser ewiges Glück gewährleisten. Auf Fotos sah der Schwede Dr. Munthe aus wie der Wiener Dr. Freud. Und die Königin Victoria, die Munthe öfters besuchte, war nicht die englische, sondern die schwedische.

„Anacapri, malerische Ortschaft mit 400 Ew., in 275 m Höhe auf einer grünenden, vom Monte Solaro beherrschten Hochebene gelegen. Anacapri besitzt niedrige weiße Häuser, die an den Orient erinnern, zahlreiche Weingärten und malerische enge Gassen; es ist eine ruhige, angenehme und reizvolle Sommerfrische geworden.“ Der Text stammt von 1977, aber 25 Jahre später vermittelt der Ort noch den beschriebenen Eindruck. Die Kirche hier heißt S.Michele und wurde 1719 errichtet. Der „prachtvolle Majolika-Fußboden“ ist schon aus meinem Gedächtnis fortgewischt, obwohl Hans und ich in der Kirche Schatten suchten. Aber der reizende Platz und die gelben Rundungen des Kirchendachs im blitzblauen Himmel habe ich noch vor mir.
Nachmittags ein weiterer Höhepunkt. Mit dem Bus nach Marina Piccola. Aber dort blieben wir nicht. Mit einem Schiffchen fuhren wir zu den Faraglioni-Inseln, Hans und ich – und auch Liesl und Odo, wie ich aus den Augenwinkeln sah – küßten uns bei der Durchfahrt unter dem steinernen Bogen, und sicherten so unser Zusammensein für eine Weile ....

In der kleinen Bucht im Schatten der Faraglioni-Felsentürme wartete bei „Da Luigi“ schon eine weiß gedeckte Tafel. Wir speisten. Und danach durften in das dazugehörige exklusive Strandbad schwimmen gehen. Der Ausflug war sehr teuer, aber es war einfach wunderschön. Schon wieder eine Grotte, zu der die meisten schwammen, nicht jedoch ich.
Die Rückfahrt verlief öffentlich in einem dicht gedrängten Bus. Auf der Piazetta in Capri mussten wir umsteigen. Das Brautpaar! Bereits etwas erschöpft strich sich die Braut ihre blonden Haare zurück, während sie sich in dem knallroten Cabrio zurechtsetzte. Oben rund um unser Hotel abendmäßig gekleidete Damen und Herren. Das Fest war im Schwimmbad ausgerichtet. Anscheinend ist es in Italien modern, Hochzeiten an Schwimmbecken zu feiern!
Wir aßen auf Ersatzsesseln, entdeckten nachher die Dachterrasse und niemanden drängte es mehr hinunter in den Trubel der Piazetta von Capri. Stattdessen marschierten einige von uns mit Schnüppi an der Spitze nach Anacapri. Dort, auf der Piazza der Kirche San Michele ein Konzert. Im Licht der Scheinwerfer auf einer Bühne vor der Kirche ein mittelalterlicher Sänger mit Gitarre, der Platz und die Lokale rundherum voll Publikum, vorwiegend grauhaarig. Wir drängten uns in eines der Lokale und landeten auf einem Balkon über der Piazza. Schnüppi erkannte einen alten Herren im Publikum, mit dem sie tags zuvor ins Gespräch gekommen war. Dieser schwänzelte gleich herbei und strich um Schnüppi herum, bis wir gingen. Er erzählte ihr wieder allerhand, unter anderem, dass der Sänger ein „muratore“ sei, was so viel wie Maurer heißen soll. Es war schon spät, die Zeiger der Kirchenuhr rückten vor und vor. Fast Mitternacht. Der Sänger sang keine Gassenhauer, sondern schöne, melancholische Lieder. Es gab Zugaben über Zugaben. Die Augen blieben nur mit Mühe offen. Vor dem Ende des Konzerts konnten wir keinesfalls unsere Tische am Balkon verlassen. Es war aber auch zu zauberhaft. In der blauen Nacht eingeschlossen wie in einer Seifenblase: der hell beleuchtete Platz, die schöne Kirche, die Balkone mit den stahlenden roten Pelargonien. Die vielen Leute, auch Kinder. Ein dickes Mäderl hüpfte ungeduldig hinter den Sitzreihen herum, sicher acht oder zehn Jahre alt. Sie hatte einen Schnuller im Mund.

