Ruth Linhart | Takuboku Dissertation


Zeittafel Ishikawa Takuboku

1886 20. Februar, laut Standesregister Geburt des Ishikawa Hajime, ältester Sohn von Ishikawa Ittei, der als buddhistischer Priester in der Präfektur Iwate im Dorf Hinoto wirkte. (Aufgrund von Nachforschungen des Takuboku-Biographen Iwaki Yukinori wurde Takuboku aber wahrscheinlich am 27. Oktober 1885 geboren). Vor Takuboku waren zwei ältere Schwestern geboren worden, 1888 folgte als letztes Kind des Ishikawa Ittei das Mädchen Mitsuko.
1891 2. Mai, Eintritt in die Normalvolksschule von Shibutami, dem Dorf, wohin die Eltern knapp nach der Geburt des Sohnes gezogen waren.
1895 Abschluß der Volksschule und Eintritt in die Städtische Höhere Volksschule von Morioka im April dieses Jahres. Takuboku wohnte von nun an bei Verwandten.
1897 Nach dreijährigem Besuch der höheren Volksschule Besuch einer Vorbereitungsschule für die Mittelschule.
1898 Eintritt in die Normalmittelschule von Morioka.
1899 Erste Bekanntschaft mit Horiai Setsuko, der dreizehnjährigen Tochter einer Samurai-Familie, die in Takuboku's Nachbarschaft wohnte.
1900 Anschluß an den älteren Mitschüler und späteren Admiral und Marineminister Oikawa Koshirô (1883-1958). Von nun an steigendes Interesse an der Literatur.
1901 Lernte im Jänner den älteren Mitschüler Kindaichi Kyôsuke (1882-1971), den späteren Linguisten und Ainu-Forscher, kennen, der sein lebenslanger Freund wurde und ihn mit der Myôjô-Schule bekannt machte. Vom Frühjahr an wurde Takuboku Mitglied der Tôkyô Shinshisha (Gesellschaft für das neue Gedicht von Tôkyô), die die Zeitschrift Myôjô (Morgenstern) herausgab. Zentrale Persönlichkeiten waren Yosano Akiko und Yosano Tekkan. Im Dezember Teilnahme an einem Streik in seiner Schule. Während dieses Jahres gründete er einige im Kreis der Schüler zirkulierende literarische Zeitschriften, in denen er seine ersten Tanka (Kurzgedicht mit 31 Silben) publizierte. Er verliebte sich in Horiai Setsuko (1886-1913).
1902 Veröffentlichung seiner Tanka in der Zeitung Iwate Nippô. Im Juli Schwindelaffäre in der Schule, an der er beteiligt war. Am 1. Oktober Erscheinen des ersten Tanka Takuboku's in der Zeitschrift Myôjô Mitte des Monats Austritt aus der Schule, Ende des Monats Fahrt nach Tôkyô, wo er völlig mittellos das Leben eines Literaten beginnen wollte. Am 9. November zum ersten Mal bei einer Versammlung der Shinshisha anwesend.
1903 17. Februar, der Vater holte den kranken Takuboku in die Heimat zurück. Ab Oktober 1902 laufend Veröffentlichungen von Tanka und ab Dezember 1903 auch von Shi (längeres Gedicht) in der Zeitschrift Myôjô. Zu dieser Zeit Annahme des Künstlernamens Takuboku (Specht)*.
1904 3. Februar, Verlobung mit Horiai Setsuko. Durch die Publikation zahlreicher Shi in den Zeitschriften Teikoku Büngaku (Literatur), Jidaishichô (Geistesströmung der Zeit), Taiyô (Sonne), Shirayuri (Weiße Lilie)und natürlich Myôjô langsam in literarischen Kreisen bekannt, reiste er am 31. Oktober zwecks Veröffentlichung der ersten-Shi-Sammlung nach Tôkyô Verblieb dort bis Mai nächsten Jahres, wieder ohne feste Beschäftigung. In der Zwischenzeit im Dezember Suspendierung des Vaters von seinem Amt als Priester, da ihm Unterschlagungen vorgeworfen wurden.
