Ruth Linhart | Japanologie Biographieprojekt Imai Yasuko |


Biographieprojekt Imai Yasuko

Studienreise nach Japan 2003

Der Aufenthalt vom 24. Oktober bis zum 29. November 2003 diente der Recherche für das Biographieprojekt Imai Yasuko. Ausführliche lebensgeschichtliche Interviews mit Imai Yasuko standen im Zentrum. Ich finanzierte Reise und Aufenthalt selbst und wohnte bei einer Freundin von Imai Yasuko.


Bisher vorhandenes Material

Vor diesem Aufenthalt war folgendes Material für das Projekt vorhanden:

1) Tondokumente: 4 Tonbandkasetten, insgesamt 3,5 Stunden, aus dem Jahr 2000, sowie deren deutsche Übersetzung. Imai Yasuko erzählt darauf aus ihrem Leben. Der Schwerpunkt liegt auf Kindheit und Jugend (siehe: Erinnerungen (1) Die Kindheit (osanai toki) .

2) Fotos von Imai Yasuko bzw. ihrer Familie aus meinem Besitz und aus dem Familienalbum Imai Yasukos, das sie mir 2000 borgte - insgesamt ca 200 Fotos

3) Briefe und Emails von Imai Yasuko seit 1968

4) Material für einige Zeitungsartikel über Imai Yasukos Aktivitäten in den 70iger und 80iger Jahren (z.B. Japans feministischer Salon

5) Imai Yasuko betreffendes Material im Zusammenhang mit dem Buch "Onna da kara - Weil ich eine Frau bin. Liebe, Ehe und Sexualität in Japan", Wiener Frauenverlag 1991. Imai Yasuko half bei der Recherche für dieses Buch bzw. die darin vorgestellte Befragung "Die Beziehungen von Frauen und Männern " in großem Umfang mit und verfasste dafür den Aufsatz "Vor dem Tagesanbruch für Frauen".

6) einige der Bücher und Artikel von Imai Yasuko


Arbeiten im Herbst 2003

Während des Aufenthaltes in Hamamatsu im Herbst 2003 konzentrierte ich mich auf Recherchearbeiten mit Imai Yasuko. Ich besuchte sie täglich im Altersheim "Eden no sono (Garten Eden)", in dessen Betreuungsstation sie seit einigen Jahren lebt. Die Zeit vom frühen Nachmittag bis zum Abend verbrachte ich bei ihr. Zirka ein Drittel der Zeit befragte ich sie anhand von Fotos und machte handschriftliche Notizen über den Gesprächsinhalt. In der Mitte des Aufenthaltes führte ich lebensgeschichtliche Interviews mit Tonaufnahmen auf einem JVC-mobile mini note PC durch (ca. 18 Stunden Aufnahmen). Die letzten Tage dienten ergänzenden Fragen und Antworten, die ich wieder handschriftlich notierte. Außerdem erwarb ich weitere Publikationen von Imai Yasuko.


Themen der Interviews

Wiener Erinnerungen, speziell an den Aufenthalt 1976/77: zum ersten Mal im Westen, Begeisterung für Wien und seine Kultur, die beneidenswerte Situation der österreichischen Frauen, freundliche österreichische Männer, Unterschiede in der Beziehung von Frauen und Männern in Österreich und Japan, Begegnung mit der Wiener Frauenbewegung, alte Menschen in Wien, auf den Spuren des japanischen Dichters Saito Mokichi im steirischen Gesäuse.

Rückkehr nach Japan und Frauenaktivitäten: Rückkehrneurose, Studium der Geschichte und des. gesellschaftlichen Status der japanischen Frauen und der japanischen Frauenliteratur, Vorlesungen über Frauenthemen, femininistische Bewußtseinsbildungsarbeit mit Studentinnen, Kontakt mit der japanischen Frauenbewegung, Frauenaktivitäten in Hamamatsu, neuer Freundeskreis, Lieblingsstudentinnen, Gleichbehandlungsgesetz von 1986, Änderungen der Frauensituation seit 1930.

Japanische Studentenbewegung (gakusei undô) bis 1960: Einführung der Koedukation und ihre Bedeutung für Yasuko Imai, "linke" Mitschüler und Freunde, Studentinnen-Vereinigung an der Hokkaido-Universität (Hokudai joshigakuseikai), japanische kommunistische Partei - Annäherung, Eintritt und Austritt, Aktivitäten bei Zengakuren (Gesamtjapanische Liga autonomer Studentenverbände) und "Bund", 1960 in Tokyo - Teilnahme an Demonstrationen gegen die Verlängerung des japanisch-amerikanischen Sicherheitsvertrages (anpo hantai undô) und Mitarbeit bei der Zeitschrift "Kyôsanshugisha dômei", lebenslanges politisches Interesse.

Erinnerungen zum Thema Krieg: Krieg gegen China, Großer pazifischer Krieg ab 1941, gunka (Kriegslieder), imonbun (Trostbriefe), Hunger, Bombenalarm, naginata (hölzerner Speer) etc., Atombombe und Kriegsende, mit Kriegsende ist plötzlch alles anders - die amerikanische Besatzung und Auswirkungen ihrer Politik, Koreakrieg, Vietnamkrieg

Liebe und Männerbeziehungen: platonische Beziehungen, Sehnsucht und Schwärmerei, Sexualität, Kinderwunsch, Liebespartner aus Schule und Studentenbewegung, Entschluss, nicht zu heiraten und Widerstand gegen Druck zur Heirat, Unterschied zwischen westlichen, japanischen und chinesischen Männern.

Krankheiten: schwache Konstitution in der Kindheit, Krankheiten seelisch und nervlich bedingt, schwere Erkrankung als junge Lehrerin in Tokyo, nach der Rückkehr aus Wien Rheumatismus, Asthma, Hautkrebs, Parkinson etc.

Religion im Leben der Imai Yasuko

Sehnsucht nach dem Westen (seiyô): Erinnerungen aus der Kindheit - Literatur, Wohnen, Kleidung, Musik, Theater, Filme, bildende Kunst, minshushugi (Demokratie), kojinshugi (Individualismus), jiritsu (Selbständigkeit), Wohlfahrtsstaat, Altenbetreuung

Vorbild China: chinesische Austauschstudentinnen, Stellung der Frau in China.

Schauplätze und Menschen: Kindheitshaus, Wohnungen in Sapporo, Tokyo und Hamamatsu, Kindergarten, Schulen, Lehrer und Lehrerinnen, arubaito und Berufstätigkeit, Eltern, Geschwister, Freundinnen und Freunde, Essen, Gerüche, Farben

Takuboku und Literatur: Annäherung an Ishikawa Takuboku, Faszination durch Takuboku und seine Gedichte, Studium der japanischen Literatur, Spezialistin für Takuboku, Saitô Mokichi, Yosano Akiko, eigene Tanka und Vorbilder, Romane und eigener Romanversuch

Wunsch, Wissenschaftlerin zu werden: Frauen an japanischen Universitäten, eigene Universitätslaufbahn, Weg als Wissenschaftlerin, eigene Werke.

Siehe auch: Imai Yasuko Kurzbiographie
und Japan 2003 - Herbst in Hamamatsu


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