Der letzte Abend hier.
Er war aber noch nicht zu Ende. Denn im Hotel fand noch immer die Hochzeit statt. Ein Blick von der Dachterrasse zeigte eine wenig ausgelassene Hochzeitsgesellschaft, an runden Tischen gruppiert um das Becken. Das Hochzeitspaar hatte einen Tisch für sich allein, unter einem Baldachin und mit speziell prächtigen Gedecken. Die Brautleute waren gerade an anderen Tischen stehend ins Gespräch mit sitzenden Gästen vertieft. Wenig dazupassend zu dieser ruhigen Atmosphäre die Musik, der Sänger – oder war es eine Sängerin -, deren Stimme bereits seit dem frühen Abend in Pop-Konzert-Lautstärke aus den Mikrophonen schallte. Süditalienisch verkleidete junge Leute hatten animatorische Aufgaben, zum Beispiel, alle Leute dazuzubringen, sich rund um das Schwimmbecken zu stellen und an den Händen zu fassen, wobei sie sich im Takt eines Liedes zu wiegen hatten.
Später schien es Tanz zu geben. Ich war überhaupt nicht mehr müde und mit Klaus, dem ehemaligen Leiter des Meldeamts in Tulln, trieb ich mich vor dem Badeeingang herum, bis eine Dame in langem Abendkleid, vielleicht die Braut- oder Bräutigamsmutter, uns aufforderte, doch einzutreten. Worauf ich mich auf unsere Zimmerveranda zurückzog. Hans, der schon im Bett lag, war nicht mehr zu bewegen, sich nochmals anzuziehen und mit mir einen Tanz zu probieren. Ich wäre in diesem Augenblick geradezu unheimlich gerne am Rand des Schwimmbeckens mit den anderen herumgehopst und hielt es in dem Zimmer mit den geschlossenen Vorhängen kaum aus. Wer weiß, was sich draußen abspielte! „Die Neugier ist schon eine große Kraft“, konstatierte Hans, dem ich am Tag sehr häufig mit dem Satz: „Ich bin so müde!“ in den Ohren lag. Ich konnte das nur bestätigen. Ich war hellwach und zu allem bereit. Nur, es gab nichts mehr. Um ein Uhr war das Fest aus und umgeben vom Lärm der abfahrenden Autos schlief ich ein.

7.Tag, Freitag, 4. Juli

Vedi Napoli e pio muori – Neapel sehen und sterben!
Wieder ein heißer herrlicher sonniger Tag. Die Bucht von Neapel empfing uns mit liebevollen Armen. Am Hafen der 1,2 Mio-Stadt und Hauptstadt Kampaniens, die 10 m über dem Meeresspiegel liegt (Baedeker) holte uns Ester ab, die tüchtige Reiseführerin, die uns durch Pompeij und Herculaneum geschleppt hatte. Sie trug wieder einen roten Knirps mit sich und spannte ihn auch einmal auf, aber gleich wieder ab: „Das wäre ungerecht, wenn ich im Schatten stehe und Sie es in der Sonne aushalten müssten!“
Es war Mittag, siedend heiß, alle Kirchen und Museen geschlossen. Trotzdem, die Stadtrundfahrt musste jetzt absolviert werden. Ester und der Busfahrer, der uns so mild durch das Unesco Welterbe der Amalfitana geführt hatte, brachten uns in die westlichen Hügel der Stadt mit schönen gepflegten Häusern und Villen und vielen Blumen. Blick auf die Häuser und die Bucht und den Vesuv, dieses Mal zum ersten Mal vom Land aus. Blick auf die Campi Flegrei. Ester erzählt über das riesige aktive Magma-Feld unterhalb des Vesuv, über die qualmende Erde der Campi Flegrei, über das Phänomen des „Bradisismus“. „Der Erdboden hebt sich über mehrere Monate hindurch bis zu zwei Meter. Die Bewohner mussten evakuiert werden. Jetzt senkt sich der Boden wieder, ebenso langsam.“ Diese Sache passiert glaube ich in der Gegend hinter dem Vesuv – also landseitig.
„Die italienische Stadt Neapel wird im Osten und im Westen von Vulkangebieten umgeben. Im Osten ist es der Vesuv, im Westen das ausgedehnte Gebiet der Phlegräischen Felder. Was hier brennt, sind keine Lavamassen. Aus Spalten und Bodenlöchern werden brennend heisse Gase ausgehaucht. Es handelt sich dabei um erloschene Vulkane, deren Magmaherde bereits etwas abgekühlt sind und daher nicht mehr ausbrechen können. Es werden aber noch heisse Gase abgeschieden, die an die Erdoberfläche aufsteigen. Heisse Gase strömen aus und kochende Schlammlöcher erscheinen. Entweicht aus den Erdspalten vorwiegend Wasserdampf, dann nennt man diese Gasquellen Fumarolen (italienisch "fumo" = Rauch).

