Reise nach Kampanien 2003
Anacapri So canterò di te, verde Anacapri: |
Anacapri Ich werde über dich singen können, grünes
Anacapri, |
1.Tag, Samstag, 28. Juni 2003
Wir flogen mit einer hübschen AUA-Maschine, über Kroatien,
quer über die Appeninen-Halbinsel nach Neapel und über Sorrent
unser erstes Ziel. Der Pilot sagte, wir machten eine Vulkantour,
denn wir sahen den Vesuv, dann die vulkanischen Inseln vor Sizilien, die
Liparischen Inseln mit Stromboli, wir flogen rund um das ausladende Etna-Massiv
(3323 m hoch!), der rauchte im Gegensatz zum Vesuv, und landeten vom Süden
her in Catania.
Hier durften wir das Flugzeug nicht verlassen. Eine Horde
braungebrannter Touristen stieg zu, die über Neapel nach Hause
transportiert wurde. Es gab Wickel wegen der Sitzplätze. Die schon etwas
echauffierten Flugbegleiterinnen gaben bekannt, dass die Sitzplatznummern der
neuen Gäste erst von Neapel an Gültigkeit hätten. Ein
älterer Herr regte sich lautstark auf und wollte partout sofort auf
seinen Sitz, der aber ebenso rechtmäßig noch von einer
Neapelfliegerin besetzt war, diese wich der Lautstärke des Mannes.
Ich
hatte den Eindruck, dass wahrscheinlich aus Spargründen zwei
AUA-Flüge zusammengelegt worden waren und dass dies zum ersten Mal vor
sich ging.
Schließlich kam es doch zum kurzen Flug retour nach
Neapel, und wir hatten, ziemlich verschwitzt, diese ersten Hürde unseres
Reisemarathons hinter uns.
Vom Flughafen in Neapel, der ziemlich nahe der Stadt liegt, wurden wir mit dem Bus nach Sorrent gebracht. Mir stiegen beim Anblick der steilen Felsenküste, des blauen Meeres und der üppig blühenden Oleanderbäume die ersten Rührungstränen in die Augen.
Albizia julibrissin
In einem der Vororte von Sorrent sehen
wir im Vorbeifahren mit dem Bus einen Platz voll mit diesen schönen
Bäumen, die mich an Griechenland und andere südliche Aufenthalte
erinnern. Sie haben mimosenartige gefiederte Blätter und ihre Blüten
schauen aus wie zarte rosa-weiße Staubwedel. Niemand von unserer
Reisegruppe weiß, wie die Bäume heißen. Ich finde sie zuhause
über das japanische Bäume-Lexikon. Im Internet steht viel
darüber. Die Pflanzen heißen Albizia julibrissin oder Seidenbaum
oder Schlafbaum . Deutsch Text und Fotos siehe Link
http://www.flora-toskana.de/Pflanzensortiment/albizia.htm
Temperaturminimum: -15·C überwinterungstemp: 5
(±5)·C
Familie: Mimosaceae Herkunft:
Asien (Iran
bis Japan)
Zone:7-10
Albizia julibrissin Das Besondere am Seidenbaum sind nicht nur seine zart
duftenden Blüten, die mit ihren langen Staubblättern wie rosafarbene
Puderquasten aussehen, sondern auch seine filigranen Fiederblätter, die
sich schon beim kleinsten Luftzug bewegen und auf Balkon & Terrasse, im
Wintergarten und Garten für fröhliche Licht- und Schattenspiele
sorgen. Nachts falten die Bäume ihre Blätter zusammen, was ihnen den
Beinamen "Schlafbaum" eingetragen hat. Tagsüber erwachen sie aus dieser
Schlafstellung und bieten sanften Schatten. Ihre Frosthärte stellen zwei,
etwa 30 Jahre alte Exemplare im Frankfurter Palmengarten unter Beweis, die hier
wunderschöne, schirmförmige Kronen entwickelt haben ein Anreiz
für alle, die etwas Besonderes für Ihren Garten suchen.
Sorrent
Auf einem Felsplateau aus
Tuffstein schwebt Sorrent über dem Wasser lese ich in dem
DuMont-Reise-Taschenbuch Neapel Amalfiküste
Cilento.
(Cilento ist die Gegend bei Paestum, noch vor der Abreise
habe ich dieser mir bisher unbekannten Ortsangabe nachgespürt.) Auch
Goethe war hier in Sorrent, glaube ich (oder doch nicht?), und unendlich viele
andere begeisterte Italienreisende mit berühmten Namen. Geburtsort von
Torquato Tasso und 17 000 Einwohner.
An der Küste gibt es viele
Badestrände. Zwischen Neapel und Sorrent ist mir ein einziges
häßliches Haus in Erinnerung. Ein Betonturm, direkt an der
Küste klebend. Das hätte eine Parkgarage werden sollen, wird
jetzt aber ein Hotel, verkündet Schnüppi (Es kann auch
umgekehrt gewesen sein). Und was glaubt ihr, wem das gehört? Ja,
richtig, Berlusconi.
Schnüppi, so wird unsere
Reiseleiterin von ihren Freunden gerufen. Eigentlich heißt sie Irma, aber
mit ihrem Wunsch, in Italien auch so genannt zu werden, dringt sie nicht durch.
Während der Fahrt nach Sorrent sehen wir auch die Circumvesuviana,
eine Art Schnellbahn, die von Pozzuoli bis Sorrent führt.
Schließlich fahren wir mit dem Bus steil einen Abhang hinunter, auf einer
engen Straße einige Kurven, und halten vor unserem Hotel.
Es liegt
fast auf Meereshöhe, zwischen Felsen und anderen Häusern eingekeilt.
Hotel del Mare. Bald gibt es Abendessen in der Felsenreitschule,
wie Hans den Speisesaal nennt, der in seine Architektur die steilen
Tuffsteinfelsen einbezieht. Vorher, ja vorher gibt es noch den
Begrüßungstrunk oben auf der Terrasse des Hotels. Zu meiner
überraschung findet sich dort kein Schwimmbecken, wie wir es nach den
Fotos im Internet vermuteten. Aber man sieht zum Meer.
Und dann gab es
noch, und das war natürlich das beste, Schwimmen in diesem Meer. Der
Vorteil des Hotels ist seine Lage. In drei Minuten war wir am piccola
marina und im Schwimmbad St. Anna, wo Schnüppi den
graumelierten Beisitzer bezirzte oder seine großäugigen Söhne,
sodass wir ohne Eintrittsgeld baden durften. Es war ja schon um sechs Uhr
abends herum. Jedenfalls schlossen wir das Programm aller drei Tage in Sorrent
mit einem Bad im Meer ab, und das genossen wir sehr.
Zu der hölzernen
Badeterrasse mit Liegestühlen gelangte man über einen Steg, der in
ein Lokal mündete. Durchschwitzt von sieben Stunden Flugreise bei
über 30 Grad rissen wir unsere Kleider vo Leib und stürzten uns in
das schöne Wasser. Später sahen Gruppenmitglieder schmutzige Windeln
und ähnliches im Wasser treiben, aber mir kam dergleichen nicht unter die
Augen, und ich spüre noch immer, wie mich das salziger Meerwasser voll und
üppig aufnimmt, wenn ich mich von der Leiter hineinplumsen lasse. Das
Meerwasser ist schon ein Zaubersaft. Nach zwei, drei Tagen täglicher eine
halbe Stunde baden wird die Haut seidenglatt.
Der Blick von diesem
Strandbad war fabelhaft. Die sorrentinische Küste, weit gegenüber
Neapel und vor allem der Vesuv mit seinen langestreckten Ausläufern. Blau
in verschiedensten Schattierungen, Himmel und Wasser und Berge und Küste.
Und weiße Flecken die Häuser und bunte die Blumenpracht. Oleander in
allen Farbschattierungen und Bougainviellea und noch viele andere, deren Namen
ich nicht weiß. Das tägliche Schwimmen endete jeweils aus mit einem
Drink auf der Holzterrasse, ein Glas Campari oder Prosecco.
Das Abendessen
bot gute Vorspeisen. Wir saßen mit Liesl und Odo an einem Tisch und
mussten für den Wein nichts zahlen, weil sie ein Zimmer im Keller hatten.
Schnüppi versteht es sehr gut, eine angenehme Atmosphäre mit dem
diversen Personal zu schaffen, was für eine Reiseleiterin eine
hervorragende Eigenschaft ist. Obwohl der Wirt verstimmt war, da es bei der
Zimmerverteilung Probleme gegeben hatte an denen ich leider nicht
unbeteiligt gewesen war - und anscheinend keine Gruppen mehr nehmen will, weil
er an ihnen nichts verdient, verliefen die drei Tage in dem Hotel zwischen
Staßenkurve und Felswand recht nett.
Am ersten Abend spazierten wir nach dem Essen zum Strand, diesen entlang
und dann über Stufen hinauf zum Ort und in Sorrent herum. Die
Dämmerstunde mit dem durchscheinenden blauen Licht, das immer intensiver
wird, bis der Himmel ganz dunkelblau und schließlich schwarz wird, die
warme Luft, das völlige Fehlen jeder Gefahr eines zu kühlen
Lufthauchs außer natürlich im Speisesaal oder im Bus, wo die
Klimaanlagen wehten. Diese süße südliche Atmosphäre. Diese
Entfernung von allem und jedem zu Hause. Wir sind hier, in Sorrento,
eingehüllt in die sichere Entfernung vom Alltag und schwerelos im
Urlaubsaugenblick.
