Ruth Linhart | Dissertation| Gedichte
Übersetzt von Ruth Linhart
Im weißen Sand des Strandes einer kleinen Insel im
östlichen Meer
in Tränen aufgelöst
spiele ich mit den
Krabben.
Tôkai no kojima no iso no shirasuna ni
ware nakinurete
kani to tawamuru (1)
Eine ganz rostige Pistole kam hervor,
als ich in den
Dünen
mit den Fingern im Sand grub.
Itaku sabishi pizutoru idenu
sunayama no
suna o yubi
motearishini (4)
Ein Tag, an dem mir, im Sand einer Düne am Bauche liegend,
die
erste Liebe
und ihr Schmerz von ferne einfällt.
Sunayama no suna ni harabai
hatsukoi no
itami o tôku
omohiizuru hi (6)
Das Zeichen "Groß" schrieb ich
über hundertmal
in den Sand,
dann gab ich das Sterben auf und ging heim.
Dai to iu ji o hyaku amari
suna ni kaki
shinu koto o yamete
kaerikitareri (10)
In einem Zimmer ohne Licht bin ich,
Vater und Mutter
klopfen mit
dem Stock und treten aus der Wand.
Hokagenaki shitsu ni ware ari
chichi to haha
kabe no naka
yori tsuetsukite izu (13)
Im Spaß nehme ich die Mutter auf den Rücken,
aber
weinend, weil sie allzu leicht ist,
vermag ich keine drei Schritte zu gehen.
Tawamure ni haha o seoite
sono amari karoki ni nakite
sanpo
ayumazu (14)
Jedes Mal, wenn im Heimatdorf mein Vater hustet,
breche ich in
Husten aus!
Traurig, krank zu sein.
Furusato no chichi no sekisuru tabi ni kaku
seki ni izuru
ya
yameba hakanashi (16)
Hätte ich eine Arbeit,
die ich gerne täte,
ich
glaube, ich würde sterben wollen, wenn sie fertig ist.
Kokoroyoku
ware ni hataraku shigoto are
sore o shitogete
shinamu to omou (20)
Als ich zu einem Spiegelgeschäft kam,
erschrak ich
plötzlich -
was für ein armseliger Typ geht da vorbei?
Kagamiya no mae ni kite
futo odorokinu
misuborashi geni ayumu
mono ka mo (38)
Auf einmal wollte ich unbedingt in einen Zug einsteigen,
als ich
aus dem Zug ausstieg -
kein Ort zum Hingehen.
Nani to naku kisha ni noritaku omoishi nomi
kisha o orishi
ni
yuku tokoro nashi (39)
Ich ging in ein leeres Haus hinein,
weil ich eine Zigarette rauchen
wollte.
Ach, das einzige, das ich möchte, ist ganz allein sein.
Akiya ni iri
tabako nomitaru koto ariki
aware tada hitori
itaki bakari ni (40)
Du schmutziger Kragen des Herbstkimono,
wie traurig,
riechst
nach den gebratenen Nüssen der Heimat.
Akajimishi awase no eri yo
kanashiku mo
furusato no kurumi
yakuru nioi su (112)
Alle meine Gedanken
haben scheinbar damit zu tun, dass ich kein
Geld habe.
Der Herbstwind bläst.
Waga idaku shisô wa subete
kane naki ni in suru
gotoshi
aki no kaze fuku(144)
Früh lernte ich die Süße
und den Schmerz der Liebe
kennen.
Früh bin ich alt.
Sakinjite koi no amasa to
kanashisa o shirishi ware
nari
sakinjite oyu(188)
Sanft grünen die Weiden
am Ufer des Kitakami vor meinen
Augen.
Mir ist zum Weinen.
Yawaraka ni yanagi aomeru
kitakami no kishibeme ni miyu
nake
to gotoku ni(215)
Ach, jene Lehrerin,
wie einsam funkelte es am Rand
ihrer
Brille
Aware kano
megane no fuchi o sabishigeni hikaraseteishi
onna
kyôshi (313)
Dass durch die Akazien- und Pappelallee
der Herbstwind traurig
blies,
das ist im Tagebuch übrig geblieben.
Akashiya no namiki ni popura ni
aki no kaze
fuku ga kanashi
to niki ni nokoreri (338)
Das Kind auf dem Rücken,
brachte sie mich zur Haltestelle,
durch die der Schnee blies,
ach, die Augenbrauen meiner Frau.
Ko o oite
yuki no fukiiru teishaba ni
ware miokurishi tsuma
no mayu kana (361)
Koyakko hieß die Frau,
weiche
Ohrläppchen und
anderes, hart zu vergessen.
Koyakko to iishi onna
yawarakaki
mimitabo nado mo
wasuregatakari (391)
An mich geschmiegt,
in tiefer Nacht im Schnee stehend,
wie warm
die rechte Hand der Frau.
Yorisoite
shinya no yuki no naka ni tatsu
onna no mete no
atatakasa kana (392)
"Willst du nicht sterben?" Als ich das sagte:
"Schau das an!"
und zeigte mir eine Wunde am Hals, ach die Frau.
Shinitaku wa nai ka to ieba
kore miyo to
nondo no kizu o
miseshi onna kana (393)
Als die Dielenbretter unter den Füßen vor Kälte
knarrten,
beim Heimgehen am Gang
ein unerwarteter Kuß.
Kishikishi to samusa ni fumeba ita kishimu
kaeri no rôka
no
fui no kuchizuke (401)
Die Zeit, in der die Kartoffeln blühen
ist gekommen.
Auch
du würdest diese Blüten lieben.
Bareisho no hana saku koro to
narerikeri
kimo mo kono hana o
sukitamafuramu (424)
Wenn ich auf der Straße eine Gestalt sehe, die dir ähnlich
ist
tanzt mein Herz -
hab Erbarmen.
Kimi ni nishi sugata o machi ni miru toki no
kokoro odori
o
aware to omoe (428)
Treffen wir uns noch einmal bis zum Tod,
wenn ich das sagte,
ob
auch du leise mit dem Kopf nicken würdest?
Shinu made ni ichido awamu to
ii yaraba
kimi mo kasuka ni
unazukuramu ka (432)
Außerhalb der Hauptstadt von Ishikari,
wo dein Haus
ist,
fallen jetzt wohl die Apfelblüten ab.
Ishikari no miyako no soto no
kimi ga ie
ringo no hana no
chirite ya aramu (435)
Die Gedichte sind der folgenden Gesamtausgabe der Werke Ishikawa Takubokus entnommen: Takuboku zenshû, 1. Bd., insgesamt 8 Bde. hrsg. von Kindaichi Kyôsuke, Toki Zenmarô, Ishikawa Masao, Odagiri Hideo, Iwaki Yukinori, Verlag Chikuma Shobo, Tôkyô, 1967-1968. Die in Klammer gesetzten Zahlen der japanischen Version der Tanka bezieht sich auf die Reihenfolge der Tanka in der genannten Gesamtausgabe.
Weitere Tanka folgen.
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