Einige der vulkanischen Gasaushauchungen heissen Solfatare nach dem italienischen Wort "solfo" = Schwefel oder Solfatara = Schwefelgrube, hier enströmen 100-200·C heisse Schwefel- und Wasserdämpfe. Bei der auf und ab Bewegung der Erde "Bradisismus" entstehen oft neue Fumarolen und Solfatare. “(http://www.sorrent2001.de/referate/2_8_1.html)
Jedenfalls sei, so versichert uns Ester, der Vesuvio der am weitestgehend er- und beforschte Vulkan der Erde. Schon einige Tage vorher, als wir in Herculaneum zu Füßen des Vesuv waren, hatte sie uns von den Sicherheitsschulungen und Fluchtplänen erzählt, mit denen alle, die hier leben, konfrontiert werden, und gemeint: „Hier haben wir zehn Minuten Zeit!“ Ich frage Hans: „Wozu?“ und schaue zum Meer hinunter, das sich als einziger Fluchtweg anbietet. Allerdings wissen wir aus der Geschichte, dass eine „Tsunami“ 79 vor Christus diejenigen verschlungen hat, die dort Rettung erhofften.

Also, heute Blick auf die Campi Flegrei, zurück in den klimatisierten Bus, ins Stadtzentrum, dort, wo es das berühmte Cafe Cambrinus gibt.
Dieses Cafe befindet sich neben dem Palazzo Reale. Hier war der ganze Platz abgesperrt wie auch sehr vieles andere an diesem Tag in Neapel. Wir vermuteten Zusammenhänge mit EU-Gästen, hatte doch Italien gerade die EU-Präsidentschaft übernommen. Weiters gab es hier das Castel Nuovo und das Teatro San Carlo. Ich höre immer noch in meinen Ohren das rollende „R“ unserer Reiseführerin. Diese Oper soll gleich nach der Mailänder Skala rangieren.
Wir hatten eine Stunde Zeit und erwarben in dem schönen Cafe einiges auf die Art und Weise, wie Ester uns geraten hatte, dass wir schnell dazu kämen. Bei mir glückte das. Bei Liesl gabs einen Eklat. Kellner will nicht servieren, Odo schimpft Liesl, Liesl schimpft alle. Aufbruch der beiden. Wir trödeln noch herum, Besuch in der Buchhandlung und Sitzen auf schattigen Stufen.
Dann geht’s in die historische Altstadt. Spaziergang durch die sogenannte Spacca Napoli, die aber eigentlich Via B. Croce heißt, wie ich an den Stadtplänen sehe. Enge Häuser, eher schmutzige Gassen. „Wohnen hier arme Leute?“ „Nein, nein, gar nicht. Die Wohnungen in den Obergeschossen sind sogar sehr teuer“. Wir gehen vorbei an unzähligen Geschäften mit Krippen und Krippenmachern. Die sind in der Via San Gregorio Armeno beheimatet, lese ich. Hier gibt es auch die Geschäftchen und Straßenstände voller roter Pfefferonibündel - nicht echte, sondern aus Holz oder Plastik. „Das sind eigentlich alles Penis-Darstellungen“, sagt Ester. Neapel ist berühmt für seinen Penis-Kult! In den Krippen gibt es nicht nur die heilige Familie und Anhang, sondern Harlekine, besonders viele solche, aber auch Politiker etc. Ester zeigt uns auch ein „Votivbild“ für den Fußballer Maradonna. Ich glaube, sie sagte, dass die Neapolitaner Fussballer ebenso verehren wie die kirchlichen Heiligen und dass sie sehr fromm bis abergläubisch sind.
Wir gingen zum Dom, der noch gesperrt war und zurück zu Santa Chiara. Gegenüber eine Barockkirche, vielleicht die älteste oder größte oder schönste von Napoli? Beide waren nun um ca 16 Uhr zugänglich. Siesta beendet und im luftigen Vorhof der St. Chiara wartete eine hübsche Braut. Ihre kleine Brautjungfer drehte sich kokett mit einem Blumenstrauß in der Hand im Kreis. Wir schauten zu, wie die Braut an der Hand wahrscheinlich ihres Papa durch die ganze große Kirche zu ihrem Bräutigam geleitet wird, der vorne beim Altar gemeinsam mit dem Priester auf sie wartet. Das schön gekleidete Mäderl mit den Locken und Blumen in Haar und Hand tänzelt währenddessen spielerisch um die Braut herum.