Offene Fenster entlang der Stufen, in die wir neugierig
hineinschauen. Einheimische vor den Fernsehern. Die Mopeds, die herumsausen und
brausen. Prächtige distinguierte Hotelterrassen. Eine davon mit einem
atemberaubenden Blick. Und enge Gasserln voller Lichter, Leute und
Geschäfte. Hans kauft sich einen Sonnenhut und ich mir eine Spieluhr
Torno all Surriento. Leider wiederholen sich ständig nur die
ersten Takte des Liedes, und ich bin ganz süchtig danach, endlich die
Fortsetzung zu hören. Am Deckel des Kistchens befindet sich in
Einlegearbeit die blaue Bucht von Sorrent.
Ein langer Tag. Noch ein Gute
Nacht-Drink am Strand in Form von Mineralwasser mit Zitrone. Dann Rückzug
ins stickig heiße Hotelzimmer, dessen Klimaanlage zwar viel Lärm,
aber wenig Kühle bringt, sodass wir sie ausschalten und das Fenster
öffnen. Das Toben des Stromgenerators im Lichthof dringt durch mein
Ohropax.
2.Tag, Sonntag 29. Juni
Fahrt die Küste entlang nach Pompeij. Ein strahlender Tag.
Sonntag und enormer Gegenverkehr, Neapolitaner strömen an die Strände
der Halbinsel. Vor den Strandbändern Carabinieri.
In Pompeij erwartet
uns unsere einheimische Reiseführerin, Ester. Eine
Schweizerin, die seit 20 Jahren oder so hier lebt. Eine kleine Frau mit blonden
Haaren und auffällig blauen Augen, die uns in dem großen Areal der
verschütteten Stadt kreuz und quer schleppt. Es hat über 30 Grad, und
wir haben wenig konkurrierende Besichtigungsgruppen. Anscheinend wimmelt es im
Mai und Juni von Menschen hier. Schön sind die großen
Oleanderbüsche, die in allen Schattierungen zwischen tief purpurrot und
weiß blühend, Farbtupfer in die Ruinen sprühen.
Am besten
war der Augenblick, als wir zwischen den Führungen in Pompeij und in
Herculaneum in den klimatisierten Speisesaal des Hotel Victoria (?) eintraten.
Das Menu dort war köstlich, besonder gut schmeckte die Minestrone. Die
Kellner marschierten herum mit Riesenplatten, und man hatte gerade zu tun, dass
einem die Teller nicht ständig neu aufgefüllt wurden.
Herculaneum oder itanienisch Ercolano zwischen dem 1282 m hohen
Vesuv und dem Meeresstrand gefiel mir irgendwie besser als Pompeij. Hier gab es
auch gut erhaltene Mosaike. Aber insgesamt haben mir die Einzelheiten keinen
speziellen Eindruck hinterlassen, obwohl es natürlich ganz speziell ist,
in Gassen und Häusern herumzuspazieren, die vor 2000 Jahren von
Vulkanasche verschüttet wurden. Es ist unglaublich, was alles wie gut
erhalten geblieben ist, hölzerne Türstöcke sogar, die
wunderschönen Mosaiks, und dann in Neapel im Museum all die vielen
Gegenstände, und die fein gezeichneten Fresken und die detailreichen Tier-
und Menschendarstellungen auf den Mosaiks. Nur, ich war ziemlich matsch und war
am frohesten, auch in Herculaneum, auch im Museum, wenn ich irgendwo ein
Platzerl zum Ausrasten fand.
Nach dem beiden Besichtigungen fuhren wir
zurück. Wir hatten außer am ersten Tag immer einen großen
klimatisierten Bus. Deshalb mussten wir zur Straße und von der
Straße zum Hotel zu Fuß gehen, aber dieser kleine Spaziergang
störte uns nicht. Im Bus hatten wir genug Platz und mussten nicht
schwitzen. Schnüppi legte oft Musik auf, süditalienische
Ohrwürmer oder italienische Lieder von Dean Martin, und ich genoß
diese Autosbusfahrten sehr.
Der Busfahrer war, wie alle Männer, die
uns dort unterkamen, ein dunkelbraun gebrannter Bursch mit schwarzen Haaren,
der so richtig dem Klischeebild des Süditalieners entsprach. Er lenkte den
großen Bus butterweich. Auch bei dieser sonntäglichen Rückfahrt
durch die kleinen Orte, die an der sorrentinischen Küste picken, hielt er
kein einziges Mal heftig an. Obwohl die Mopedfahrer, die in Massen vom Badetag
zurück in die große Stadt brausten, lebensmüde zu sein
schienen. Sie überholten die Autos, indem sie einfach auf die
Gegenfahrbahn auswichen, ohne den Verkehr dort zu berücksichtigen.
Auch an diesem Abend waren wir vor dem Essen im Meerwasser schwimmen,
tranken Prosecco, aßen, und nachher gingen Hansi und ich allein los und
setzten uns auf die vornehme Terasse eines sicher immens teuren Hotels. Der
Blick über die nächliche Bucht von Neapel war traumhaft. Bald winkten
wir Liesl und Odo, die draußen vorbeikamen, und die beiden samt Lisa,
Susi und Monika gesellten sich zu uns. Die Drinks waren fabelhaft teuer, Bier
und Fernet je 7 Euro, das, was manche andere tranken sogar 11 Euro!
3.Tag, Montag 30. Juni
Es ging ins Cilento, obwohl dieser Begriff nie fiel. Oder ist Cilento
erst die bergige Gegend südlich von Paestum? Es war jedenfalls verglichen
mit dem archäologischen Wanderungen vom Sonntag alles sehr gemütlich.
Herrliche Busfahrt mit Dean Martin, schöne grüne Landschaften,
hübsche Orten, prächtige Blumen und wunderschöne Meerblicken bis
Salerno. Auf dem Foto Liesl und Odo vergnügt und umarmt an der
Meerespromenade. Hansi mild lächelnd auf einer Bank unter Palmen. Dort
warteten wir auf den Bus. Wir mussten immer sehr pünktlich sein, denn die
Busse durften an den Schauplätzen der Sehenswürdigkeiten eigentlich
gar nicht anhalten. Während wir unsere Besichtigungen absolvierten, fuhren
sie irgendwo herum.
Salerno, eine große Stadt, bevor die bis
dorthin bergige Küste ganz eben und gerade wird. Der Busfahrer hielt an
einem Fleck, an dem man zwar nicht mehr die atemberaubende
Küstenschönheit voll bewundern konnte, dafür den Containerhafen,
was Hans entzückte. Laut Baedeker hat Salerno 156 000 Einwohner, zirka
vergleichbar mit Innsbruck. DuMont: Selbstbewußt spielt Salerno
seine wiederentdeckte Rolle: Hafenmetropole, Tor zur Costiera (?) und Tor zum
Cilento. Universitäts- und Provinzhauptstadt. Um den Beginn der
90ger Jahre kam eine Wende zum Guten, von neuem Charme und
neuen wirtschaftlichen Impulsen ist die Rede. Aha: Der Hafen
expandiert und hat mittlerweile den neapolitanischen Containerverkehr
überholt.
Wir besuchten den Dom, errichtet im 11. Jahrhundert,
im 18. Jahrhundert aber umgebaut. Das Kirchenschiff war ziemlich uneinheitlich,
obwohl ich im Reiseführer vom prachtvollen dreischiffigen
Inneren lese. Nur die Krypta, vom Boden bis zur Decke in Marormosaike
eingekleidet, gefiel mir wirklich. Wir spazierten durch das Gassengewirr der
Altstadt hinauf und hinunter und lagerten uns dann in einem Cafe bei einer
Musikschule.
Ein gestrandeter Tanker liegt am südlichen Ende des
Hafens. Man bringt ihn nicht mehr weg und überlegt, hier ein
Restaurant zu machen, sagte uns - wahrscheinlich - Schnüppi. Nun
Fahrt entlang einer plötzlich gänzlich flachen Küste mit
Sandstränden und Campingplätzen und vielen Weiden oder/und Pappeln,
die Straße von Meeresufer trennten.
Schließlich Paestum.
Zuerst Büffelmozarello in
einem Biobetrieb inmitten einer flachen, heißen Landschaft. Die kleinen
Büffel mit ihren riesigen schwarzen Kulleraugen, die sich an den Zaun
drängen, sind direkt herzig. Büffel werden hier statt Rindern
gezüchtet, weil sie immun gegen Moskitos sind.
Ein schöner Laden
mit italienischen Köstlichkeiten. Ob wir die Mozarella-Herstellung
anschauen wollten? Ja, natürlich! Mit den Straßenschuhen trampeln
wir in die keimfreien Räume mit Aluwannen voll weißer
Flüssigkeit und werden von den von Kopf bis Fuß weiß
verhüllten Angestellten entsetzt zurückbeordert. Unter gelben
Sonnenschirmen, umgeben von Palmen, Agaven und Oleander speisen wir dann den
Büffelmozarella, diverse Sorten, Tomaten, Wasser, Wein. Ich bin sehr
begeistert von der entspannten Atmosphäre, die sich auch bei den
griechischen Tempeln und im Museo Archeologico Nazionale fortsetzt.
Dort
gibt es die Tomba del Tuffatore, das Grab des Tauchers von 475 vor
Christus! Auf der Deckenplatte des Grabes, das 1968 entdeckt wurde, springt ein
Taucher von einem Sprungbrett in die Tiefe, in ein blaues Meer. Es ist der
Abschied vom Leben, der Sprung vom Diesseits ins Jenseits. Auf eine
berührende und schöne Weise tritt der Tod hier an uns heran. Die
einfachen geradlinigen Formen der griechischen Tempel, drei an der Zahl, die
auch so alt sind wie das Grabmal, der heutige leuchtend blaue Himmel, die
trockene Graslandschaft mit blühenden Disteln und anderen bunten kargen
Blümchen, der Schatten der Kiefern, in die sich unser Führer Nunzio
Daniele zurückzieht nein, es ist keine Kiefer, sondern ein
immergrüner Baum, dessen Namen ich nicht weiß. Dieser schöne
bunte heiße gegenwartsüppige Reisetag erhält durch den
Todestaucher und die jahrtausende alten Tempel eine tiefe zeitliche Dimension.