1905 Im April Übersiedlung der Familie nach Morioka. Am 3. Mai.erschien die erste Shi-Sammlung "Akogare (Sehnsucht)" in Tôkyô. Im Juni Beginn von Takuboku's Eheleben mit Setsuko, die ihm Ende Mai angetraut worden war. Da der Vater arbeitslos war, hatte Takuboku die Verantwortung für die ganze Familie. Fand aber das ganze Jahr 1905 keine Stelle, daher große Not. Im September erschien die erste und letzte Nummer der von Takuboku herausgegebenen literarischen Zeitschrift Shôtenchi (Der Mikrokosmus).
1906 Kehrte im März nach Shibutami zurück, wo er vom April an als Hilfslehrer an der dortigen Schule unterrichtete. Sein Gehalt betrug acht Yen, was das Lebensminimum darstellte. Gleichzeitig Wiederaufnahme des Verfahrens gegen seinen Vater und Hoffnung auf Möglichkeit der Rückkehr in sein Amt. Im Juni kurzer Besuch Takuboku's in der Hauptstadt, wo er die ersten Werke des Naturalismus kennenlernte, so zum Beispiel Shimazaki Tôson's (1872-1943) Roman "Hakai (Ausgestossen)". Nach Rückkehr im Juli Niederschrift des ersten Romanes "Kumo wa tensai de aru (Die Wolke ist ein Genie)". Im August verfaßte er den Roman "Omokage (Das Antlitz)". Im Dezember wurde in der Zeitschrift Myôjô der im November geschriebene Roman "Sôretsu (Der Leichenzug)" publiziert. Am 29. Dezember Geburt der Tochter Kyôko.
1907 19. April, Takuboku leitete einen Teil der Schüler zu einem Protestmarsch gegen den Schuldirektor. Dieser Vorfall und der endgültige Verlust des Priesterpostens seines Vaters führten dazu, daß Takuboku und seine Familie abermals und nun endgültig die Heimat verließen. Am 4. Mai trennte er sich von seiner Familie in Morioka und fuhr mit seiner jüngeren Schwester auf Stellensuche nach Hokkaidô. Takuboku blieb in Hakodate, die Schwester fuhr nach Otaru, wo die ältere Schwester verheiratet war. Am 11. Mai wurde er vorläufiger Angestellter der Gewerbekammer von Hakodate. Ab 11. Juli Hilfslehrer der Volksschule von Hakodate. Sein Gehalt betrug nun zwölf Yen. Dort lernte er die Lehrerin Tachibana Chieko (1889-1922) kennen, der er zahlreiche Tanka widmete. Ab Juli Vereinigung mit Frau, Kind und Mutter in Hakodate. Ab 18. August außerdem Posten als Journalist für die ZeitungHakodate Nichinichi Shinbun. Am 25. August großes Feuer von Hakodate. Haus, Schule und Redaktion der Zeitung brannten ab. Im September Aufbruch nach Sapporo, wo er eine Stelle bei der Zeitung Hokumonshinpô als Korrekturenleser fand. Ab 27. September Antritt als Reporter bei der Zeitung Otaru Nippô. Am 12. Dezember beschloß er wegen eines Streites mit seinem Vorgesetzten, bei dem es zu Tätlichkeiten gekommen war, seinen Posten wieder zu quittieren. Neujahr verbrachte die Familie in Verzweiflung.