Wirklich wohl fühlen wir uns im „märchenhaften“ Innenhof, den Chiostro delle Clarisse, des Klarissenklosters. Hier gab es, glaub ich, gleich angrenzend ein Franziskanerkloster. Eigentlich durften die Klarissinnen ja keine Besuche empfangen und auch nicht ausgehen. Aber sie hielten sich hier ebenso wenig daran, wie Maria von Wolkenstein und ihre Kumpaninnen im 15. Jahrhundert in Brixen.
Die Bourbonenkönigin Amalie von Sachsen ließ diesen Hof im 18. Jahrhundert als schattigen Garten neu gestalten. Pergola-Gänge und Bänke sind mit bunten Majoliken verkleidet. Gelb, weiß, blaue Fliesen überall, mit wunderschönen floralen Motiven, aber auch ganzen Geschichten – zum Beispiel füttert eine schwarz gekleidete Nonne Katzen, die sich auf einem Steg zwischen zwei Fischteichen und am Brunnenrand im Fischteich tummeln beziehungsweise zur Futterschüssel eilen. Und eine bräutlich geschmückte Madonna fliegt in einer von Pfauen gezogenen Kutsche davon. Zwischen und über den Majoliken leuchten die Goldorangen aus Goethes Mignon-Gedicht.
Das Hotel New Europe schwankt zwischen drei und vier Sternen. „Das ist eindeutig ein Vierstern-Hotel“ meint der alte Herr unserer Gruppe. „Sogar Bademäntel in den Kästen und wirklich blitzsauber.“ Unter dem Fenster viele Eisenbahnschienen und große Werbeplakate. Unter anderem teilen sie mit, dass morgen, am 5. Juli, eine neue Metro-Station eröffnet wird.