Die Oberfläche mit Grillen und Zikaden und schwankenden Blättern
und rinnendem Schweiß. Und unter dieser Oberfläche der Abgrund der
Jahrtausende, in denen hunderte Generationen von Menschen wie wir nicht nur
sommerliche Augenblicke genossen haben, sondern geboren wurden und gestorben
sind und dazwischen all die Unzähligkeiten erlebt haben, die ein
menschliches Leben ausmachen. Vielleicht gibt es die Zeit wirklich gar nicht
oder Gegenwart? Vergangenheit und Zukunft sind gleichzeitig, und wir
spüren aus unserer begrenzten Erlebnisfähigkeit immer nur eine
Dimension? Dort in Paestum jedenfalls ahnte ich alle. Und unser Führer,
dessen gepflegtes Deutsch von philosophischen Bemerkungen geradezu triefte,
verstärkte diese Ahnung.
War dort die erste Hochzeit, die wir sahen? Die weiße Braut vor
den roten Oleanderbüschen und ihr frisch angetrauter Gatte, ein
Carabinieri in Paradeuniform mit äußerst beeindruckendem roten Wedel
auf seinem Helm.
Wir kauften brav das Buch unseres Reiseführers. Ein
kleiner Mann Anfang sechzig, der ein doppelter Doktor ist und auf Deutsch
folgendes Buch im Eigenverlag herausgegeben hatte Repetita ... juvant!
Biographie, Gedanken und philosophische Abschweifungen eines
süditalienischen Fremdenführers mit einer psychologischen Analyse
über die deutschen Besucher und ihre Emotionen vor den
Kunstschätzen.
Mehr als ein paar Blicke wollte ich bisher diesem
Buch nicht gönnen: Die deutschen Frauen, zumindest die, die nach
Paestum kommen, sind nicht eitel, tragen schlichte Kleidung und vor allem ist
es ihnen auch nicht peinlich, ihr genaues Alter anzugeben, im Unterschied zu
den Franzosen, die es vorziehen, einen höheren Eintrittspreis zu bezahlen,
nur damit niemand weiß, dass sie die 60 bereits überschritten
haben.
In Paestum kaufte ich bunte Wollmützen für meine
Jugend als Mitbringsel. Unsere Reisekollegin Susi hatte sich eine solche als
Sonnenschutz gekauft, und sie gefiel mir so gut. Allerdings gibt es dieselben
Mützen auch am Naschmarkt in Wien.
Heimfahrt. Vorabendliches Baden
ging sich gerade noch aus. Diesen Abend gingen wir nach dem Essen allein
spazieren und gelangten unter anderem zu der Kläranlage, was Hans wiederum
sehr erfreute.
4.Tag, Dienstag, 1. Juli
Positano, die Amalfiküste und die Fahrt nach Capri,
Übersiedlung ins Hotel San Michele.
Positano, Amalfiküste.
Die Costiera Amalfitana , die Küstenstrecke wird seit 1998 von
der UNESCO zum Welterbe gezählt. Und Schnüppi sagte, das Besondere an
dieser Küste sei im Gegensatz zu anderen schönen Küstenstreifen,
etwa in Spanien oder Portugal, dass es keine Bausünden gebe.
Und das stimmt wohl. Die Orte Positano oder Amalfi verschönern diese
romantische Küstenlandschaft noch, in dem sie in die strenge, fast
Schrecken erregende steile Felsküste freundliche menschliche Akzente
setzen.
Positano kommt bei jeder Kurve, die der Bus umrundet, ein
bißchen mehr zum Vorschein. Aufsteigend von der dunkelblauen Bucht und
umrahmt von den grauen Felshängen mit karger grüner Vegetation ist
Positano eine Pyramide aus weißen und bunten Flecken vor dem Hintergrund
der Berge. Die weißen Flecken sind die Häuschen, die bunten das
südliche Grün und die Blumen. Violette Farbflecken leuchten heraus,
das sind die flachdachigen Villen, die mit Bougainvillea überwachsen sind.
An diesem Tag mussten wir vor der Abreise Koffer packen. Das Hotel
kümmerte sich um deren Transport zum Bus oben an der breiteren
Straße. Ich weiß nur mehr, dass wir wieder angenehm Platz hatten,
dass der Bus klimatisiert war, es dürfte wieder Dean Martin gesungen
haben, und derselbe braungebrannte Machotyp chauffierte, der den großen
Bus so höflich lenkte.
Von Sorrento überquerten wir die
Halbinsel. Während auf der Sorrenter Seite die Orte auf einer Art Plateau
schätzungsweise fünfzig bis hundert Meter oberhalb der Linie der
schroffen Felsenküste liegen, ziehen sich die Felsenabhänge auf der
Amalfi-Seite der Halbinsel bis zum Meer, und die Orte klettern direkt vom
Meerespiegel über die Abhänge hinauf.
Ahs und Ohs, als sich vor
uns die Aussicht auf die Positano-Seite der Halbinsel auszubreiten beginnt. Wie
die kleinen Inseln heißen, die der Küste vorgelagert liegen,
weiß ich nicht. Jedenfalls sah man sie auch von Capris Monte Solaro und
den Faraglioni-Inseln aus. Schnüppi erzählte uns, dass das
weiße Haus auf einer der Inseln dem Tänzer Nurejew gehört habe.
überhaupt haben zahlreiche TrägerInnen weltberühmter Namen hier
Häuser oder Häuser gehabt. Zum Beispiel gehörte eine der
weißen Villen an der Küste Sophia Loren. Später fahren wir mit
dem Schiffchen an einer Bucht vorbei, in der es eine Disco gibt, unter deren
gläsernen Fußboden man das Meer sieht. Hier, so erfahren wir,
verkehren die Reichen und Schönen.
In Positano werden wir ausgeladen.
Von innen besteht der Ort aus an- und absteigenden schmalen
Sträßchen mit vielen vielen Kleidergeschäften. Hans vermutet,
dass die Touristen auf zwei, drei Sträßchen zum Hafen kanalisiert
werden und die Positano-erInnen auf diese Weise in der übrigen Stadt ihr
intimes Ortsleben erhalten.
Schnüppi führte uns als erstes in
eine Kirche. Das Foto mit den drei plaudernden älteren Herren auf einer
Marmorbank dürfte ich dort aufgenommen haben. Sehr deutlich in Erinnnerung
sind mir die vielen Boutiquen, in die wir uns stürzten. Es war sicher 35
Grade heiß, jeder Stoff klebte am Leib, aber wir probierten trotzdem. Im
DuMont lese ich, dass: sich eine kleine Tourismusindustrie an der
gesamten Costiera entwickelt hat. In Positano spezialisierten sich die
Frauen auf die Moda di Positano, Leinenkleider mit viel
Häkelspitze, denn seit Jahrhunderten schon hatten sie gewebt,
gehäkelt und genäht. Ich erstand ein blaues Jeanskleid, weit
und luftig. Obwohl ich mir fest vorgenommen habe, auch eine Bluse oder ein
Kleid aus Leinen mit schönen Spitzenbesätzen zu kaufen, kam es nicht
dazu!
Danach saßen wir in einem Cafe am Hafen, aßen ein
bißchen etwas. Die meisten anderen der Gruppe kamen auch dorthin, und
eine Blaskapelle überraschte die Gäste mit einem Ständchen.
Später gab es Böllerschüsse auf der Festung oberhalb von
Positano. Das war, als wir schon auf dem Schiffchen in Richtung Amalfi zogen.
Weiße Rauchwolken stiegen in die darüber liegenden grauen
Gewitterwolken auf. Hagelschießen vermutete ein Mitglied der
Gruppe. Schnüppi hingegen meinte, diese Schüsse stünden in
Zusammenhang mit einem Fest am nächsten Tag.
Am Sonntag, als wir in
Pompeij und Herculaneum schwitzten, bereitete sich das Volk
übrigens auf die abendlichen Festivitäten anläßlich des
Peter-und Paul-Festes vor, das dort groß gefeiert wird. Sahen wir nicht
auch in der Ferne ein Feuerwerk, von der prächtigen Hotelterrasse aus, auf
die uns dann Liesl und Co folgten?
Das Boot, das uns von Positano nach
Amalfi bringen sollte, nahm nur unsere Gruppe auf, es gab einen braungebrannten
und breitschultrigen Kapitän und eine ebenfalls braungebrannte weiß
gekleidete flotte Biene (so würde Hans sagen), die das Lenkrad
steuerte und auch die Tätigkeiten bei Abfahrt und Anlegen
durchführte. In die Grotta Esmeralda gingen wir nicht mit,
weil ich ein bißchen klaustrophobisch bin. Dann schaukelten wir die
schöne Küste entlang weiter nach Amalfi. Ansiedlungen und Hotels
unter anderem eines im Sarazenen-Look - fast unsichtbar in
die Küstenfelsen integriert!
Amalfi in Sicht. Das breitet sich viel raumgreifender am Meresufer aus
als Positano. Wie wir hören, war Amalfi ebenso wie Genua und Venezia im
Mittelalter ein bedeutender Stadtstaat und hatte damals viel viel mehr
Einwohner als jetzt.
An Land. Hinauf zum Dom von Amalfi. Fast
unerträgliche Hitze. Die Luft diesig und gewitterschwanger. über dem
Küstenstrich dräuende schwarze Wolken. Eine schöne Kirche samt
hübschem weißen Kreuzgang. Wir finden kein kühles
Plätzchen, aber doch zu Füßen der breiten Dom-Stiege ein
relativ billiges Beisl, wo wir Pizza oder so etwas ähnliches aßen
und etwas tranken.