1908 Ein Freund vermittelte ihm eine Stelle bei der Zeitung Kushiro Shinbun. Dort verdiente er fünfundzwanzig Yen. Die Familie abermals zurücklassend begab er sich am 19. Jänner nach Kushiro, wo er am 21. ankam. Er verliebte sich in die Geisha Koyakko (1890-1965), hatte aber auch Beziehungen zu anderen Frauen, wie zu der Krankenschwester Umekawa Misao (1885-1967). Im Februar veröffentlichte er das Essay "Takujô isshi (Ein Zweig auf dem Tisch)", das seine erste Stellungnahme zum Naturalismus ist. Ende März beschloß er, als Literat nach Tôkyô zurückzukehren. Fuhr nach Hakodate, vertraute seine Familie, die er dorthin holte, seinem Freund Miyazaki Ikuu (1885-1962) an und bestieg am 24. April das Schiff nach Tôkyô. Begann dort, von geliehenem Geld lebend, einen Roman nach dem anderen zu schreiben: "Kikuji kun (Herr Kikuchi)", "Byôin no mado (Das Fenster des Krankenhauses)", "Haha (Die Mutter)", "Futasuji no chi (Blut aus zwei Adern)" und "Birôdo (Samt)", aber niemand nahm sie ihm ab. Er hatte wieder Verkehr mit der Shinshisha und mit dem Kreis um Mori Ogai (1862-1922). Voll Verzweiflung und Enttäuschung griff er wieder auf das Tanka zurück, das er seit dem Anfang seiner Dichterlaufbahn vernachlässigt hatte. Unter den zahlreichen Tanka, die er in diesem Sommer dichtete, waren auch "Tôkai no kojima no (Auf einer kleinen Insel im Ostmeer) und "Tawamure ni haha o se oite" (Im Scherz nahm ich die Mutter auf den Rücken), die zu seinen bekanntesten zählen. Er konnte sie zum Teil in Myôjô veröffentlichen. Ab November erschien sein Roman "Chôei (Der Schatten eines Vogels)" als Fortsetzungsserie in der Zeitung Tôkyô Mainichi Shinbun.
1909 1. Jänner, erste Nummer der neuen literarischen Zeitschrift Subaru (Die Pleijaden). Darin Publikation von Takuboku's Roman "Sekiri (Dysenterie)". In der zweiten Nummer sein Roman "Ashiato (Die Fußspur)" publiziert. Ab 1. März, nach zehn Monaten ohne Arbeit, während derer er sich erfolglos um verschiedene Stellen beworben hatte, Antritt als Korrekturenleser in der Zeitung Tôkyô Asahi Shinbun. Sein Vorgesetzter war Sato Shinichi, ebenfalls aus Morioka und daher Takuboku wohlgesinnt. In den arbeitslosen Monaten hatte ihn hauptsächlich Kindaichi Kyôsuke unterstützt. Nun verdiente er wieder fünfundzwanzig Yen, konnte aber damit nicht die fälligen Schulden bezahlen Vom 7. April bis 16. Juni Abfassung des berühmten "Romaji-nikki" (Tagebuch in Lateinschrift). Am 16. Juni Wiedervereinigung mit Frau, Mutter und Tochter nach über einem Jahr. Im Oktober Publikation des Romans "Hagaki (Die Postkarte)" in Subaru. Am 2. Oktober kehrte Setsuko mit der kleinen Tochter, müde des sorgenvollen Lebens, zu ihrer Familie nach Morioka zurück. Durch Vermittlung von Freunden kehrte sie am 26. Oktober wieder nach Tôkyô heim. Ab 30. November Veröffentlichung das Essays "Kuubeki shi (Gedichte zum Essen)'' in sieben Folgen in der Zeitung Tôkyô Mainichi Shinbun. In der Dezembernummer von Subaru Publikation des Essays "Kiregire ni kokoro ni ukanda kanji to kaisô (Verschwommen ins Herz schwebende Gefühle und Gedanken)" und am 19. Dezember Erscheinen des Essays "Bungaku to seiji (Literatur und Politik)" in der Tôkyô Mainichi Shinbun. Im Dezember kam auch der Vater Ittei zur Familie nach Tôkyô.