Vorher kommt aber noch das eigentliche Abenteuer. Unsere Straßenbahnfahrt zum Lokal „La Bersagliera“ in St. Lucia, dem Hafenviertel. Schon allein, bis 22 Leute in einer kleinen Trafik jeweils vier Karten für Neapels öffentliche Verkehrsbetriebe erwerben, ist ein Komödienstück für einen entsprechenden Klamauk-Film. Dann wandern wir über brüchige Gehsteige, aufgeworfene Straßen, zwischen wildem Verkehr, immer Schnüppi nach, bis wir endlich zu einer Straßenbahnstation kommen. Schnüppi bringt uns sicher zur der richtigen Linie und wir rumpeln irgendwo auf breiten Straßen, umbrandet von unvorstellbarem Verkehrslärm, durch Neapel. Keine Ahnung, wo wir sind. Keine Ahnung, wo wir hinwollen. „Wenn du mit einer Gruppe reist, musst du dein Gehirn abmelden“, hatte der Kärntner Mitreisende Manfred erklärt. Vielleicht wäre das nicht unbedingt eforderlich, ist aber jedenfalls eine Tatsache.
Plötzlich schwappt der Lärm in den bisher so ruhigen Straßenbahnwaggon herein. Ein Fahrscheinkontrollor ist eingestiegen! Zum Glück sind wir im Besitz der mühsam erworbenen Fahrkarten. Aber anscheinend nicht alle Fahrgäste. „Wer schreit da so wahnsinnig?“ Es ist der Kontrollor und ein grauhaariger seriös aussehender Herr, die sich in voller Lautstärke anbrüllen. Wer lauter schreit, siegt. Es ist der Fahrgast, der siegt. Die übrigen Fahrgäste versuchen den Kontrollor davon zu überzeugen, dass er keinen Sinn hat, sich bei dem Schreier durchsetzen zu wollen. Anscheinend hat dieser Gast erst unter den Augen des Kontrollors seinen Fahrschein entwertet und dann behauptet, er hätte dies schon vor dem Zusteigen des Kontrollors gemacht.
Irgendwann beruhigen sich die beiden, aber die Stimmung im Wagon ist äußerst aufgeregt. Ich komme mir vor wie im Kino. Die mitreisende Monika redet fließend italienisch mit dem Fahrgast, der neben ihr sitzt. „Er hat erzählt, dass das Leben in Neapel furchtbar anstrengend ist!“
Wiederum irgendwo steigen wir aus und geraten in eine heftige Auseinandersetzung zwischen Autofahrern, Mopedlenkern und Carabinieri, die die Straße absperren, in die alle fahren wollen. Es ist Freitag abend, die Leute wollen nach Hause, und es ist verständlich, dass sie sich aufregen. Auch hier habe die Polizei klein beigeben müssen, behauptet später einer aus unserer Gruppe.
Abgesperrt ist der gesamte Boulevard vor den großen Luxushotels, in denen Politiker absteigen. Wir gelangen zu Fuß unbehindert zu unserem Restaurant, am Yachthafen, Lichtgirlanden, ein hübscher Kellner, der südländische Typ in bester Ausformung, anfangs Ungeduld unserer Gruppe. Aber Schnüppi dämpft uns. „Ein bißchen Geduld, ein bißchen Freundlichkeit, dann geht alles!“
Während des Wartens erzählt unser Reisekollege Roland aus seinem Orthopädenleben, u.a. von einem „amerikanischen Vorfußpapst“.
Die Heimfahrt mit der Straßenbahn ist weniger aufregend als die Hinfahrt. Hell erleuchtete prächtige dunkelrotfärbige – pompeijrot nennt man diese Farbe, glaube ich - Gebäude sind mir in Erinnerung. Aber wie gesagt – ich treibe als absolutes Schaf durch die große Stadt und habe keine Ahnung, um welche Gebäude es sich genau handelte. Rund um unser Hotel, bei der Piazza Garibaldi und beim Bahnhof, großstädtische nächtliche Häßlichkeit.