Zurück durften wir die herrliche Küste nun mit
dem Bus fahren und von oben bestaunen. Ich war nicht traurig, Abschied zu
nehmen, denn hierher komme ich sicher wieder!
Wieder in Sorrent eine etwas
skurrile Kofferaktion. Private Busse dürfen nicht zum Hafen in der Marina
grande fahren!? Unser Chauffeur lud uns samt Gepäck auf einem großen
Parkplatz aus, und zwei, drei Männer hießen uns, getrennt vom
Gepäck, in einem fast ebenso großen, aber viel
häßlicheren Autobus Platz zu nehmen. Ein zweiter Bus fuhr mit dem
Gepäck, bewacht von Schnüppi und Lisa sowie Manfred, der meinte:
Die Mädels allein kann man da nicht schicken!
Dann Fahrt
mit einem weißen Schiff, nur unsere Gruppe, Richtung Capri. Wir waren
allein, denn die Touristen kamen um fünf Uhr am Nachmittag gerade nach
Sorrent zurück. Blaues Meer, die sorrentinische Halbinsel, der Golf von
Neapel und der Vesuv. Und auf der anderen Seite tauchte langsam Capri aus dem
Dunst auf, das dieser Halbinsel ja nur knapp vorgelagert ist.
In Capri wurden wir in einen kleinen Bus verfrachtet Dort dürfen
nur Anrainer mit dem Auto fahren, außerdem bieten sich Taxis
an, Cabriolets mit einem gerade geschnittenen Sonnendach über den Sitzen.
Und orange öffentliche Busse. Es gibt nur wenige Straßen, und alle
zeichnen halsbrecherische Kurven in die Küstenfelsen. Das einzige gerade
Stückchen war von unserem Hotel San Michele vielleicht einen Kilometer bis
zum Ort Anacapri. Unser Hotel liegt am Abbruch ins Meer, in unmittelbarer
Nähe des Hauses von San Michele, das mir durch einen Film aus
den Fünzigerjahren mit O.W. Fischer als Axel Munthe immer schon ein
Begriff war.
Was Schönheit anlangt, so war Capri und besonders die
Lage unseres Hotels und der Blick von dort zweifelsfrei der absolute
Höhepunkt dieses Sommers. Wahrscheinlich überhaupt ein Höhepunkt
in meinem Leben. Verde Anacapri.
DuMont äußert sich kühl über Capri als Insel der
Touristen und Reichen. Aber in dem guide bleu lese ich Zeilen von
einem gleichermaßen Begeisterten:
... In den blauen Fluten des
Golfs von Neapel gelegen, ist Capri nach wie vor, wie schon zu Zeiten der
Romantiker, der Inbegriff von Ferienseligkeit, Sonne und Meer ...
Hier hat
man den Eindruck, daß Wasser und Erde sich stillschweigend aufeinander
abgestimmt haben: sanfte, geneigte Hänge und, wie aus dem Märchen,
die Kulisse des Meeres blaue Grotte, rote Grotte, weiße Grotte,
grüne Grotte; ockergelb der Sand; smaragdgrün, türkisblau das
Wasser; dunkel die Felsen. Daneben die fast tropisch üppige Vegetation,
und das Ganze getaucht in das magische mediterrane Licht.
Unser Hotel
verkauft sich im Internet nicht übertrieben:
http://www.sanmichele-capri.com/
The Hotel is situated in a large mature garden
with breathtaking views of the island, the bay of Naples, the Sorrento
peninsular and the Amalfi coast. Close to the centre of Anacapri and to the
chairlift that will transport you to the highest point of the island on Monte
Solaro. Also a short walking distance to Axel Munthes famous Villa San
Michele. The hotel was constructed in neo-classical style in 1870s, and
opened in 1904 under the name of Hotel Molaro. In a short while it
became frequented by famous artists, writers and noble families. The elegant
lounges furnished in the style of Louis XVI, provide a welcoming atmosphere
that takes one back to the time when the queen of Sweden and the Kaiser and
other friends of the doctor Axel Munthe frequently visited the hotel.
Zu unserem Glück ist die noble Zeit Vergangenheit. Die Spiegel werden immer grünstichiger je weiter nach hinten man im Hotel kommt. Die Zimmer, zumindest die, welche wir hatten, sind alt eingerichtet. Aber sie waren im Unterschied zum frisch renovierten Hotel del Mare in Sorrent blitzsauber. Wenn wir wieder hinfahren, werden wir uns in einem Zimmer mit Meerblick einmieten.
Vom Hafen hinauf nach Anacapri ist es vielleicht 250 Meter. Der Bus fuhr
flott die steilen Kehren und ich öffnete nur immer kurz die Augen, machte
sie aber gleich wieder zu, denn senkrecht unter uns breitete sich der Hafen
aus. Später genossen wir diese traumhafte Anhöhe von der Terrasse
beim Eingang, gesäumt mit prächtigen Hortensien. Von der Terrasse am
Dach. Von der Straße. Vom Speisesaal. Von der Bar.
Zum Abendessen zog
ich gleich mein neues blaues Kleidchen an. Liesl hat ihres zumindest auf der
Reise nie probiert. Der Speisesaal war so, wie es einem Dreistern-Hotel
entspricht, nicht ganz so ausufernd in Louis XVI-Sesseln und Spiegeln, wie die
Rezeption. Die Kellner waren nett. Vor allem gab es einen älteren Kellner,
der alles schupfte und uns am zweiten Tag sogar händisch mit Obstsalat
fütterte!
Morgen ist freier Tag verkündete
Schnüppi beim Abendessen.
Nachher spazierten Hans und ich noch in den
Ort, die schnurgerade Autostraße hinauf. Um ½ 10 Uhr abends war
Anacapri schon ausgestorben.
Gegenüber unserem Hotel lag
noch ein anderen Hotel mit spektakulärem Blick. Dessen Schwimmbad, jetzt
im Finstern beleuchtet, grenzte direkt an den Abhang. Und darüber,
über Palmen, Hortensien, und dem dunkel werdenden Meer, hing ein ganz
dünner silberner Mond.
5.Tag, Mittwoch, 2. Juli
Ein freier Tag in Anacapri! Gibt es etwas Schöneres? Unter
den Voraussetzungen, unter denen wir auf Capri waren, kaum. Das
Frühstück ist von halb acht bis zehn Uhr, sagte Schnüppi.
Wir konnten aufstehen, wann wir wollten!
Ich sauste sofort nach dem
Aufwachen hinüber ins Schwimmbad. Das große Becken (25 m lang?) und
der dazu gehörige Garten samt kleinem Lokal war hinter einer hohen Mauer
versteckt. Als ich durch das Tor ging, schreckte ich zurück. Denn statt
der morgendlichen Einsamkeit, die ich erwartete - es war immerhin noch nicht
einmal acht Uhr - bewegten sich bereits Massen von Menschen vor mir. In dem
Becken tummelte sich eine Menge jüngerer Leute, Frauen und auch
Männer, die neu Hinzukommenden nahmen sich von einem Stapel am Beckenrand
Gymnastikgeräte aus buntem Plastik mit ins Wasser. Alle lachten und riefen
ducheinander. Ich schaute eine Weile eher verwirrt auf dieses Bild, bevor ich
mich entschloss, auf mein Morgenschwimmen zu verzichten. Liesl erzählte
mir später, sie habe erfahren, dass das Bad erst um 9 Uhr für die
Gäste öffne. Den ganzen Vormittag wechselten sich diverse
Schwimmkurse ab. Na ja, der Hotelbesitzer, oder wem auch immer das Bad
gehört, muss sicher stark wirtschaftlich denken!
Meine Sorge war ein
Bankomat. Die dunkelhaarige schlanke Rezeptionistin im eleganten Kostüm,
die uns am Abend vorher streng gemustert hatte, lächelte heute fast und
schickte uns zum Piazza Victoria . Due minuti! Diese
Piazza stellte sich als der Platz heraus, an dem wir gestern nacht schon waren.
Heute waren wir auf einem hübschen schmalen Weg durch die Villen
hingelangt, und der Platz war voller Touristen und offener Geschäfte. Hans
versuchte mit allen Mitteln, mich zu einer Sesselliftfahrt auf den fast 600 m
hoch gelegenen Monte Solaro zu bewegen. In Liesl und Odo, die ebenfalls hier
auftauchten, erhoffte Hans eine Unterstützung. Aber Liesl war vorderhand
eher an einer Armani-Jacke interessiert. Wenig später schaukelten wir
trotzdem auf den Monte. Soviel strahlend blaue Meeresblicke wie auf dieser
Reise habe ich schon lange nicht konsumiert. Und dabei ist das Wort
Meeresblick ja völlig unzureichend. Ein traumhaftes Panorama.
Die weißen Punkte der Häuser von Anacapri im Grün des
Hochplateaus, und dann tiefblau das Meer und in der Ferne diverse
Küstenstriche und Inseln.
Später spazierten wir durch Anacapri.
Viele Leute waren nur an dem Ankunftsplatz. Tauchte man 100 m in die
Hauptstraße ein, so verloren sich die Fremden schon. Und noch
besser war es am Nachmittag, als wir nach fünf Uhr zum Einkaufen in diese
City gingen. Goldenes Licht. Das schmale Gässchen mit seinen
Geschäften, Cafes und Piazzas. Nur Einheimische oder jedenfalls
italienisch sprechende Menschen! Wir kauften dies und das,
Süßigkeiten in schönen Schachteln, die sich beim Auspacken zu
Hause sich als ziemliche Mogelpackungen erwiesen. Und jausneten ein
bißchen am Straßenrand. Ich habe vergessen zu sagen, dass es dort
natürlich keine Autos gibt, dafür blühenden Oleander, leuchtende
Pelargonien, üppige Bougainvilleas und strahlende Trichterwinden (Asagao
oder Morningglory).