1910 In der ersten Nummer des Jahres der Zeitschrift Subaru erschienen die Essays "Ichinenkan no kaiko (Rückblick auf ein Jahr)" und "Makitabako (Die Zigarette)". Im März erhielt er die Aufgabe, die Korrekturenlesung der gesammelten Werke des verstorbenen Dichters Futabatei Shimei (1864-1909) zu übernehmen. Im April Veröffentlichung des Romans "Michi (Der Weg)" in der Zeitschrift Shinshôsetsu (Der neue Roman). Vom Mai bis Juni Niederschrift des Romanes "Warera no ichidan to kare (Unsere Gruppe und er)". Im Juni tief erschüttert von der sogenannten Kôtoku-Affäre, die durch einen angeblichen Mordversuch an Kaiser Meiji verursacht worden war. Im August verfaßte er das Essay "Jidai heisoku no genjô (Die Stagnation der Zeit)". Ab 15. September war er für die Asahi kadan, die Tanka vorbehaltene Rubrik der Zeitung Asahi Shinbun, verantwortlich. Im Oktober Geburt des Sohnes Shinichi, der drei Wochen später starb. Am 1. November erschien das Essay "Ichirikoshugisha to yûjin to no taiwa (Zweigespräch eines Egoisten mit seinem Freund)" in der Zeitschrift Sôsaku (Die Dichtung). Am 1. Dezember Veröffentlichung der ersten Tanka-Sammlung "Ichiaku no suna (Eine Handvoll Sand)". Im Dezember wurde sein Gehalt in der Tôkyô Asahi Shinbun auf achtundzwanzig Yen erhöht und er bekam die Möglichkeit in der Nacht zu arbeiten. Dennoch reichte das Geld bei weitem nicht für die fünfköpfige Familie. Am 20. Dezember Publikation des Essays "Uta no iroiro (Verschiedenes über das Tanka)" in der Tôkyô Asahi Shinbun.
1911 Anläßlich eines Neujahrbesuches bei einem Verteidiger der Angeklagten in der Kôtoku-Affäre lernte er deren Verteidigungsschriften kennen und war so beeindruckt davon, daß er sich auf deren Seite stellte. Im Jänner entstand auch der Plan, gemeinsam mit seinem Freund Toki Aika (Zenmaro 1885-1980) die Zeitschrift Jumoku to Kajitsu (Baum und Frucht) herauszugeben. Am 24. Jänner vollendete er den Artikel "Museifushugisha inbôjiken keika oyobi futai genshô" (Der Verlauf der Verschwörungsaffäre der Anarchisten und ihre Nebenerscheinungen). Am 4. Februar begab er sich wegen einer chronischen Bauchfellentzündung in das Universitätskrankenhaus, aus dem er am 15. März entlassen wurde, weil keine Hoffnung auf Heilung bestand. Im April griff die Tuberkulose auf die Lungen über. Im Mai schrieb er das Essay "'V Narod Series' A letter from prison" ('V Narod Zyklus' Ein Brief aus dem Gefängnis). Im Juni verbot er Setsuko, abermals nach Morioka zurückzukehren und brach die Beziehungen mit ihrer Familie ab. Niederschrift der Gedichte "Hateshi naki giron no nochi (Nach einer endlosen Diskussion)" und der Gedichte "Ie (Das Haus)" und "Hikôki (Das Flugzeug)", die er zum Teil in der Zeitschrift Sôsaku veröffentlichte. Die ganze Zeit mehr oder weniger hohes Fieber. Im Juli ergriff die Krankheit auch Setsuko. Lebte seit dem Ausbruch seiner Krankheit von geliehenem Geld, von Vorschüssen seitens seiner Arbeitsstelle bei der Asahi Shinbun und vom Erlös versetzten Besitzes. Im September verließ der Vater die Familie wegen Streitigkeiten. Außerdem Bruch mit dem Freund und Schwager Miyazaki Ikuu.
1912 Am 19. Jänner Niederschrift des letzten Essays "Byôshitsu yori" (Aus dem Krankenzimmer). Im Jänner spuckte die Mutter Blut und starb am 7. März an Lungentuberkulose. Auch Takuboku's Befinden verschlechterte sich und er starb am 13. April. Am 20. Juni erschien Takuboku's zweite Tanka-Sammlung "Kanashiki gangu (Trauriges Spielzeug)" im Verlag Tôundô.

* Die beiden Zeichen für taku und boku werden laut dem Modern Reader´s Japanese-Englisch Character Dictionary von A.N. Nelson, Tuttle, Tokyo, 9. Aufl. 1972 mit dem Zeichen für Vogel gemeinsam kitsutsuki gelesen; das bedeutet Specht (woodpecker). Takuboku hat sich für seinen Künstlernamen der chinesischen Lesung dieser Zeichen bedient.


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