8.Tag, Samstag, 5. Juli

Letzter Tag in Neapel und Heimflug.
Wir fahren mit der Metro. Ein neues Abenteuer, und wiederum zockeln wir alle ständig vertrauensvoll hinter Schnüppi her. Heute geht es in das Archäologische Nationalmuseum mit all den grandiosen Schätzen, die in Pompeij und Herculaneum gefunden wurden. Hansi dokumentiert mit seiner Digitalkamera.
Mir gefallen besonders die feinen Mosaike, die erstaunlichen Fresken, zierlichen Eß- und medizinischen Bestecke. Es ist kaum zu glauben, dass diese zahllosen Dinge zweitausend Jahre so unbeschadet überleben konnten. Es ist aber auch kaum zu glauben, dass damals und noch früher bereits derartig verfeinerte und psychologische Darstellungen möglich waren. „Die Alexanderschlacht“ – ein Mosaik, mehrere Meter im Umfang, bestehend aus über einer Million winziger Steine. König Darius, der Perser, Alexander, der junge Held, die zu Boden getretenen Fußsoldaten – in ihren großen Augen Entsetzen, Angst, Verzweiflung, Mut, Ergebung. So ausdrucksstark, besonders diese Augen. Auch die Pferde werden den Menschen gleichberechtigt als Kreaturen im Todeskampf gewürdigt. Auch sie reißen die Augen auf, fürchten sich, bäumen sich. Am liebsten sind mir die Mosaike mit den Tieren. Sie werden als freundliche wißbegiergie einander zugewandte Wesen dargestellt: das Krokodil und das Nilpferd, die Kobra und der Mungo, Enten, eine mit einer Seerose im Schnabel.
Dann der tanzende Faun, dessen Nachbildung wir im Haus des Fauns in Pompeij gesehen haben. Wie Hans sagt: Rodins ihrer Zeit waren da am Werk. Wie lang brauchte die Entwicklung, bis wieder derartig vollendete ausdrucksstarke Kunst geschaffen wurde! Und noch dazu lag das alles 1700 oder mehr Jahre unter Schutt und Asche.
Auch die riesigen weißen Marmorfiguren aus der griechischen Antike gefielen mir. Besonders in Erinnerung ist mir der Farnesische Stier.
Nach Plinius (Nat. hist. XXXVI, 34) hat der griechische Bildhauer Apollonios I. (von Tralles) zusammen mit seinem Bruder Tauriskos das Motiv im 1. Jh. v. Chr. in Form einer freiplastischen Gruppe aus einem einzigen Block gestaltet. Das zunächst auf Rhodos befindliche Werk wurde später von Asinius Pollio erworben. Die 1545 in den Caracalla-Thermen in Rom entdeckte und vorerst mit Apollonios in Verbindung gebrachte antike Marmorplastik gleichen Themas stellte sich als das Werk eines römischen Kopisten heraus, der der ursprünglichen Kreation an der Basis die Gestalt der Antiope und noch andere Figuren hinzugefügt hatte. Die aus spätrömischer Zeit stammende Kopie weist antike und spätere Ergänzungen auf. Die Plastik gelangte 1546 in den Palazzo Farnese in Rom und wird deshalb "Farnesischer Stier" genannt. Heute befindet sich das Werk im Museo Nazionale in Neapel. Bekannte Gruppen aus Bronze stammen von A. de Vries (Gotha, Schlossmuseum) und A. Susini (Villa Borghese, Rom). Im *Dresdener Grünen Gewölbebefindet sich eine aus Elfenbein geschnitzte verkleinerte Version der Gruppe, die von M. Barthel stammt.(http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_2112.html)
Eine grausame Geschichte kommt hier zum Höhepunkt: Die Zwillinge Amphion und Zethos binden auf diesem größten erhaltenen Bildhauerwerk aus dem Altertum gerade Dirkes Haare an den Hörnern eines wilden Stieres fest. Der Stier ist verhältnismäßig klein, aber die menschlichen Figuren sind überlebensgroß und auf einem Podest, sodass sie noch überwältigender wirken: Antiope, Königstochter aus Theben, wurde von Zeus geschwängert. Der wird sie sicher nicht gefragt haben, ob sie zustimmt. Sie bekam Zwillinge, die beiden oben genannten. Auf diese Kinder musste sie natürlich verzichten, sie wurden ausgesetzt und wuchsen als Hirten auf. Antiope wurde darüberhinaus vom Vater hinausgeschmissen und ein Onkel rettete sie. Der musste das aber mit dem Leben bezahlen, weil der Vater gegen ihn Krieg begann. In der Folge wurde Antiope an den Hof ihres Bruders, der jetzt König von Theben war, zurückgebracht, und er gab sie seiner Frau Dirke als Sklavin. Dirke quälte Antiope zwanzig Jahre lang, bis diese endlich flüchten konnte, und zwar zu ihren Söhnen. Die erkannten sie nicht. Erst als Dirke ankam, um die entwichene Sklavin zurückzuholen, akzeptierten sie Antiope als ihre Mutter und rächten sie auf die geschilderte Weise. Bacchus seinerseits bestrafte Antiope – warum sie? – für die schreckliche Rache, ließ sie irrsinnig werden und den Rest ihres Lebens ziellos herumwandern.
Besonders in Erinnerung ist mir auch eine schwarze Göttin Artemis.