Drei Meter jenseits unserer Kaffeehaustischchens quasi
auf der anderen Straßenseite befand sich ein Schuhgeschäft. Alle
Geschäfte sind hier zur Straße hin völlig offen. Ein
Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, probierte auf einem
Kaffeehaussessel sitzend Sandalen mit Glitzersteinen. Dieses geschäftige
Mäderl mit den blonden Zöpfen stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
seiner Mama und der Schuhgeschäftbesitzerin. Beide herzten es immer
wieder, und nachdem es seine ursprünglichen Schuhe wieder ausgezogen hatte
und viele Male zwischen Cafe und Schugeschäft hin- und hergelaufen war,
konzentrierte es sich für ein Weilchen auf einen großen Eisbecher.
Ich glaube, die glitzernden Sandalen wollte es letztendlich nicht haben, und
auch der Eisbecher blieb halbvoll zurück.
Auf einem Plätzchen am
Ende einer Seitengasse lockten blaue Wellen. Aber keine echten, sondern ein
Bühnenbild. Hier gab es eine Probe. Von Sesseln unterhalb der Bühne
aus riefen einige Leute Anweisungen auf die Bühne. Wir warteten ein
bißchen, bis die Darsteller irgendeine Tarantella zu singen und sich im
Takt zu wiegen begannen. Es wurde aber nichts Aufregendes daraus und wir gingen
weiter.
Nachher spazierten wir den schmalen Weg zurück. Vormittags war
er von offenen Geschäften gesäumt gewesen. Jetzt war er still, und
nur einige Katzen und zwei Männer, deren Hände eine
größere Menge Geldscheine austauschten, befanden sich in der Gasse.
Wir kamen zu einem prächtigen weißen Haus, aus dem Klaviermusik
ertönte. Das war wohl das Haus von Axel Munthe, dem schwedischen Arzt und
Philantropen, der über seine Liebe zu Capri und sein gesamtes Leben
Das Buch von San Michele geschrieben hat. Wir gingen den Weg weiter
bis zur Kurve und wieder ein neuer vielleicht noch überwältigenderer
Blick - falls das überhaupt möglich ist auf die blaue
Traumlandschaft, auf den Riesenhorizont mit Capri steil unter uns und der
weiten Bucht von Neapel samt Sorrent-Halbinsel und Vesuv vor uns.
Die
Stunden zwischen den Spaziergängen verbrachten wir am Pool, Hans mit
seinem Wolf-Haas-Krimi. Ich glaube, ich las kaum auf diesem Urlaub. Ich schrieb
auch nichts. Irgendwann aßen wir Caprese Tomaten mit Mozarella
und tranken ein Glas Wein.
Abends war die Sensation, dass uns der
Kellner die Apfelstückchen des Obstsalates, den wir nicht essen wollten,
mit dem Löffel in den Mund zwang. Schnüppi, Hansi und ich waren die
dafür Auserwählten! Das wurde mit viel Gelächter und Fotoklicken
begleitet. Wir spazierten nochmals zum Axel-Munthe-Haus und dazu gehörigem
Blick. Der Weg dorthin, der schmale, mit den geschlossenen Geschäften, war
vorbildlich beleuchtet. Wir waren auch nicht ganz allein. Einige Liebespaare
drückten sich herum. Liesl und Odo kamen aus der Dunkelheit. Wieder
spielte jemand Klavier, es klang, als ob ein Pianist übte.
6.Tag, Donnerstag, 3. Juli
Angeblich kommen in der Saison täglich 5000 bis 10 000 Touristen
in mindestens siebzig Schiffsladungen nach Capri. So der DuMont. Und das sei
für die 10 km2 große Insel mit 12 000 Einwohnern kaum noch zu
verkraften. Tatsächlich sahen wir immer dann, wenn wir von unseren
diversen Aussichtsplätzen, zum Beispiel vor dem Hotel-Eingang, Richtung
Neapel schauten, einige weiße Schiffe durch das blaue Wasser ziehen. Nur,
wir begegneten diese Touristenmengen während unseres dreitägigen
Aufenthaltes nicht. Schnüppi hat das wohl sehr gut eingefädelt!
Wir besuchten auch die berühmte Blaue Grotte nicht.
Wer will
in die Blaue Grotte? fragte zwar Schnüppi, um am freien Tag diesen
Besuch zu organisieren. Aber der Wellengang war sowieso zu hoch. Während
unserer Anwesenheit blieb sie gesperrt. Diese Grotte war 1822 entdeckt worden
und seit 1826 weltberühmt. Am Anfang habe der Besuch der Grotte noch viel
mehr gekostet als eine übernachtung in den mittlerweile anscheinend
unerschwinglich teuren Hotels, lese ich. Die Preise unseres Hotels werden
hingegen im DuMont als moderat bezeichnet, und gegen 4000 Schilling
pro Nacht oder ähnliches in den Luxusherbergen in Zentralcapri sind sie
laut Internet und Prospekt wirklich auch für einen Privataufenthalt
erschwinglich.
Die Griechen hatten die Insel Wildschweininsel genannt und
die Römer Ziegeninsel. Jedenfalls könnte das Wort Capri
von diesen beiden Wurzeln herkommen. Römische Kaiser liebten Capri auch.
Tiberius regierte von dort, angeblich, weil er glaubte, sich auf diesem
überschaubaren Inselchen vor Feinden besser schützen zu können.
Heute gibt es vom Hafen zur 142 m höher gelegenen Piazetta von Capri eine
Standseilbahn, aber die nahmen wir gar nicht zur Kenntnis. Unser
Besichtigungstag wurde gewürzt durch etliche aufregende Busfahrten auf den
halsbrecherischen Straßen mit in die Vagina einfahrenden Blicken. Nur
Inselbewohner dürfen mit ihren Autos hier fahren. Erstaunlich wieder die
gegenseitige Höflichkeit der Lenker.
Piazetta und Spaziergang an edlen
Geschäften und teuren Hotels vorbei zu den Giardini di Augusto
und zur Villa Krupp.
Wir haben doch in Capri auch eine Kirche besichtigt,
aber ich finde sie in den Reiseführern nicht erwähnt. Dort war die
Hochzeit angeschlagen - zweier junger Leute, die sich nach langem Zögern
endlich zur Heirat entschlossen hätten. Das Hochzeitsessen würde in
unserem Hotel stattfinden! Aha, deshalb hatten die Kellner nach dem
Frühstück alle Sessel aus dem Speisesaal geschleppt!
Im guide
bleu finde ich die Kirche S. Constanzo aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Wie ich
sehe, gibt es noch eine Menge Sehenswürdigkeiten in Capri für den
nächsten Besuch, und die verlockenden Spazierwege haben wir noch kaum
kennengelernt.
Mit dem Bus nach Anacapri, wo uns Schnüppi wieder die
Kirche nahebringen wollte. Aber ihre Schützlinge verliefen sich irgendwo
zwischen Pizza und Armani.
Doch halt, zuvor besuchten wir die Villa von
Axel Munthe, hörten ein bißchen über seine Geschichte und sahen
einige wenige der in 40 oder so Sprachen übesetzten Ausgaben seines
Buches. Wir streichelten den glatten Hintern einer marmornen Sphinx, die von
der Brüstung eines Balkons in die Bucht von Neapel schaut. Ich glaube, das
soll unsere Wiederkehr oder sogar unser ewiges Glück gewährleisten.
Auf Fotos sah der Schwede Dr. Munthe aus wie der Wiener Dr. Freud. Und die
Königin Victoria, die Munthe öfters besuchte, war nicht die
englische, sondern die schwedische.
Anacapri, malerische Ortschaft mit 400 Ew., in 275 m Höhe auf
einer grünenden, vom Monte Solaro beherrschten Hochebene gelegen. Anacapri
besitzt niedrige weiße Häuser, die an den Orient erinnern,
zahlreiche Weingärten und malerische enge Gassen; es ist eine ruhige,
angenehme und reizvolle Sommerfrische geworden. Der Text stammt von 1977,
aber 25 Jahre später vermittelt der Ort noch den beschriebenen Eindruck.
Die Kirche hier heißt S.Michele und wurde 1719 errichtet. Der
prachtvolle Majolika-Fußboden ist schon aus meinem
Gedächtnis fortgewischt, obwohl Hans und ich in der Kirche Schatten
suchten. Aber der reizende Platz und die gelben Rundungen des Kirchendachs im
blitzblauen Himmel habe ich noch vor mir.
Nachmittags ein weiterer
Höhepunkt. Mit dem Bus nach Marina Piccola. Aber dort blieben wir nicht.
Mit einem Schiffchen fuhren wir zu den Faraglioni-Inseln, Hans und ich
und auch Liesl und Odo, wie ich aus den Augenwinkeln sah
küßten uns bei der Durchfahrt unter dem steinernen Bogen, und
sicherten so unser Zusammensein für eine Weile ....
In der kleinen Bucht im Schatten der Faraglioni-Felsentürme wartete
bei Da Luigi schon eine weiß gedeckte Tafel. Wir speisten.
Und danach durften in das dazugehörige exklusive Strandbad schwimmen
gehen. Der Ausflug war sehr teuer, aber es war einfach wunderschön. Schon
wieder eine Grotte, zu der die meisten schwammen, nicht jedoch ich.
Die
Rückfahrt verlief öffentlich in einem dicht gedrängten Bus. Auf
der Piazetta in Capri mussten wir umsteigen. Das Brautpaar! Bereits etwas
erschöpft strich sich die Braut ihre blonden Haare zurück,
während sie sich in dem knallroten Cabrio zurechtsetzte. Oben rund um
unser Hotel abendmäßig gekleidete Damen und Herren. Das Fest war im
Schwimmbad ausgerichtet. Anscheinend ist es in Italien modern, Hochzeiten an
Schwimmbecken zu feiern!