Der Großteil der Gruppe vertiefte sich außerdem hochinteressiert in die Studien der „Camera segreda“. Bis vor kurzem war deren Besuch nur nach Voranmeldung und zu Studienzwecken gestattet. Auch heute ist der Zutritt nicht unbegrenzt, sondern man hatte sich um Punkt ? Uhr vor der verschlossenen Tür einzufinden, und eine junge Italienerin erläuterte die sexuellen Darstellungen in relativ unverständlichem Englisch. Ich zog mich bald zurück, und schaute von einer Bank aus auf die nahestehende Marmorfigur des Fauns, der sich an einen Jüngling heranmacht. Hans hingegen überprüfte in der Camera den Faun, der mit einer Ziege vögelt (passt dieses Wort da?) und die zahllosen Bilder und Plastiken mit männlichen Wesen, deren Phalli (oder Phalusse) wie krankhaft aufgeschwollen oder in Priapismus erstarrt sind, denen Phalli mit zierlichen Glöckchen aus dem Kopf wachsen, Penisse, die größer sind als das Männchen, zu dem sie gehören. Figuren mit Penissen dienten den damaligen Pompeijanern und Herculaneern anscheinend als Geräte für alles. Die Löcher vorne konnten etwa darauf hinweisen, dass sie als öllämpchen verwendet wurden. Jedenfalls wohl als Windglöckchen und dergleichen mehr. Zweitausend Jahre kontinuierliche Verehrung des männlichen Geschlechtsteiles, heute in der Altstadt von Neapel genau so zu überprüfen wie im würdigen archäologischen Nationalmuseum. Frauen kommen so gut wie nicht vor. Erotik, Sexualität spielte sich in den alten Zeiten offensichtlich hauptsächlich in einer Männerwelt ab. Auch im Museum in Paestum war mir schon das homoerotische Schwergewicht der Darstellungen aufgefallen.

Belohnt für das ernsthafte Studium all der „heimlichen“ Dinge wurden wir dann bei einem letzten gemeinsamen Essen in einer netten Pizzeria voller Sonnenschirme. Leider erfuhren wir an der U-Bahn-Station, dass die Metro wegen der schon vorher erwähnten neuen Station, die heute eingeweiht wurde, nicht fährt. Schnüppi ließ sich keine Sorge anmerken. Wir eilten zu Fuß an pompeijroten prächtigen Gebäuden vorbei, irgendwohin, bis uns ein Bus aufnahm und wir gerade rechtzeitig beim Hotel hinter der Piazza Garibaldi landeten.
Ja, und dann kam das Ende der Reise. Hans erwies sich im Bus als der jüngste Mann und erhielt deshalb von Schnüppi ein kleines Geschenk – ein blaues Becherchen mit gelber Zitrone aus Capri. Dort überwiegen übrigens Zitrusplantagen, seit Ende des 19. Jahrhunderts die Reblaus die Weinkulturen zerfressen hatte. Für Touristen gibt es alles aus Zitrone, was man sich nur denken kann, unter anderen auch einen Zitronenlikör, der überall, von Sorrent bis Capri, angeboten wurde. Wir mussten ihn auch verkosten, gleich neben dem Axel Munthe-Haus, und kauften ein winziges Fläschchen Crema di limone, der an Eierlikör erinnert.
Ein Misston beim Abschied: Hans wird bei der Sicherheitsüberprüfung sein heiß geliebter Leatherman abgenommen, weil er vergessen hat, ihn in den Koffer zu geben. Das Vielzweckgerät und meine winzige Nagelschere behalten sich die Flughafenbeamten als Andenken an uns!
Rückflug in der AUA-Maschine. Der makelloseste Flug dieses Reisesommers. Ruhig schwebte unser Flugzeug in eineinhalb Stunden von Neapel nach Wien. Ein auskunftsfreudiger Pilot wies uns auf die herrliche Sicht hin. Die „Reggia von Caserta“, Königspalast aus dem 18. Jahrhundert für Bourbonenkönig Karl III, der an Pracht Versailles übertreffen soll, deutlich erkennbar unter uns. Weiter fliegen wir über den italienischen Stiefel bis zum adriatischen Meer. Ancona. Schließlich die kroatische Inselwelt. Hinter mir im Flugzeug sitzt Lieschen, und wir sind gerührt, als unter uns Martinscica auszunehmen ist, die Bucht, in der wir vor 39 Jahren unsere Maturareise verbrachten. Dann Abschied vom blauen Meer, auch aus der Luft der letzte Blick, unter uns Wälder, Wälder, Wälder, bis wir schließlich in großem Kreis über den Neusiedlersee auf die Schwechater Landepiste gleiten. Applaus für den Piloten!
Und, zu guter Letzt, noch der abrupte, jedoch herzliche Abschied von unseren ReisegefährtInnen. Unser Auto erwartet uns am Parkplatz C in der Reihe der Brüder Montgolfier. Zum Glück bleiben wir nicht lange da. Schon kommende Woche fliegen wir zum Baikalsee!

Literatur

Rom und Süditalien, Die Blauen Führer Molden, Wien-München-Zürich-Innsbruck, Librairie Hachette 1977, deutsche Ausgabe 1978
Ghirelli, Antonio: Storia di Napoli, Nuova edizione, Torino, 1973 e 1992
Nunzio, Daniele: Repetita ... Juvant! Biographie, Gedanken und philosophische Abschweifungen eines süditalienischen Fremdenführers mit eine psychologischen Analyse über die deutschen Besucher und ihre Emotionen vor den Kunstschätzen, Atripalda, 1995
Italien, Baedeker Allianz Reiseführer, Stuttgart, 9. Auflage 1997
Frank, Herbert: Neapel-Amalfiküste-Cilento, DuMont-Reise-Taschenbücher,
Köln, DuMont 2001
Munthe, Axel: Das Buch von San Michele, deutsch von G. Uexküll-Schwerin, dtv 1339, München, 19.
Auflage 2002

Ich habe die Zitrone vergessen. Als wir eines Abends in Sorrent über den schmalen Steg des Schwimmbads zurück zum Hotel schlenderten, kam uns der Besitzer des Hotels entgegen, vertiefte sich sofort in einen Minutenflirt mit Schnüppi und öffnete dabei stolz einen Plastiksack, den er in der Hand hielt: „Zitronen aus meinem Garten“. Und er fischte eine besonders schöne, die noch an einem Zweig mit Blättern hing, heraus, und überreichte sie Schnüppi. Da er ein italienischer Kavalier war, schenkte er auch den drei oder vier anderen Damen, die hinter Schnüppi daherkamen, je eine Zitrone. Sie liegt in meinem Obstkorb und erinnert noch eine Weile an die schöne Reise.

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Spezialreise nach Kampanien mit Elite Tours
Reiseprogramm
Reisegruppe mit insgesamt 23 Personen
28. Juni 2003: Flug ab Wien (Abflug 11.40h) via Catania nach Neapel (Ankunft 15.10 h)
5. Juli 2003: Rückflug ab Neapel (Abflug 16.00 h) nach Wien (Ankunft 17.45 h)

  1. Tag, Samstag: Flug über Catania nach Neapel – Transfer nach Sorrent, *** Hotel del Mare (einige Schritte vom Meer entfernt)
  2. Tag, Sonntag: Ausflug nach Pompeij und Herculaneum (79 n. Chr. wurden diese beiden röHmischen Städte durch den Vulkanausbruch des Vesus verschüttet)
  3. Tag, Montag: Ausflug nach Salerno (Dom 12. Jh., Krypta, etc.) und Paestum, Verkostung des berühmten Büffel-Mozarellas; griechische Tempelanlage mit hervorragend erhaltenen 3 Tempeln; Museum mit Grab des Tauchers
  4. Tag, Dienstag: Die atemberaubende Amalfiküste – Positano (Aufenthalt im entzückenden „Künstlerdorf“) – Amalfi (Dom des hl. Andreas); Capri, *** Hotel San Michele in Anacapri (herrlich gelegenes Hotel mit Swimmingpool)
  5. Tag, Mittwoch: Tag zur freien Verfügung
  6. Tag, Donnerstag: Capri - Besichtigung der Insel, Haus des Axel Munthe, Kirche San Michele (Majolikafußboden), Gelegenheit zu einer romantischen Schifffahrt zu den Faraglioni Inseln
  7. Tag, Freitag: Heute verlassen wir Capri – Schiffsfahrt nach Neapel; ***Hotel New Europe, Rundfahrt mit Galleria Umberto und Cafe Cambrinus, Stadtbesichtigung: „Spaccanapoli“, Kirche Santa Chiara, Kreuzgang mit herrlichen Majolikafliesen, Dom, Altstadt mit „Gasse der Krippen“, abends Essen in Santa Lucia
  8. Tag, Samstag: Museo di Archeologico Nationale; Transfer zum Flughafen, Flug Neapel – Wien

Ruth Linhart | Reisen Email: ruth.linhart@chello.at