Wir aßen auf Ersatzsesseln, entdeckten
nachher die Dachterrasse und niemanden drängte es mehr hinunter in den
Trubel der Piazetta von Capri. Stattdessen marschierten einige von uns mit
Schnüppi an der Spitze nach Anacapri. Dort, auf der Piazza der Kirche San
Michele ein Konzert. Im Licht der Scheinwerfer auf einer Bühne vor der
Kirche ein mittelalterlicher Sänger mit Gitarre, der Platz und die Lokale
rundherum voll Publikum, vorwiegend grauhaarig. Wir drängten uns in eines
der Lokale und landeten auf einem Balkon über der Piazza. Schnüppi
erkannte einen alten Herren im Publikum, mit dem sie tags zuvor ins
Gespräch gekommen war. Dieser schwänzelte gleich herbei und strich um
Schnüppi herum, bis wir gingen. Er erzählte ihr wieder allerhand,
unter anderem, dass der Sänger ein muratore sei, was so viel
wie Maurer heißen soll. Es war schon spät, die Zeiger der Kirchenuhr
rückten vor und vor. Fast Mitternacht. Der Sänger sang keine
Gassenhauer, sondern schöne, melancholische Lieder. Es gab Zugaben
über Zugaben. Die Augen blieben nur mit Mühe offen. Vor dem Ende des
Konzerts konnten wir keinesfalls unsere Tische am Balkon verlassen. Es war aber
auch zu zauberhaft. In der blauen Nacht eingeschlossen wie in einer
Seifenblase: der hell beleuchtete Platz, die schöne Kirche, die Balkone
mit den stahlenden roten Pelargonien. Die vielen Leute, auch Kinder. Ein dickes
Mäderl hüpfte ungeduldig hinter den Sitzreihen herum, sicher acht
oder zehn Jahre alt. Sie hatte einen Schnuller im Mund.
Der letzte Abend hier.
Er war aber noch nicht zu Ende. Denn im Hotel
fand noch immer die Hochzeit statt. Ein Blick von der Dachterrasse zeigte eine
wenig ausgelassene Hochzeitsgesellschaft, an runden Tischen gruppiert um das
Becken. Das Hochzeitspaar hatte einen Tisch für sich allein, unter einem
Baldachin und mit speziell prächtigen Gedecken. Die Brautleute waren
gerade an anderen Tischen stehend ins Gespräch mit sitzenden Gästen
vertieft. Wenig dazupassend zu dieser ruhigen Atmosphäre die Musik, der
Sänger oder war es eine Sängerin -, deren Stimme bereits seit
dem frühen Abend in Pop-Konzert-Lautstärke aus den Mikrophonen
schallte. Süditalienisch verkleidete junge Leute hatten animatorische
Aufgaben, zum Beispiel, alle Leute dazuzubringen, sich rund um das
Schwimmbecken zu stellen und an den Händen zu fassen, wobei sie sich im
Takt eines Liedes zu wiegen hatten.
Später schien es Tanz zu geben.
Ich war überhaupt nicht mehr müde und mit Klaus, dem ehemaligen
Leiter des Meldeamts in Tulln, trieb ich mich vor dem Badeeingang herum, bis
eine Dame in langem Abendkleid, vielleicht die Braut- oder
Bräutigamsmutter, uns aufforderte, doch einzutreten. Worauf ich mich auf
unsere Zimmerveranda zurückzog. Hans, der schon im Bett lag, war nicht
mehr zu bewegen, sich nochmals anzuziehen und mit mir einen Tanz zu probieren.
Ich wäre in diesem Augenblick geradezu unheimlich gerne am Rand des
Schwimmbeckens mit den anderen herumgehopst und hielt es in dem Zimmer mit den
geschlossenen Vorhängen kaum aus. Wer weiß, was sich draußen
abspielte! Die Neugier ist schon eine große Kraft,
konstatierte Hans, dem ich am Tag sehr häufig mit dem Satz: Ich bin
so müde! in den Ohren lag. Ich konnte das nur bestätigen. Ich
war hellwach und zu allem bereit. Nur, es gab nichts mehr. Um ein Uhr war das
Fest aus und umgeben vom Lärm der abfahrenden Autos schlief ich ein.
7.Tag, Freitag, 4. Juli
Vedi Napoli e pio muori Neapel sehen und sterben!
Wieder ein heißer herrlicher sonniger Tag. Die Bucht von Neapel
empfing uns mit liebevollen Armen. Am Hafen der 1,2 Mio-Stadt und Hauptstadt
Kampaniens, die 10 m über dem Meeresspiegel liegt (Baedeker) holte uns
Ester ab, die tüchtige Reiseführerin, die uns durch Pompeij und
Herculaneum geschleppt hatte. Sie trug wieder einen roten Knirps mit sich und
spannte ihn auch einmal auf, aber gleich wieder ab: Das wäre
ungerecht, wenn ich im Schatten stehe und Sie es in der Sonne aushalten
müssten!
Es war Mittag, siedend heiß, alle Kirchen und
Museen geschlossen. Trotzdem, die Stadtrundfahrt musste jetzt absolviert
werden. Ester und der Busfahrer, der uns so mild durch das Unesco Welterbe der
Amalfitana geführt hatte, brachten uns in die westlichen Hügel der
Stadt mit schönen gepflegten Häusern und Villen und vielen Blumen.
Blick auf die Häuser und die Bucht und den Vesuv, dieses Mal zum ersten
Mal vom Land aus. Blick auf die Campi Flegrei. Ester erzählt über das
riesige aktive Magma-Feld unterhalb des Vesuv, über die qualmende Erde der
Campi Flegrei, über das Phänomen des Bradisismus.
Der Erdboden hebt sich über mehrere Monate hindurch bis zu zwei
Meter. Die Bewohner mussten evakuiert werden. Jetzt senkt sich der Boden
wieder, ebenso langsam. Diese Sache passiert glaube ich in der Gegend
hinter dem Vesuv also landseitig.
Die
italienische Stadt Neapel wird im Osten und im Westen von Vulkangebieten
umgeben. Im Osten ist es der Vesuv, im Westen das ausgedehnte Gebiet der
Phlegräischen Felder. Was hier brennt, sind keine Lavamassen. Aus Spalten
und Bodenlöchern werden brennend heisse Gase ausgehaucht. Es handelt sich
dabei um erloschene Vulkane, deren Magmaherde bereits etwas abgekühlt sind
und daher nicht mehr ausbrechen können. Es werden aber noch heisse Gase
abgeschieden, die an die Erdoberfläche aufsteigen. Heisse Gase
strömen aus und kochende Schlammlöcher erscheinen. Entweicht aus den
Erdspalten vorwiegend Wasserdampf, dann nennt man diese Gasquellen Fumarolen
(italienisch "fumo" = Rauch).
Einige der vulkanischen
Gasaushauchungen heissen Solfatare nach dem italienischen Wort "solfo" =
Schwefel oder Solfatara = Schwefelgrube, hier enströmen 100-200·C
heisse Schwefel- und Wasserdämpfe. Bei der auf und ab Bewegung der Erde
"Bradisismus" entstehen oft neue Fumarolen und Solfatare. (http://www.sorrent2001.de/referate/2_8_1.html)
Jedenfalls sei, so versichert uns Ester, der Vesuvio der am
weitestgehend er- und beforschte Vulkan der Erde. Schon einige Tage vorher, als
wir in Herculaneum zu Füßen des Vesuv waren, hatte sie uns von den
Sicherheitsschulungen und Fluchtplänen erzählt, mit denen alle, die
hier leben, konfrontiert werden, und gemeint: Hier haben wir zehn Minuten
Zeit! Ich frage Hans: Wozu? und schaue zum Meer hinunter, das
sich als einziger Fluchtweg anbietet. Allerdings wissen wir aus der Geschichte,
dass eine Tsunami 79 vor Christus diejenigen verschlungen hat, die
dort Rettung erhofften.
Also, heute Blick auf die Campi Flegrei, zurück in den
klimatisierten Bus, ins Stadtzentrum, dort, wo es das berühmte Cafe
Cambrinus gibt.
Dieses Cafe befindet sich neben dem Palazzo Reale. Hier war
der ganze Platz abgesperrt wie auch sehr vieles andere an diesem Tag in Neapel.
Wir vermuteten Zusammenhänge mit EU-Gästen, hatte doch Italien gerade
die EU-Präsidentschaft übernommen. Weiters gab es hier das Castel
Nuovo und das Teatro San Carlo. Ich höre immer noch in meinen Ohren das
rollende R unserer Reiseführerin. Diese Oper soll gleich nach
der Mailänder Skala rangieren.
Wir hatten eine Stunde Zeit und
erwarben in dem schönen Cafe einiges auf die Art und Weise, wie Ester uns
geraten hatte, dass wir schnell dazu kämen. Bei mir glückte das. Bei
Liesl gabs einen Eklat. Kellner will nicht servieren, Odo schimpft Liesl, Liesl
schimpft alle. Aufbruch der beiden. Wir trödeln noch herum, Besuch in der
Buchhandlung und Sitzen auf schattigen Stufen.
Dann gehts in die
historische Altstadt. Spaziergang durch die sogenannte Spacca Napoli, die aber
eigentlich Via B. Croce heißt, wie ich an den Stadtplänen sehe. Enge
Häuser, eher schmutzige Gassen. Wohnen hier arme Leute?
Nein, nein, gar nicht. Die Wohnungen in den Obergeschossen sind sogar
sehr teuer. Wir gehen vorbei an unzähligen Geschäften mit
Krippen und Krippenmachern. Die sind in der Via San Gregorio Armeno beheimatet,
lese ich. Hier gibt es auch die Geschäftchen und Straßenstände
voller roter Pfefferonibündel - nicht echte, sondern aus Holz oder
Plastik. Das sind eigentlich alles Penis-Darstellungen, sagt Ester.
Neapel ist berühmt für seinen Penis-Kult! In den Krippen gibt es
nicht nur die heilige Familie und Anhang, sondern Harlekine, besonders viele
solche, aber auch Politiker etc. Ester zeigt uns auch ein Votivbild
für den Fußballer Maradonna. Ich glaube, sie sagte, dass die
Neapolitaner Fussballer ebenso verehren wie die kirchlichen Heiligen und dass
sie sehr fromm bis abergläubisch sind.
Wir gingen zum Dom, der noch
gesperrt war und zurück zu Santa Chiara. Gegenüber eine Barockkirche,
vielleicht die älteste oder größte oder schönste von
Napoli? Beide waren nun um ca 16 Uhr zugänglich. Siesta beendet und im
luftigen Vorhof der St. Chiara wartete eine hübsche Braut. Ihre kleine
Brautjungfer drehte sich kokett mit einem Blumenstrauß in der Hand im
Kreis. Wir schauten zu, wie die Braut an der Hand wahrscheinlich ihres Papa
durch die ganze große Kirche zu ihrem Bräutigam geleitet wird, der
vorne beim Altar gemeinsam mit dem Priester auf sie wartet. Das schön
gekleidete Mäderl mit den Locken und Blumen in Haar und Hand tänzelt
währenddessen spielerisch um die Braut herum.
Wirklich wohl
fühlen wir uns im märchenhaften Innenhof, den Chiostro
delle Clarisse, des Klarissenklosters. Hier gab es, glaub ich, gleich
angrenzend ein Franziskanerkloster. Eigentlich durften die Klarissinnen ja
keine Besuche empfangen und auch nicht ausgehen. Aber sie hielten sich hier
ebenso wenig daran, wie Maria von Wolkenstein und ihre Kumpaninnen im 15.
Jahrhundert in Brixen.
Die Bourbonenkönigin Amalie von Sachsen
ließ diesen Hof im 18. Jahrhundert als schattigen Garten neu gestalten.
Pergola-Gänge und Bänke sind mit bunten Majoliken verkleidet. Gelb,
weiß, blaue Fliesen überall, mit wunderschönen floralen
Motiven, aber auch ganzen Geschichten zum Beispiel füttert eine
schwarz gekleidete Nonne Katzen, die sich auf einem Steg zwischen zwei
Fischteichen und am Brunnenrand im Fischteich tummeln beziehungsweise zur
Futterschüssel eilen. Und eine bräutlich geschmückte Madonna
fliegt in einer von Pfauen gezogenen Kutsche davon. Zwischen und über den
Majoliken leuchten die Goldorangen aus Goethes Mignon-Gedicht.
Das Hotel
New Europe schwankt zwischen drei und vier Sternen. Das ist eindeutig ein
Vierstern-Hotel meint der alte Herr unserer Gruppe. Sogar
Bademäntel in den Kästen und wirklich blitzsauber. Unter dem
Fenster viele Eisenbahnschienen und große Werbeplakate. Unter anderem
teilen sie mit, dass morgen, am 5. Juli, eine neue Metro-Station eröffnet
wird.
Vorher kommt aber noch das eigentliche Abenteuer. Unsere
Straßenbahnfahrt zum Lokal La Bersagliera in St. Lucia, dem
Hafenviertel. Schon allein, bis 22 Leute in einer kleinen Trafik jeweils vier
Karten für Neapels öffentliche Verkehrsbetriebe erwerben, ist ein
Komödienstück für einen entsprechenden Klamauk-Film. Dann
wandern wir über brüchige Gehsteige, aufgeworfene Straßen,
zwischen wildem Verkehr, immer Schnüppi nach, bis wir endlich zu einer
Straßenbahnstation kommen. Schnüppi bringt uns sicher zur der
richtigen Linie und wir rumpeln irgendwo auf breiten Straßen, umbrandet
von unvorstellbarem Verkehrslärm, durch Neapel. Keine Ahnung, wo wir sind.
Keine Ahnung, wo wir hinwollen. Wenn du mit einer Gruppe reist, musst du
dein Gehirn abmelden, hatte der Kärntner Mitreisende Manfred
erklärt. Vielleicht wäre das nicht unbedingt eforderlich, ist aber
jedenfalls eine Tatsache.
Plötzlich schwappt der Lärm in den
bisher so ruhigen Straßenbahnwaggon herein. Ein Fahrscheinkontrollor ist
eingestiegen! Zum Glück sind wir im Besitz der mühsam erworbenen
Fahrkarten. Aber anscheinend nicht alle Fahrgäste. Wer schreit da so
wahnsinnig? Es ist der Kontrollor und ein grauhaariger seriös
aussehender Herr, die sich in voller Lautstärke anbrüllen. Wer lauter
schreit, siegt. Es ist der Fahrgast, der siegt. Die übrigen Fahrgäste
versuchen den Kontrollor davon zu überzeugen, dass er keinen Sinn hat,
sich bei dem Schreier durchsetzen zu wollen. Anscheinend hat dieser Gast erst
unter den Augen des Kontrollors seinen Fahrschein entwertet und dann behauptet,
er hätte dies schon vor dem Zusteigen des Kontrollors gemacht.
Irgendwann beruhigen sich die beiden, aber die Stimmung im Wagon ist
äußerst aufgeregt. Ich komme mir vor wie im Kino. Die mitreisende
Monika redet fließend italienisch mit dem Fahrgast, der neben ihr sitzt.
Er hat erzählt, dass das Leben in Neapel furchtbar anstrengend
ist!
Wiederum irgendwo steigen wir aus und geraten in eine heftige
Auseinandersetzung zwischen Autofahrern, Mopedlenkern und Carabinieri, die die
Straße absperren, in die alle fahren wollen. Es ist Freitag abend, die
Leute wollen nach Hause, und es ist verständlich, dass sie sich aufregen.
Auch hier habe die Polizei klein beigeben müssen, behauptet später
einer aus unserer Gruppe.
Abgesperrt ist der gesamte Boulevard vor den
großen Luxushotels, in denen Politiker absteigen. Wir gelangen zu
Fuß unbehindert zu unserem Restaurant, am Yachthafen, Lichtgirlanden, ein
hübscher Kellner, der südländische Typ in bester Ausformung,
anfangs Ungeduld unserer Gruppe. Aber Schnüppi dämpft uns. Ein
bißchen Geduld, ein bißchen Freundlichkeit, dann geht alles!
Während des Wartens erzählt unser Reisekollege Roland aus seinem
Orthopädenleben, u.a. von einem amerikanischen
Vorfußpapst.
Die Heimfahrt mit der Straßenbahn ist
weniger aufregend als die Hinfahrt. Hell erleuchtete prächtige
dunkelrotfärbige pompeijrot nennt man diese Farbe, glaube ich -
Gebäude sind mir in Erinnerung. Aber wie gesagt ich treibe als
absolutes Schaf durch die große Stadt und habe keine Ahnung, um welche
Gebäude es sich genau handelte. Rund um unser Hotel, bei der Piazza
Garibaldi und beim Bahnhof, großstädtische nächtliche
Häßlichkeit.
8.Tag, Samstag, 5. Juli
Letzter Tag in Neapel und Heimflug.
Wir fahren mit der Metro. Ein
neues Abenteuer, und wiederum zockeln wir alle ständig vertrauensvoll
hinter Schnüppi her. Heute geht es in das Archäologische
Nationalmuseum mit all den grandiosen Schätzen, die in Pompeij und
Herculaneum gefunden wurden. Hansi dokumentiert mit seiner Digitalkamera.
Mir gefallen besonders die feinen Mosaike, die erstaunlichen Fresken,
zierlichen Eß- und medizinischen Bestecke. Es ist kaum zu glauben, dass
diese zahllosen Dinge zweitausend Jahre so unbeschadet überleben konnten.
Es ist aber auch kaum zu glauben, dass damals und noch früher bereits
derartig verfeinerte und psychologische Darstellungen möglich waren.
Die Alexanderschlacht ein Mosaik, mehrere Meter im Umfang,
bestehend aus über einer Million winziger Steine. König Darius, der
Perser, Alexander, der junge Held, die zu Boden getretenen Fußsoldaten
in ihren großen Augen Entsetzen, Angst, Verzweiflung, Mut,
Ergebung. So ausdrucksstark, besonders diese Augen. Auch die Pferde werden den
Menschen gleichberechtigt als Kreaturen im Todeskampf gewürdigt. Auch sie
reißen die Augen auf, fürchten sich, bäumen sich. Am liebsten
sind mir die Mosaike mit den Tieren. Sie werden als freundliche
wißbegiergie einander zugewandte Wesen dargestellt: das Krokodil und das
Nilpferd, die Kobra und der Mungo, Enten, eine mit einer Seerose im Schnabel.
Dann der tanzende Faun, dessen Nachbildung wir im Haus des Fauns in Pompeij
gesehen haben. Wie Hans sagt: Rodins ihrer Zeit waren da am Werk. Wie lang
brauchte die Entwicklung, bis wieder derartig vollendete ausdrucksstarke Kunst
geschaffen wurde! Und noch dazu lag das alles 1700 oder mehr Jahre unter Schutt
und Asche.
Auch die riesigen weißen Marmorfiguren aus der
griechischen Antike gefielen mir. Besonders in Erinnerung ist mir der
Farnesische Stier.
Nach Plinius (Nat.
hist. XXXVI, 34) hat der griechische Bildhauer Apollonios I. (von Tralles)
zusammen mit seinem Bruder Tauriskos das Motiv im 1. Jh. v. Chr. in Form einer
freiplastischen Gruppe aus einem einzigen Block gestaltet. Das zunächst
auf Rhodos befindliche Werk wurde später von Asinius Pollio erworben. Die
1545 in den Caracalla-Thermen in Rom entdeckte und vorerst mit Apollonios in
Verbindung gebrachte antike Marmorplastik gleichen Themas stellte sich als das
Werk eines römischen Kopisten heraus, der der ursprünglichen Kreation
an der Basis die Gestalt der Antiope und noch andere Figuren hinzugefügt
hatte. Die aus spätrömischer Zeit stammende Kopie weist antike und
spätere Ergänzungen auf. Die Plastik gelangte 1546 in den Palazzo
Farnese in Rom und wird deshalb "Farnesischer Stier" genannt. Heute befindet
sich das Werk im Museo Nazionale in Neapel. Bekannte Gruppen aus Bronze stammen
von A. de Vries (Gotha, Schlossmuseum) und A. Susini (Villa Borghese, Rom). Im
*Dresdener
Grünen Gewölbebefindet sich eine aus
Elfenbein geschnitzte verkleinerte Version der Gruppe, die von M. Barthel
stammt.(http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_2112.html)
Eine grausame Geschichte kommt hier zum Höhepunkt:
Die Zwillinge Amphion und Zethos binden auf diesem größten
erhaltenen Bildhauerwerk aus dem Altertum gerade Dirkes Haare an den
Hörnern eines wilden Stieres fest. Der Stier ist
verhältnismäßig klein, aber die menschlichen Figuren sind
überlebensgroß und auf einem Podest, sodass sie noch
überwältigender wirken: Antiope, Königstochter aus Theben, wurde
von Zeus geschwängert. Der wird sie sicher nicht gefragt haben, ob sie
zustimmt. Sie bekam Zwillinge, die beiden oben genannten. Auf diese Kinder
musste sie natürlich verzichten, sie wurden ausgesetzt und wuchsen als
Hirten auf. Antiope wurde darüberhinaus vom Vater hinausgeschmissen und
ein Onkel rettete sie. Der musste das aber mit dem Leben bezahlen, weil der
Vater gegen ihn Krieg begann. In der Folge wurde Antiope an den Hof ihres
Bruders, der jetzt König von Theben war, zurückgebracht, und er gab
sie seiner Frau Dirke als Sklavin. Dirke quälte Antiope zwanzig Jahre
lang, bis diese endlich flüchten konnte, und zwar zu ihren Söhnen.
Die erkannten sie nicht. Erst als Dirke ankam, um die entwichene Sklavin
zurückzuholen, akzeptierten sie Antiope als ihre Mutter und rächten
sie auf die geschilderte Weise. Bacchus seinerseits bestrafte Antiope
warum sie? für die schreckliche Rache, ließ sie irrsinnig
werden und den Rest ihres Lebens ziellos herumwandern.
Besonders in
Erinnerung ist mir auch eine schwarze Göttin Artemis.
Der Großteil der Gruppe vertiefte sich außerdem hochinteressiert in die Studien der Camera segreda. Bis vor kurzem war deren Besuch nur nach Voranmeldung und zu Studienzwecken gestattet. Auch heute ist der Zutritt nicht unbegrenzt, sondern man hatte sich um Punkt ? Uhr vor der verschlossenen Tür einzufinden, und eine junge Italienerin erläuterte die sexuellen Darstellungen in relativ unverständlichem Englisch. Ich zog mich bald zurück, und schaute von einer Bank aus auf die nahestehende Marmorfigur des Fauns, der sich an einen Jüngling heranmacht. Hans hingegen überprüfte in der Camera den Faun, der mit einer Ziege vögelt (passt dieses Wort da?) und die zahllosen Bilder und Plastiken mit männlichen Wesen, deren Phalli (oder Phalusse) wie krankhaft aufgeschwollen oder in Priapismus erstarrt sind, denen Phalli mit zierlichen Glöckchen aus dem Kopf wachsen, Penisse, die größer sind als das Männchen, zu dem sie gehören. Figuren mit Penissen dienten den damaligen Pompeijanern und Herculaneern anscheinend als Geräte für alles. Die Löcher vorne konnten etwa darauf hinweisen, dass sie als öllämpchen verwendet wurden. Jedenfalls wohl als Windglöckchen und dergleichen mehr. Zweitausend Jahre kontinuierliche Verehrung des männlichen Geschlechtsteiles, heute in der Altstadt von Neapel genau so zu überprüfen wie im würdigen archäologischen Nationalmuseum. Frauen kommen so gut wie nicht vor. Erotik, Sexualität spielte sich in den alten Zeiten offensichtlich hauptsächlich in einer Männerwelt ab. Auch im Museum in Paestum war mir schon das homoerotische Schwergewicht der Darstellungen aufgefallen.
Belohnt für das ernsthafte Studium all der heimlichen
Dinge wurden wir dann bei einem letzten gemeinsamen Essen in einer netten
Pizzeria voller Sonnenschirme. Leider erfuhren wir an der U-Bahn-Station, dass
die Metro wegen der schon vorher erwähnten neuen Station, die heute
eingeweiht wurde, nicht fährt. Schnüppi ließ sich keine Sorge
anmerken. Wir eilten zu Fuß an pompeijroten prächtigen Gebäuden
vorbei, irgendwohin, bis uns ein Bus aufnahm und wir gerade rechtzeitig beim
Hotel hinter der Piazza Garibaldi landeten.
Ja, und dann kam das Ende der
Reise. Hans erwies sich im Bus als der jüngste Mann und erhielt deshalb
von Schnüppi ein kleines Geschenk ein blaues Becherchen mit gelber
Zitrone aus Capri. Dort überwiegen übrigens Zitrusplantagen, seit
Ende des 19. Jahrhunderts die Reblaus die Weinkulturen zerfressen hatte.
Für Touristen gibt es alles aus Zitrone, was man sich nur denken kann,
unter anderen auch einen Zitronenlikör, der überall, von Sorrent bis
Capri, angeboten wurde. Wir mussten ihn auch verkosten, gleich neben dem Axel
Munthe-Haus, und kauften ein winziges Fläschchen Crema di limone, der an
Eierlikör erinnert.
Ein Misston beim Abschied: Hans wird bei der
Sicherheitsüberprüfung sein heiß geliebter Leatherman
abgenommen, weil er vergessen hat, ihn in den Koffer zu geben. Das
Vielzweckgerät und meine winzige Nagelschere behalten sich die
Flughafenbeamten als Andenken an uns!
Rückflug in der AUA-Maschine.
Der makelloseste Flug dieses Reisesommers. Ruhig schwebte unser Flugzeug in
eineinhalb Stunden von Neapel nach Wien. Ein auskunftsfreudiger Pilot wies uns
auf die herrliche Sicht hin. Die Reggia von Caserta,
Königspalast aus dem 18. Jahrhundert für Bourbonenkönig Karl
III, der an Pracht Versailles übertreffen soll, deutlich erkennbar unter
uns. Weiter fliegen wir über den italienischen Stiefel bis zum
adriatischen Meer. Ancona. Schließlich die kroatische Inselwelt. Hinter
mir im Flugzeug sitzt Lieschen, und wir sind gerührt, als unter uns
Martinscica auszunehmen ist, die Bucht, in der wir vor 39 Jahren unsere
Maturareise verbrachten. Dann Abschied vom blauen Meer, auch aus der Luft der
letzte Blick, unter uns Wälder, Wälder, Wälder, bis wir
schließlich in großem Kreis über den Neusiedlersee auf die
Schwechater Landepiste gleiten. Applaus für den Piloten!
Und, zu guter
Letzt, noch der abrupte, jedoch herzliche Abschied von unseren
ReisegefährtInnen. Unser Auto erwartet uns am Parkplatz C in der Reihe der
Brüder Montgolfier. Zum Glück bleiben wir nicht lange da. Schon
kommende Woche fliegen wir zum Baikalsee!
Literatur
Rom und Süditalien, Die Blauen Führer Molden,
Wien-München-Zürich-Innsbruck, Librairie Hachette 1977, deutsche
Ausgabe 1978
Ghirelli, Antonio: Storia di Napoli, Nuova edizione, Torino,
1973 e 1992
Nunzio, Daniele: Repetita ... Juvant! Biographie, Gedanken und
philosophische Abschweifungen eines süditalienischen Fremdenführers
mit eine psychologischen Analyse über die deutschen Besucher und ihre
Emotionen vor den Kunstschätzen, Atripalda, 1995
Italien, Baedeker
Allianz Reiseführer, Stuttgart, 9. Auflage 1997
Frank, Herbert:
Neapel-Amalfiküste-Cilento, DuMont-Reise-Taschenbücher,
Köln, DuMont 2001
Munthe, Axel: Das Buch von San Michele, deutsch
von G. Uexküll-Schwerin, dtv 1339, München, 19.
Auflage 2002
Ich habe die Zitrone vergessen. Als wir eines Abends in Sorrent über den schmalen Steg des Schwimmbads zurück zum Hotel schlenderten, kam uns der Besitzer des Hotels entgegen, vertiefte sich sofort in einen Minutenflirt mit Schnüppi und öffnete dabei stolz einen Plastiksack, den er in der Hand hielt: Zitronen aus meinem Garten. Und er fischte eine besonders schöne, die noch an einem Zweig mit Blättern hing, heraus, und überreichte sie Schnüppi. Da er ein italienischer Kavalier war, schenkte er auch den drei oder vier anderen Damen, die hinter Schnüppi daherkamen, je eine Zitrone. Sie liegt in meinem Obstkorb und erinnert noch eine Weile an die schöne Reise.
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Spezialreise nach Kampanien mit Elite Tours
Reiseprogramm
Reisegruppe mit insgesamt 23 Personen
28. Juni 2003: Flug ab Wien
(Abflug 11.40h) via Catania nach Neapel (Ankunft 15.10 h)
5. Juli 2003:
Rückflug ab Neapel (Abflug 16.00 h) nach Wien (Ankunft 17.45 h)
Ruth Linhart | Reisen | Email: ruth.linhart@chello.at |